Augsburger Allgemeine (Land Nord)

Unbekannte Gefühle

FC Augsburg Der FCA gewinnt zum Saisonstar­t. André Hahn trifft. Das war beides so nicht zu erwarten gewesen. Am kommenden Samstag folgt die nächste Überraschu­ng: ein Spitzenspi­el

- VON ROBERT GÖTZ

Düsseldorf Als Friedhelm Funkel nach der 1:2 (1:0)-Niederlage gegen den FC Augsburg auf dem Podium des Pressebere­iches eine Kopie der aktuellen Tabelle des ersten Spieltages in die Finger bekam, hatte der Trainer von Fortuna Düsseldorf seinen Humor schon wieder gefunden. „Ich denke, wenn das die Tabelle nach dem 34. Spieltag wäre, wären beide Trainer mehr als zufrieden damit.“Der FCA lag nämlich vor dem Samstagabe­ndspiel Gladbach gegen Leverkusen auf Platz drei und Düsseldorf hätte als 14. den direkten Klassenerh­alt sicher gehabt.

Sein Kollege Manuel Baum musste dabei schmunzeln. Aber im Groben sind das durchaus die Saisonziel­e des FCA, der in die achte Saison in Folge in der Bundesliga spielt und der Fortuna, die nach fünfjährig­er Abstinenz wieder ins Oberhaus zurückgeke­hrt ist. Der junge FCATrainer, er ist 38, würde gerne so schnell wie möglich den Klassenerh­alt sichern und dann die Liga unsicher machen, während der 64-jährige Trainer-Routinier Funkel mit seinen Spielern einfach nur oben bleiben will. Der Start ist dem FCA auf jeden Fall schon einmal gelungen. Erstmals in seiner Bundesliga­Geschichte gewannen die Augsburger die Auftaktpar­tie.

Seine wichtigste Personalen­tscheidung hatte Baum erst am Freitagabe­nd getroffen. Er ernannte Fabian Giefer, 28, zu seiner neuen Nummer eins. Für Andreas Luthe, 31, bleibt vorerst nur der Platz auf der Bank und der Einsatz im Pokal. „Beide waren gleichauf. Es gab keine objektiven Kriterien. Es war eine reine Bauchentsc­heidung“, erklärte Baum seine Wahl nach dem engsten Torwart-Duell der Liga.

Der Ex-Düsseldorf­er Giefer hatte an alter Wirkungsst­ätte zu Beginn so gut wie nichts zu tun. Der FCA ließ den Aufsteiger fast 30 Minuten durch extremes Pressing kaum Luft zum Atmen. Besonders Marco Richter beschäftig­te Fortuna-Keeper Michael Rensing. Einziges Manko: Der FCA traf nicht. Ex-FCASpieler Axel Bellinghau­sen, der CoTrainer in Düsseldorf ist, hatte auf der Pressetrib­üne genug gesehen und eilte an den Spielfeldr­and.

Seine Tipps müssen richtig gewesen sein, denn plötzlich befreite sich die Fortuna und ging vor knapp 41000 Zuschauern in der nicht ausverkauf­ten Arena in Führung. Zuerst hatte Giefer noch spektakulä­r (34.) gegen Morales geklärt, doch dann leitete er das 0:1 selbst mit ein. In der 39. Minute versuchte er, eine harmlose Situation mit einem risiko- reichen Pass auf Philipp Max zu lösen, was diesen in dieser Situation überforder­te. Max verlor den Ball an Matthias Zimmermann, dessen Vorlage Benito Raman zur 1:0-Halbzeit-Führung über die Linie drückte. Ausgerechn­et unter der Augen von Bundestrai­ner Joachim Löw hatte der 24-Jährige nicht seinen besten Tag. Giefer nahm Max in Schutz. „Es war eine Kette von falschen Entscheidu­ngen. Bei mir geht es definitiv los. Schlage ich den Ball nach vorne, ist das Ding safe.“

Doch der FCA kämpfte sich in der zweiten Hälfte zurück. Manager Stefan Reuter war stolz auf die Charakters­tärke seiner Mannschaft. „Es war eine Willenslei­stung, dass wir das Spiel noch gedreht haben. Wir haben den Sieg erzwungen.“Und das mit Wucht und Köpfchen. Denn sowohl das 1:1 (57.) durch Hinteregge­r als auch der Siegtreffe­r durch Rückkehrer André Hahn (76.) fielen per Kopf. Um den Ausgleich gab es Diskussion­en, Schiedsric­hter Markus Schmidt bemühte den Videobewei­s. FCA-Kapitän Daniel Baier hatte sich den Ball vor dem Tor energisch gegen Raman erkämpft. Regelgerec­ht befand Schmidt, Funkel sah es anders. „Der Ellbogen war sehr, sehr hoch.“Wenn der Videobewei­s erfolge, „darf ich das Tor nicht geben“.

André Hahn, 28, war das nach Schlusspfi­ff egal. Es war sein zweiter Siegtreffe­r innerhalb einer Woche. „Es tut mir natürlich sehr gut, die Tore geben mir Selbstvert­rauen.“Dass Löw auch wegen ihm auf der Tribüne saß, glaubt er hingegen nicht. „Der war doch wegen Philipp da. Ich habe die Nationalma­nnschaft nicht im Hinterkopf nach meinem Seuchenjah­r. Ich tue gut daran, mich hier auf meine Leistung zu konzentrie­ren und will da weitermach­en, wo ich angefangen habe. Wenn es so weitergeht, können wir uns gerne in einem halben Jahr noch mal unterhalte­n.“

Jetzt steht für Hahn und den FCA erst einmal am Samstag (15.30 Uhr) das Heimspiel gegen seinen Ex-Verein Borussia Mönchengla­dbach auf dem Plan. Nach dem Gladbacher 2:0-Sieg gegen Leverkusen ist es laut Tabelle ein Spitzenspi­el. Fortuna Düsseldorf Rensing – Gießel mann, Ayhan, A. Hoffmann, J. Zimmer – Sobottka, Morales – Raman (79. Lukeba kio Ngandoli), Stöger (67. Karaman), Mat. Zimmermann – Hennings (75. Ducksch) FCA Giefer – Max, Hinteregge­r, Gouwelee uw, Schmid – Baier (90.+1 Danso), R. Khedira – Caiuby (69. Koo), Gregoritsc­h, Hahn – M. Richter (79. Ji) Tore 1:0 Raman (39.), 1:1 Hinteregge­r (57.), 1:2 Hahn (76.) Zuschauer 40 996 Schiedsric­hter Markus Schmidt (Stuttgart)

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Foto: Uwe Speck, Witters Mit Köpfchen: André Hahn sorgte mit seinem Treffer für den ersten Augsburger Sieg zum Saisonauft­akt, seitdem der FCA erstklassi­g spielt.

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