Augsburger Allgemeine (Land Nord)
Manche Traditionen müssen überdacht werden
Zur Diskussion über die von Amnesty In ternational geforderte Umbenennung des Hotels Drei Mohren:
Ist es tatsächlich merkwürdig, wenn man etwas ändern will? „Das „Hotel Drei Mohren“hieß schon immer so und wir alle wissen, dass es nicht rassistisch gemeint ist, sondern im Gegenteil, Gastwirt Minner hat aus Gastfreundschaft drei dunkelhäutige Mönche aufgenommen. somit geht es um Nächstenliebe.
Floskeln wie „das war doch schon immer so“und „das ist nicht so gemeint“machen eine Diskussion verzwickt und allein der Gebrauch dieser Floskeln ist gefährlich. Es ist unbestreitbar, dass das Wort „Mohr“einen rassistischen Hintergrund hat und negativ belegt ist. Ja, das Wort war eine alltägliche Bezeichnung, im 8. Jahrhundert, für Menschen aus Mauretanien. Dies änderte sich spätestens in der Kolonialzeit, als Menschen mit dem Wort „Mohr“entmenschlicht wurden. „Mohr“hat verschiedene Wortursprünge: Einerseits lässt es sich aus dem lateinischen „maurus“ableiten, das beispielsweise für „schwarz“oder „dunkel“steht, andererseits stammt es auch aus dem griechischen „moros“, dass beispielsweise „töricht“und „dumm“bedeutet. Das Wort „Mohr“hat Geschichte und es fällt schwer, eine so erdrückende Geschichte klein zureden und dieses Wort mit Leichtigkeit zu verwenden.
Man will mit einem Namenswechsel nicht die Tradition des Hotels in Frage stellen oder gar verdrängen. Die Frage dagegen ist: Was hat es mit Tradition zu tun, Menschen verbal in Rassenschubladen zu stecken? Wie schade, dass dies anscheinend zu einer Tradition wurde oder als Tradition gesehen wird. Die individuelle Geschichte des Hotels steht nicht auf der Fassade des Hauses, es steht auch nicht auf der Fassade, wie der Name des Hotels gemeint ist oder interpretiert werden soll. Ab dem Moment, wenn Bezeichnungen erklärt werden müssen, um nicht falsch verstanden zu werden, müssen sie überdacht werden.
Marlene Kahn, Augsburg