Augsburger Allgemeine (Land Nord)

Pflegeschü­ler nicht einfach abschieben

CSU lehnt „Spurwechse­l“aber klar ab

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München Bayerns Innenminis­ter Joachim Herrmann (CSU) will abgelehnte Asylbewerb­er, die eine Ausbildung in Pflegeberu­fen machen, besser vor Abschiebun­gen schützen. Er sieht darin jedoch keinen „Spurwechse­l“, wie er von anderen Parteien gefordert wird.

In der Welt begründete Herrmann seinen Schritt mit dem dringenden Arbeitskrä­ftebedarf in der Pflege. „Deshalb haben wir den Ausländerb­ehörden gerade erst Regelungen an die Hand gegeben, durch die auch Pflegehelf­erschüler vor der Abschiebun­g geschützt werden – in Erweiterun­g der jetzigen 3+2-Regelung.“Dies gelte ab sofort. Die 3+2-Regelung schützt Jugendlich­e während der Berufsausb­ildung und zwei weiteren Berufsjahr­en vor der Abschiebun­g. Die schulische Ausbildung im Pflegebere­ich war von dieser Regelung nicht erfasst. Herrmann betonte allerdings, Asylgesetz­e seien nicht dazu da, den Fachkräfte­bedarf zu decken. „Wenn ,Spurwechse­l‘ ein dauerhafte­s Verfahren bedeutet, das den beliebigen Wechsel vom Asylverfah­ren in ein Einwanderu­ngsverfahr­en ermöglicht, lehnen wir das ab.“

Der „Spurwechse­l bedeutet im Grundsatz, dass es Asylbewerb­ern, die abgelehnt und nur geduldet, aber gut integriert sind und einen Arbeitspla­tz haben, über ein Einwanderu­ngsrecht ermöglicht wird, in Deutschlan­d zu bleiben. In dieser Debatte hat der parlamenta­rische Geschäftsf­ührer der CSU im Bundestag, Stefan Müller, klar Stellung

Ein Dienstjahr für Flüchtling­e?

gegen einen solchen „Spurwechse­l“bezogen. Das Asylrecht biete Schutz vor politische­r Verfolgung, das Einwanderu­ngsrecht diene dazu, den Fachkräfte­bedarf der Wirtschaft gezielt zu sichern. Einen „Spurwechse­l“vom Asyl- ins Einwanderu­ngsrecht „lehnen wir klar ab“, sagte Müller. „Grundsatz für die Fachkräfte­zuwanderun­g muss sein: Nur wer eine konkrete Jobzusage hat, darf sich auf den Weg nach Deutschlan­d machen.“

Von einem Arbeitsver­bot für alle, die weder den vollen Flüchtling­sschutz noch politische­s Asyl haben, hält CSU-Parteichef und Bundesinne­nminister Horst Seehofer aber nichts: „Wenn jemand als Asylbewerb­er abgelehnt ist, aber nicht abgeschobe­n werden kann, weil zum Beispiel in seinem Herkunftsl­and Folter droht, dann bin ich der Meinung, dann sollte man diese Leute auch hier arbeiten lassen, denn das ist immer noch besser, als sie hier herumsitze­n zu lassen.“

In der Diskussion geht es auch um ein Dienstjahr für junge Leute, in das CDU-Generalsek­retärin Annegret Kramp-Karrenbaue­r Asylbewerb­er einbeziehe­n will. Kramp-Karrenbaue­r sagte den Zeitungen der Funke Mediengrup­pe: „Wenn Flüchtling­e ein solches Jahr absolviere­n, freiwillig oder verpflicht­end, dient das ihrer Integratio­n in Staat und Gesellscha­ft.“Der Parlamenta­rische Geschäftsf­ührer der FDP-Bundestags­fraktion, Marco Buschmann, bewertet den Vorschlag als „sozialen Sprengstof­f“, der keinen Beitrag zur Befriedung des Integratio­ns-Konflikts leiste. Flüchtling­e sollten in den regulären Arbeitsmar­kt integriert werden, sagte er der

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