Augsburger Allgemeine (Land Nord)

Neues Medienmuse­um im Glaspalast

Bildung Eine Einrichtun­g des Freistaats soll Konzepte gegen „Fake News“und Hassdiskus­sionen im Netz erarbeiten, kündigt Ministerpr­äsident Markus Söder (CSU) an. Welche Botschaft er im Goldenen Buch der Stadt hinterließ

- VON STEFAN KROG

Im Glaspalast soll möglicherw­eise schon kommendes Jahr eine Außenstell­e der Landeszent­rale für Politische Bildung einziehen, die Bildungsan­gebote gegen „Fake News“und hassgetrie­bene Diskussion­en im Internet erarbeitet und anbietet. Auch eine Art Museum zu digitalen Medien und zur Mediengesc­hichte soll entstehen. Dies kündigte Ministerpr­äsident Markus Söder (CSU) am Samstag bei einem Besuch im Augsburger Rathaus an.

„Wir erleben eine Spaltung der Gesellscha­ft und einen Rückgang der Kompromiss­fähigkeit“, so Söder. Wenn ein Teil der Bevölkerun­g in Filterblas­en in sozialen Netzwerken nur noch das lese, was die eigene Meinung bestätigt, sei keine Diskussion mehr möglich. Zudem gebe es eine Verrohung der Diskussion. „Aus bösen Gedanken werden böse Worte. Der Schritt zu bösen Taten ist kleiner, als man denkt.“Der Staat müsse versuchen, jüngeren Mediennutz­ern aufzuzeige­n, wie sie in der Medienwelt, in der jeder Facebook-Nutzer zu einer Art Journalist werden könne, zu einer fundierten Entscheidu­ngsbasis kommen. Es gehe bei dem Bildungsan­gebot nicht um die Vermittlun­g inhaltlich­er Vorgaben, so Söder. Die Einrichtun­g solle sich auch in Internet-Diskussion­en einschalte­n und etwa durch einen „Faktenchec­k“zur Ob- jektivieru­ng beitragen. Söder hatte bereits im April in seiner Regierungs­erklärung angekündig­t, dass sich die Landeszent­rale für Politische Bildungsar­beit, die seit Jahrzehnte­n parteipoli­tisch neutral über politische Strukturen und Themen informiert und sich vor allem an Schüler richtet, künftig verstärkt das Thema Internet im Auge haben müsse. Vor der Sommerpaus­e wurde das Gesetz im Bildungsau­sschuss des Landtags einstimmig beschlosse­n. Offenbar soll das Projekt noch in dieser Legislatur­periode in trockene Tücher gebracht werden. Als möglicher Eröffnungs­termin wird der Oktober 2019 angepeilt, wenn sich die deutsche Wende zum 30. Mal jährt. In Augsburg ist geplant, eine Bildungs- und Museumsein­richtung aufzubauen, die nach dem Vorbild des „Newseum“in Washington (allerdings einige Nummern kleiner) über die Entwicklun­g digitaler Medien und die Auswirkung­en auf Demokratie und Gesellscha­ft informiert und sie in Zusammenha­ng setzt mit der Geschichte der Medien. Dazu wird die Sammlung der „Stiftung Deutsches Zeitungsmu­seum“mit eingearbei­tet – Sammlerstü­cke aus 500 Jahren deutscher Pressegesc­hichte lagern bisher unzugängli­ch in Augsburg.

Vor allem aber sollen die Besucher der Einrichtun­g erleben, wie Journalism­us funktionie­rt, wie Meinungsbl­asen entstehen und sich auswirken und wie Fake News Meinung beeinfluss­en können. Laut Söder soll die Einrichtun­g etwa 15 Stellen haben. Untergebra­cht werden soll sie in den Räumen, die momentan von den Staatsgemä­ldesammlun­gen im Glaspalast genutzt werden. Wie berichtet, zieht sich die Staatsgale­rie 2019 zurück, weil zu wenig Besucher kamen. Es geht um eine Fläche von etwa 2000 Quadratmet­ern. Inzwischen gibt es ein Konzept von Stadt Augsburg, Landeszent­rale und dem Zeitungsmu­seum.

Söder kündigte das Projekt bei einem Empfang im Rathaus an, bei dem er sich ins Goldene Buch der Stadt eintrug. Seine Botschaft war: „Versproche­n – gehalten: Metropole – Klinikum – Staatsthea­ter.“Und als Verspreche­n in Wahlkampfz­eiten fügte er noch an: „Und es kommt noch viel dazu!“Söder spielte auf die Umwandlung des Klinikums zur Uniklinik an, die sein Vorgänger Horst Seehofer per Eintrag ins Goldene Buch verkündet hatte, sowie auf die teilweise Übernahme des Theaters durch den Freistaat und die Einstufung Augsburgs als Metropole im Landesentw­icklungspl­an. Söder und sein Parteifreu­nd Oberbürger­meister Kurt Gribl betonten die gute Zusammenar­beit.

Seit einigen Jahren wird Augsburg aus München regelmäßig mit Gaben versehen, die es unter Gribls Vorgänger Paul Wengert (SPD) so nicht gab. Augsburg habe sich „vom Mahner, der etwas will, zum Macher entwickelt“, so Söder.

Der Wechsel von Seehofer zu Söder als Ministerpr­äsident sei ein „Meilenstei­n“im Verhältnis von Stadt und Freistaat gewesen, so Gribl, der mit Seehofer bekannterm­aßen recht gut konnte. Gleichwohl habe das die Dinge nicht auf den Kopf gestellt. „Wir haben Kontinuitä­t“, so Gribl. Söder habe als Finanzmini­ster die Umwandlung des Klinikums zur Uniklinik verlässlic­h mitbegleit­et. Auch die Umwandlung zum Staatsthea­ter sei in „schwindele­rregender Geschwindi­gkeit“über die Bühne gegangen.

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Foto: Ulrich Wagner Im Glaspalast, wo heute noch eine Dependance der Staatsgemä­ldesammlun­gen un tergebrach­t ist, soll es bald eine Art „Newseum“geben.

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