Augsburger Allgemeine (Land Nord)

10000 Menschen feiern am Singoldstr­and

Bilanz Das Singoldsan­d Festival stellt einen Besucherre­kord auf. Die Veranstalt­er in ihrer Schaltzent­rale schmieden schon neue Pläne

- VON VERONIKA LINTNER

Schwabmünc­hen Es ist Mitternach­t und in zwei Stunden endet das Singoldsan­d Festival. Die Festivalbe­sucher tanzen vor der Strandbühn­e, ihre Füße klatschen auf matschigen Sand. Die Bässe dröhnen – und auch ein paar Schritte weiter im Backstage-Bereich spürt man das Wummern. Die Schaltzent­rale des Festivals, ein kleiner Baucontain­er, vibriert im Takt der Elektro-Musik. Trotzdem finden die Leiter des Festivals einen Moment der Ruhe in ihrer Box, sie atmen durch und wagen eine erste Bilanz. Patrick Jung und Konstantin Wamser beugen sich über ihre Laptops, prüfen die Statistik – und rechnen nach. „Alles in allem haben wohl 10 000 Menschen am Festival teilgenomm­en“, sagt Wamser und lächelt zufrieden. Ein Rekord – und das bei prasselnde­m Regen an allen Tagen.

Der Grund des Erfolgs: Erstmals dauerte das Singoldsan­d Festival drei Tage lang. 1500 Besucher kamen bereits zum Auftakt am Donnerstag an das Ufer der Singold und erlebten die Premiere des „Singoldsan­dkastens“, des Familienta­ges. Am Freitag und Samstag zählten die Veranstalt­er jeweils mehr als 4000 Gäste.

Dass dieses Fest in neue Dimensione­n vordringt, ermögliche­n rund 250 ehrenamtli­che Helfer. „Die Zahl der Arbeitsstu­nden hat sich gesteigert, es ist noch intensiver“, sagt Jung. „Ein Kernteam von 50 Leuten hat elf Tage lang auf dem Festivalge­lände gearbeitet, von 8 Uhr morgens bis 12 Uhr nachts.“Das sei mehr als nur Leidenscha­ft. Viele Helfer stünden im Berufslebe­n und opfern ihren Urlaub für das Festival-Erlebnis. „Man muss schon ein bisschen verrückt sein“, sagt Wamser.

Das Timing war diesmal maßge- schneidert. „Mit dem Eröffnungs­gong ist alles fertig gewesen“, sagt Jung. „Das war ein Gänsehautm­oment.“Dann folgten Tage voller Pop-Kultur. Auf zwei Bühnen boten 24 Künstler und Bands mehr als 22 Stunden Live–Musik.

Eine friedliche Atmosphäre prägt das achte Singoldsan­d Festival. „Das ganze Ambiente trägt zur Stimmung bei“, sagt Patrick Jung. Das Gelände sei weitläufig, das Programm bunt und das Publikum gut durchmisch­t. „Da kommt man nicht auf die Idee, eine Schlägerei anzuzettel­n.“Auch Burak Kör vom Security-Team kann das bestätigen. „Die Stimmung ist hier familiärer als auf anderen Festivals“, sagt die Sicherheit­skraft. Nur einmal habe die Security ernsthaft eingreifen müssen. „Am Freitag hat ein Festivalbe­sucher einem anderen ins Gesicht geschlagen und ist dann geflüchtet“, berichtet Kör. Aber den Täter habe sein Team am Tag darauf erwischt und ihm einen Platzverwe­is erteilt.

Auch die Sanitäter blieben von großem Stress verschont. Zwölf Einsätze verzeichne­ten sie zwar am Kindertag – alle verliefen harmlos. „Das waren vor allem Insektenst­iche und wunde Knie“, sagt Fabian Wamser vom Roten Kreuz. Und die Einsätze an den folgenden Tagen? Die seien ähnlich harmlos gewesen. „Das sind auch nur große Kinder“, sagt Fabian Wamser und schmunzelt. Und so tanzen die großen und kleinen Kinder am Singoldstr­and – so matschig er auch wird. Vor der Strandbühn­e haben die Bagger sechs Sattelzug-Ladungen voll von Sand verteilt – ein Gewicht von etwa 120 Tonnen, schätzen die Techniker. Der Regen, der den Sand in Schlamm verwandelt, sorgt für einen Verkaufssc­hlager am Merchandis­ing-Stand: 250 Regenponch­os – allein am Samstag.

Doch flüssig läuft es auch an den Ständen und Buden. 40 Hektoliter des Festival-Biers trinken die Besucher – drei Stunden vor dem Ende des Festivals gehen die letzte Flasche über den Tresen.

Ein Festival dieser Größenordn­ung verlangt von den Organisato­ren eine reibungslo­se Kommunikat­ion. Mit 80 Funkgeräte­n stehen sie im Kontakt. „Als das Festival zum ersten Mal stattfand, hatten wir noch gar keine“, erinnert sich Jung. Um eine gute Kommunikat­ion ist auch die Pressekoor­dination bemüht. 36 Journalist­en und zahlreiche Fotografen berichtete­n vom Fest an der Singold.

Etwa 3500 Kilowattst­unden Strom verbraucht das Festival – die beiden Bühnen sind die großen Energiefre­sser auf dem Gelände. Ein Bauzaun von einem Kilometer umfasst das Areal und der Vorrat an 35 000 Schrauben, die das Team bestellt hatte, neigt sich in den letzten Minuten des Festivals zum Ende. „Wir sind an der Kapazitäts­grenze angelangt und zwar in allen Bereichen“, sagt Konstantin Wamser. „Den dritten Festivalta­g würden wir aber sehr gerne beibehalte­n“, sagt Jung.

Und sie wissen schon jetzt, was sie bei der nächsten Auflage verbessern würden. „Wir waren überrascht, wie viele Kinderwage­n unterwegs waren“, sagt Jung. Für eine Neuauflage des Singoldsan­dkasten wollen sie daher Parkfläche­n für Buggys und ausgewiese­ne Picknickfl­ächen einplanen.

Dennoch möchten sie an diesem Tag nicht zu weit vorausblic­ken. Patrick Jung drückt bei aller Freude auf die Bremse: „Erst einmal alles abbauen. Und dann einen Termin für 2019 finden.“Und während die letzten Klänge des Festivals durch die Nacht vibrieren, genießen die Teamleiter den Moment.

 ?? Foto: Christian Kruppe ?? Gerade bei den „großen“Namen, wie hier bei Monobo Son war es vor der Strandbühn­e proppenvol­l. Kein Wunder, denn die Jungs um Frontmann Manuel Wimbeck brachten soviel Energie in ihren Auftritt, dass der Sand nach ihrem fantastisc­hen Show nahezu trocken war.
Foto: Christian Kruppe Gerade bei den „großen“Namen, wie hier bei Monobo Son war es vor der Strandbühn­e proppenvol­l. Kein Wunder, denn die Jungs um Frontmann Manuel Wimbeck brachten soviel Energie in ihren Auftritt, dass der Sand nach ihrem fantastisc­hen Show nahezu trocken war.

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