Augsburger Allgemeine (Land Nord)
Eine Hilfe für Studenten in Not
er wegwerfen, sagt er. Die 256 Einzelapartments sind unterschiedlich stark von dem Brand betroffen.
Wie das Studentenwerk berichtet, haben Gutachter die kleinen Wohnungen in drei Gruppen kategorisiert. Demnach müssen in knapp 170 Zimmern einfache Reinigungsarbeiten durchgeführt werden. Rund 60 Apartments werden komplett ausgeräumt und grundgereinigt. In knapp 30 Zimmern sind aufwendige Sanierungsarbeiten erforderlich.
Das Apartment der 24-jährigen mutmaßlichen Verursacherin des Feuers zählt offenkundig dazu. Die Möbel in dem Raum sind aufs Unkenntliche verkohlt, die kleine Küchenzeile zum Teil verschmort. Wie Doris Schneider sagt, müssen Spezialfirmen die Reinigungsarbeiten in Abstimmung mit dem Versicherer des Gebäudes vornehmen.
Wie hoch der Gesamtschaden ist, könne man noch nicht sagen. Bislang war von 100 000 Euro die Rede, vermutlich wird die Summe noch steigen. Bei privaten Sachen, die die Studenten in die möblierten Wohnungen eingebracht haben, müsse deren Hausratsversicherung grei- sagt Schneider. Doch das ist momentan wohl das geringste Problem für die jungen Menschen. Denn über Nacht haben 256 Studenten ihr Dach über dem Kopf verloren. Viele von ihnen sind vorübergehend bei Freunden oder Familien untergekommen. Aber nicht jeder hat entsprechende Kontakte in Augsburg. Zudem kehren immer mehr Studenten aus den Semesterferien zurück. Denn im Oktober startet an der Uni wieder der Betrieb. Für das Studentenwerk bedeutet das eine besondere Herausforderung.
Manchen Studenten konnte man bereits alternativen Wohnraum anbieten. Michael Butor etwa hatte Glück. Das Studentenwerk vermittelte ihm vorübergehend eine Wohnung im Univiertel. „Dass das so schnell ging, war super. Ich konnte mich gleich wieder meinen beiden Hausarbeiten widmen“, erzählt der Student der Rechtswissenschaften. Eine Woche sei er durch den Brand mit den Arbeiten in Rückstand geraten. Nicht jeder hat bislang Unterschlupf gefunden. „Wir versuchen, auch mit Matratzenlagern Notunterkünfte zu schaffen, wie etwa in der Wohnanlage in der Bürgermeiskann ter-Ulrich-Straße“, sagt Studentenwerkschefin Schneider. „Optimal ist das nicht.“Deshalb sucht das Studentenwerk nun nach 30 bis 40 Gastfamilien, die bereit sind, Studenten aus der Gögginger Wohnanlage bei sich vorübergehend zu beherbergen, bis sie wieder in ihre Apartments zurück dürfen. Schneider hofft, dass das bis zu Oktoberbefen, ginn der Fall sein wird. Gastgeber könnten sich hierfür bei der Wohnungsverwaltung des Studentenwerks melden
Vanessa Schneider bleibt erst mal bei ihren Eltern in Stuttgart. Sie hofft, dass zu Semesterbeginn alles fertig ist. »Kommentar
Wenn die Not groß ist, rücken die Augsburger zusammen. Das war ganz besonders zu spüren, als im Dezember 2016 die Fliegerbombe in der Jakobervorstadt gefunden wurde. Mehr als 50 000 Menschen mussten am ersten Weihnachtsfeiertag ihre Wohnungen verlassen. Viele kamen bei Freunden und Familienangehörigen außerhalb der Sperrzone unter. Doch längst nicht alle, die ihr Zuhause räumen mussten, hatten dieses Glück.
Um so höher einzuschätzen war daher die Bereitschaft von Augsburgern, fremde Menschen an diesem Tag für ein paar Stunden bei sich aufzunehmen. Abseits der von der Stadt organisierten Sammelunterkünfte gab es eine ganze Reihe dieser privaten Hilfsangebote.
Der Fund einer Fliegerbombe und der Brand eines Studentenwohnheims sind nun nicht unbedingt zu vergleichen. Doch eine Gemeinsamkeit gibt es: Einige Studenten benötigen jetzt eine Unterkunft, um nicht auf Matratzenlagern in Notunterkünften zu nächtigen. Unabhängig davon, dass diese Unterkunft auch nicht förderlich für ein intensives Studieren ist.
Wer also ein Zimmer oder gar eine Wohnung auf absehbare Zeit zur Verfügung stellen könnte, würde zweifellos ein gutes Werk tun. Über die finanziellen Konditionen muss sicherlich eigens verhandelt werden. Denn eines ist zu berücksichtigen: Vonseiten des Studentenwerks wird es keine finanzielle Unterstützung für Studenten geben, die privat untergebracht werden. Das Geld bei einer einmonatigen privaten Unterbringung dürfte dennoch nicht der ausschlaggebende Punkt sein.
Wichtig wäre jetzt, dass zumindest denjenigen Studenten, die in größerer Not sind, eine schnelle und gute Lösung präsentiert werden kann. Es mag durchaus sein, dass sich bei dieser kurzfristigen Zwischenlösung neue Freundschaften oder Bekanntschaften entwickeln. So wie dies im Fall der Fliegerbombe geschehen ist.