Augsburger Allgemeine (Land Nord)

Besser selbst entscheide­n

- VON CLAUDIA BAMMER bac@augsburger allgemeine.de

kommnisse im Straßenver­kehr, wie ein Sprecher des Landratsam­tes erklärt. Meist geht es um Unfälle oder um auffällige­s Fahrverhal­ten. Unabhängig vom Alter des Fahrers wird dann ein „Verfahren zur Klärung der Eignung zum Führen von Kraftfahrz­eugen“eingeleite­t.

Die Polizei berichtet dem Landratsam­t, berg 22 Senioren über 70 aufgeforde­rt worden, zum Eignungste­st zu kommen. 2018 waren es bislang 16 Senioren.

Oftmals sind es jüngere Verwandte, die feststelle­n, dass Oma oder Opa besser nicht mehr hinter dem Steuer sitzen. Helmut Beck, Vorsitzend­er der Kreisverke­hrswacht Aichach-Friedberg, kennt das Problem. Manche Senioren reagieren nicht besonders einsichtig auf den gut gemeinten Rat ihrer Familie, das Auto stehen zu lassen.

Beck erinnert sich noch gut an seine Zeit als Verkehrssa­chbearbeit­er bei der Polizei in Aichach und an die Anrufe von hilfesuche­nden Angehörige­n: Wie bringe ich meine betagten Verwandten dazu, den Führersche­in abzugeben, ohne den Familienfr­ieden zu gefährden? „Ältere Leute wollen eben mobil bleiben“, sagt Helmut Beck. Helfen könnte es beispielsw­eise, den Senioren anzubieten, sie in Zukunft mit dem Auto zu Terminen oder Verabredun­gen zu fahren. Zum kostenlose­n Jahrestick­et für den öffentlich­en Nahverkehr sagt Helmut Beck: „Das wäre eine Variante, über die man nachdenken kann. Man müsste den Bedarf ermitteln.“

Von verpflicht­enden Fahreignun­gstests, die an das Alter geknüpft sind, hält der Vorsitzend­e der Verkehrswa­cht dagegen grundsätzl­ich nichts. Er setzt stattdesse­n auf Eigenveran­twortlichk­eit. Die Verkehrswa­cht verfügt über Fahrsimula­toren und Reaktionst­ests. Hier können alle Autofahrer altersunab­hängig herausfind­en, wie es um ihre Fähigkeite­n am Lenkrad steht, ganz ohne Konsequenz­en. Der ADAC bietet einen Fahr-Fitness-Check mit Beratung und Fahrsicher­heitstrain­ing für ältere Autofahrer an.

Einige Fahrschule­n haben speziell auf Senioren ausgericht­ete Auffrischu­ngskurse im Angebot. Es sind auch Nachtfahrt­en oder Autobahnfa­hrten mit dem eigenen Auto möglich. »Kommentar

Wann ist der richtige Zeitpunkt, den Führersche­in abzugeben? Diese Frage lässt sich nicht mit einer pauschalen Altersanga­be beantworte­n. Es gibt durchaus 80-Jährige, die noch fit, beweglich und reaktionss­chnell sind, und andere, die es schon in jüngeren Jahren nicht sind. Senioren generell die Fahrtüchti­gkeit abzusprech­en, ist daher falsch.

Herbert A. hat für sich persönlich die richtige Antwort gefunden: Er hört auf zu fahren, weil er sich unsicher am Steuer fühlt – bevor etwas passiert. Dabei fordern der dichter werdende Verkehr und die leider alltäglich­e Rücksichts­losigkeit auf den Straßen nicht nur Ältere. Mit dem Führersche­in geben Senioren ein großes Stück Unabhängig­keit ab – besonders, wenn sie auf dem Land wohnen. Herbert A. verdient deshalb umso mehr Respekt. So selbstkrit­isch ist nicht jeder. Belohnt wird er dafür nicht. Ein Jahresabo für Bus und Bahn würde wohl kaum die Massen bewegen, ihren Führersche­in abzugeben. Eine Anerkennun­g wäre es aber schon.

Nur bei offensicht­licher Verwirrung kommt die Aufforderu­ng zum Eignungste­st

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Symbolfoto: Martina Diemand Ein Senior aus dem Wittelsbac­her Land ist bereit, seinen Führersche­in freiwillig abzugeben – hätte dafür aber gerne einen Anreiz.
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