Augsburger Allgemeine (Land Nord)
Arbeit in der Tiefkühltruhe
Serie Während draußen die Hitze steht, arbeitet Dennis Bauer im Gersthofer Selgros-Markt mit Frischfisch und Eis – bei minus 20 Grad. Was noch unter der großen Hitze stark belastet wurde
Wohl jeder von uns hat in diesem Sommer unter der Hitze gestöhnt. Selbst im klimatisierten Büro, vor dem Ventilator oder im Schatten unterm Blätterdach war es vielen zu warm. Doch für einige Menschen gehören Temperaturen im Extrembereich zum Alltag. Sie arbeiten in großer Hitze oder eiskalten Räumen. In einer kleinen Serie unter dem Motto „Heiß/Kalt“begegnen wir Menschen, die unter solchen Bedingungen arbeiten. Ob Eismeister, Lagerist im eisigen Kühlraum oder Dachdecker unter praller Sonne – sie alle haben etwas zu erzählen.
Gersthofen Dennis Bauer steht vor der Theke mit frischem Fisch und schaufelt Eis aus einer großen Wanne auf Steinbutt, Scholle und Seelachsfilet. Nebenan liegen Kaisergranat und Kabeljau, auch sie dürfen nicht ins Schwitzen geraten. An seinem Arbeitsplatz hat es der Fischsommelier wunderbar kühl – währenddessen herrschen draußen über 30 Grad Celsius, erdrückend und schwer. „Da bleibt man gerne länger in der Arbeit“, meint Bauer augenzwinkernd und lacht.
Dennis Bauer ist der jüngste Fischsommelier Europas und beschäftigt beim Großhandelsmarkt Selgros in Gersthofen. In den vergangenen heißen Sommerwochen waren die Temperaturen hier stets angenehm kühl. Gerade die Mitarbeiter, die mit Fisch und Fleisch zu tun haben, haben es besonders erfrischend. „Für die Angestellten ist das ein Segen, sobald sie die Halle betreten“, sagt Geschäftsleiter Markus Kölsch und fügt hinzu: „Wenn man dann allerdings hinausgeht, fühlt sich das an, als würde man gegen eine Wand rennen.“
Noch intensiver ist der Effekt im Tiefkühllager des Großhandels. Bei minus 20 Grad stapeln sich in den Regalen Kartons bis zur Decke, gefüllt mit Pizzen, Pommes- und Eispackungen. Zum Vergleich: In der zu Hause herrschen in der Regel minus 18 Grad. Hier im Selgros-Gefrierraum steigt der Atem in kleinen Wolken aus Nase und Mund. An den Wänden ist so manche Stelle vereist, die dunklen Fliesen am Boden sind frostig und rutschig. Kölsch weiß: „Gerade wenn man mit aufgeheizten Schuhen hereinkommt, muss man vorsichtig sein.“Idealerweise trägt man Mütze, Jacke und Handschuhe Tiefkühltruhe eine Brille sollte man abnehmen, damit diese nicht beschlägt. „In unserem Tiefkühlhaus darf man sich maximal für zwanzig Minuten in entsprechender Kleidung aufhalten“, erklärt der Geschäftsführer. „Aber normalerweise brauchen die Mitarbeiter nur fünf Minuten, um die Ware herauszuholen und aufzuräumen.“Steht die dicke Türe aus Metall zu lange offen, ertönt automatisch ein Alarmsignal, denn es könnte sich jemand in dem eisigen Lager befinden und erfrieren. Mit Verlassen des Tiefkühlraums scheint es zwischen den Gefriertruhen im Ladenbereich plötzlich viel wärmer – dabei werden die Temperaturen hier ebenso reguliert und heruntergekühlt. Allerdings nicht in den zweistelligen Minus-Bereich.
Auch Dennis Bauer muss hin und wieder ins Tiefkühllager. „Aber nur selten, und immer nur ganz kurz“, sagt der Fischsommelier. Dann greift selbst er zur warmen Jacke, während er es hinter seiner FrischFisch-Theke auch kurzärmelig aushält. In acht Jahren Arbeit mit Fisch und unter kühlen Bedingungen hat sich der gelernte Groß- und Einzelhandelskaufmann an die Kälte gewöhnt. „Im Sommer ist das sehr angenehm“, findet Bauer. Und auch im Winter sei es kein Problem, denn draußen sei es sowieso kalt. Der Fischkenner fügt hinzu: „Außerdem halten diese Temperaturen länger frisch und ich merke, dass ich weniger krank werde.“
Während die Angestellten bei sommerlicher Hitze gerne in den klimatisierten Selgros-Markt kommen, haben diese Wetterverhältnisse auch Nachteile für den Gersthofer Großhandel, wie Geschäftsleiter Kölsch schildert: „Für unsere Maschinen ist das eine enorme Belastung.“In den letzten drei Monaten habe sich der Stromverbrauch deutlich erhöht, denn die Klimaanlagen haben es bei um die 30 Grad plus draußen umso schwerer, um es drinnen für die Lebensmittel kalt zu halten.
In acht Jahren an die Kälte gewöhnt und weniger krank