Augsburger Allgemeine (Land Nord)
Alles, bloß kein Segen
Kreuzerlass Die Händler profitieren kaum von der Anordnung
München Ob der heilige Ambrosius, Schutzpatron der Krämer, sich angesichts der bayerischen Kreuzpflicht die Hände gerieben hat? Falls ja, dürfte er schwer enttäuscht sein: Für die Händler von Kirchenbedarf blieb der Segen jedenfalls aus, wie jetzt eine Umfrage ergab. Einzig Andreas Puettmann, Geschäftsführer der J. G. Schreibmayr GmbH in München, berichtete von 20 bis 30 Kunden, die gezielt wegen des Erlasses der Staatsregierung nach Kreuzen gefragt hätten. „Ich kann mich aber noch nicht zur Ruhe setzen, ich muss weiterarbeiten“, scherzt der Chef des Fachgeschäfts.
Auf Anordnung von Ministerpräsident Markus Söder (CSU) war das Kreuz Anfang Juni zum PflichtElement im Eingangsbereich der Dienstgebäude des Freistaats geworden. So soll – nach Interpretation der Staatsregierung – die christlich-abendländische Tradition Bayerns deutlich werden. Oppositionspolitiker wie auch Kirchenvertreter kritisierten dies als billigen Schachzug im Landtagswahljahr.
Die meisten nun gekauften Produkte seien aus Edelstahl, ohne Christuskörper und etwa 30 Zentimeter groß gewesen, sagt Puettmann. „Also nicht ganz klein, aber weitgehend unaufdringlich.“
Unter den Kunden waren ein Bauamt, eine staatliche Bibliothek, ein Polizeipräsidium und ein Gefängnis. Andere Kreuzhändler verzeichnen nach eigenen Angaben kaum oder überhaupt keine Käufer: „Der Kreuzerlass blieb, auch wenn das für uns eher unerfreulich ist, weitgehend folgenlos“, teilt Thomas Ludwig, Geschäftsführer der Carl Ludwig GmbH & Co KG in München, mit. Michael Pfaffenzeller von der Holzschnitzerei Klucker in Oberammergau hatte eh nicht erwartet, dass der Zwang zum Kreuzschmuck das Geschäft mit Kruzifixen ankurbelt. Der Holzbildhauer fasst es in aller Kürze zusammen: „Das war a Kas.“