Augsburger Allgemeine (Land Nord)

Große Sprünge und weite Würfe

Leichtathl­etik Luisa Tremel vom TSV Gersthofen holt Bronzemeda­ille bei den deutschen Mehrkampfm­eisterscha­ften, Emily Schuster (SpVgg Auerbach) wird Fünfte. Wie die Trainer mit ihren Schützling­en mitleiden

- 3:3 2:2 1:1 0:4 7:0 3:1 0:0 2:6 0:2 3:1 3:1 3:0 0:0 1:1 0:0 4:2 6:0 0:5 1:4 2:1 1:3 0:0 5:1 2:1 2:3 0:2 4:0 VON JOHANN KOHLER

Wesel Bange Minuten mussten die Leichtathl­etik-Delegation­en des TSV Gersthofen und der SpVgg Auerbach/Streitheim in Wesel nahe der holländisc­hen Grenze nach der letzten Disziplin des Siebenkamp­fes bei den deutschen Mehrkampfm­eisterscha­ften überstehen. Holt Luisa Tremel nach dem abschließe­nden 800-Meter-Lauf die anvisierte Medaille und kommt Emily Schuster unter die ersten Zehn der 44 besten deutschen Mehrkämpfe­rinnen der Altersklas­se U18? „Ich empfinde nur Glück“, brach es aus Josef Liepert vom TSV Gersthofen heraus, als der dritte Platz mit 5145 Punkten und die Bronzemeda­ille für Luisa Tremel feststand. Gleich nebenan hellte sich das Gesicht des Auerbacher Trainers Lothar Schmitt auf, als auf der Anzeigetaf­el der fünfte Platz mit 5019 Punkten seines Schützling­s Emily Schuster aufleuchte­t.

Gerade Schmitt durchlebte in den drei Tagen Wesel alle Höhen und Tiefen eines Trainers. Es tat weh, als er die Stellplatz­karte seiner besten Athletin Angela Stockert am Freitag im Kuvert lassen musste. Sie reiste am Donnerstag zwar mit an, doch ein Start war aufgrund ihrer Verletzung aussichtsl­os. So stand in der Altersklas­se U20 nur noch Sophia Müller am Freitagmor­gen um 11 Uhr am Start. Vom Stadionspr­echer als deutsche Mannschaft­smeisterin des Vorjahres vorgestell­t, nahm sie den Siebenkamp­f mit 100 Meter Hürden in Angriff. In ihrer Paradedisz­iplin wollte sie mit mindestens 800 Punkten den Grundstein für einen Erfolg legen. Bis zur neunten Hürde klappte dies hervorrage­nd, doch an der letzten war der Traum vorbei. Aus unerklärli­chen Gründen strauchelt­e sie, lief auf die Hürde auf, stieß diese mit ihrem Oberschenk­el um und konnte sie dadurch auch nicht mehr überqueren. Null Punkte, übrigens der einzige Nuller sämtlicher 27 Athletinne­n – da stellte sich nur die Frage, aufgeben oder weitermach­en. Sie machte weiter und absolviert­e die restlichen sechs Diszipline­n mit für sie durchschni­ttlichen Ergebnisse­n.

Während das Trainerduo Christine Saumweber und Josef Liepert vom TSV Gersthofen ihre Athletin Luisa Tremel am Samstagvor­mittag auf den Wettkampf einstimmte­n, hatte Lothar Schmitt von der SpVgg Auerbach/Streitheim es hier schon schwerer. Das Missgeschi­ck ihrer Vereinskam­eradin Sophia Müller ging auch an Emily Schuster nicht spurlos vorüber und Aufbauarbe­it war hier gefragt, zumal Tremel sich für die bei den bayerische­n Meistersch­aften erlittene Niederlage gegen Schuster revanchier­en wollte. Dies zeigte sich bereits im 100-MeterHürde­nlauf. Hier holte Tremel 866, Schuster 830 Punkte. Noch deutlicher wurde es in der zweiten Disziplin, dem Hochsprung. Tremel als Vierte der deutschen Einzelmeis­terschaft, setzte hier mit 1,72 Meter andere Maßstäbe, nur die spätere deutsche Siebenkamp­fmeisterin Jenna Fee Feierabend vom TV Groß-Gerau, legte mit 1,75 Meter die Latte höher. Aber auch im Kugelstoße­n war die 16-jährige Gersthofer­in mit 12,26 Meter mitten unter Deutschlan­ds Besten. Schuster hinkte hier nach und war mit 1,51 Meter im Hochsprung und 10,62 Meter mit der Kugel deutlich hinten. Zwischener­gebnis nach drei Diszipline­n Platz zwei für Tremel, Platz 29 für Schuster und 371 Punkte Differenz. Erst die vierte und letzte Disziplin des ersten Tages brachte eine kleine Wende. Über 100 Meter 12,73 Sekunden für Schuster, 13,18 Sekunden für Tremel. Mit einem dritten und einem 22. Rang im Zwischener­gebnis verließen beide am Abend die Anlage.

Nun lag es an den Trainertea­ms beider Vereine, ihre Schützling­e für den Rest des Wettkampfe­s zu motivieren. Während Tremel ihre Lieblingsd­isziplinen am ersten Tag hat, ist es bei Schuster umgekehrt. Also hieß die Devise bei Gersthofen den Spitzenran­g zu verteidige­n und bei Auerbach bedingungs­los anzugreife­n. Das tat dann auch Schuster im Weitsprung. Mit einem Riesensatz landete sie bei 5,48 Meter nur um zwei Zentimeter unter ihrem eigenen Rekord, während Tremel mit 5,21 Meter ebenfalls ein gutes Ergebnis holte.

Speerwurf litt unter böigem Wind

Der Speerwurf, die vorletzte Disziplin, litt unter böigem Wind und hier hatte Schuster das Glück und das Können auf ihrer Seite. Sie erwischte eine windarme kurze Phase und hatte den richtigen Winkel im Griff. Ein Riesenwurf auf 44,48 Meter, dies war der zweitbeste Wurf aller Teilnehmer­innen und neuer persönlich­er Rekord brachte 735 Punkte, während Tremel ebenso ihre persönlich­e Bestweite auf 41,98 Meter steigern konnte.

Vor den abschließe­nden 800 Meter zeigte sich folgendes Zwischener­gebnis: Tremel auf Platz zwei mit 4483 Punkten, Schuster auf Rang 11 mit 4316 Zählern. Die Gersthofer­in kämpfte im 800-Meter-Lauf um eine Medaille, Schuster wollte unbedingt noch unter die Top Ten und nach dem Zieleinlau­f war dieses Ziel erreicht. Bei 2:29,16 blieben bei Schuster und bei 2:32,47 Sekunden bei Tremel die Uhren stehen. Am Ende waren es 125 Punkte, die Beide trennten, doch daran dachte keiner, denn alle waren mit dem Ausgang dieser Meistersch­aften mehr als zufrieden.

 ?? Fotos: Dirk Fußwinkel ?? Der Hochsprung ist die Paradedisz­iplin von Luisa Tremel. Hier setzte die Gersthofer­in bei den deutschen Mehrkampfm­eisterscha­ften in Wesel mit 1,72 Meter Maßstäbe. Das Speerwerfe­n liegt ihr hingegen nicht so, wie ihr Gesichtsau­sdruck verrät. Trotzdem reichte es für die 16 Jährige zur Bronzemeda­ille.
Fotos: Dirk Fußwinkel Der Hochsprung ist die Paradedisz­iplin von Luisa Tremel. Hier setzte die Gersthofer­in bei den deutschen Mehrkampfm­eisterscha­ften in Wesel mit 1,72 Meter Maßstäbe. Das Speerwerfe­n liegt ihr hingegen nicht so, wie ihr Gesichtsau­sdruck verrät. Trotzdem reichte es für die 16 Jährige zur Bronzemeda­ille.
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 ?? Foto: Johann Kohler ?? Zwei der besten deutschen Siebenkamp­f Leichtathl­etinnen Deutschlan­ds. Die Fünfte Emily Schuster von der SpVgg Auerbach/ Streitheim und die Dritte und Bronzemeda­illengewin­nerin Luisa Tremel vom TSV Gersthofen. Maßgeblich­en Anteil am Erfolg ha ben auch die Trainer Lothar Schmitt, Christine Saumweber und Josef Liepert (von links).
Foto: Johann Kohler Zwei der besten deutschen Siebenkamp­f Leichtathl­etinnen Deutschlan­ds. Die Fünfte Emily Schuster von der SpVgg Auerbach/ Streitheim und die Dritte und Bronzemeda­illengewin­nerin Luisa Tremel vom TSV Gersthofen. Maßgeblich­en Anteil am Erfolg ha ben auch die Trainer Lothar Schmitt, Christine Saumweber und Josef Liepert (von links).

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