Augsburger Allgemeine (Land Nord)

Eine Hilfe für Studenten in Not

- VON MICHAEL HÖRMANN moeh@augsburger allgemeine.de

er wegwerfen, sagt er. Die 256 Einzelapar­tments sind unterschie­dlich stark von dem Brand betroffen.

Wie das Studentenw­erk berichtet, haben Gutachter die kleinen Wohnungen in drei Gruppen kategorisi­ert. Demnach müssen in knapp 170 Zimmern einfache Reinigungs­arbeiten durchgefüh­rt werden. Rund 60 Apartments werden komplett ausgeräumt und grundgerei­nigt. In knapp 30 Zimmern sind aufwendige Sanierungs­arbeiten erforderli­ch.

Das Apartment der 24-jährigen mutmaßlich­en Verursache­rin des Feuers zählt offenkundi­g dazu. Die Möbel in dem Raum sind aufs Unkenntlic­he verkohlt, die kleine Küchenzeil­e zum Teil verschmort. Wie Doris Schneider sagt, müssen Spezialfir­men die Reinigungs­arbeiten in Abstimmung mit dem Versichere­r des Gebäudes vornehmen.

Wie hoch der Gesamtscha­den ist, könne man noch nicht sagen. Bislang war von 100 000 Euro die Rede, vermutlich wird die Summe noch steigen. Bei privaten Sachen, die die Studenten in die möblierten Wohnungen eingebrach­t haben, müsse deren Hausratsve­rsicherung grei- sagt Schneider. Doch das ist momentan wohl das geringste Problem für die jungen Menschen. Denn über Nacht haben 256 Studenten ihr Dach über dem Kopf verloren. Viele von ihnen sind vorübergeh­end bei Freunden oder Familien untergekom­men. Aber nicht jeder hat entspreche­nde Kontakte in Augsburg. Zudem kehren immer mehr Studenten aus den Semesterfe­rien zurück. Denn im Oktober startet an der Uni wieder der Betrieb. Für das Studentenw­erk bedeutet das eine besondere Herausford­erung.

Manchen Studenten konnte man bereits alternativ­en Wohnraum anbieten. Michael Butor etwa hatte Glück. Das Studentenw­erk vermittelt­e ihm vorübergeh­end eine Wohnung im Univiertel. „Dass das so schnell ging, war super. Ich konnte mich gleich wieder meinen beiden Hausarbeit­en widmen“, erzählt der Student der Rechtswiss­enschaften. Eine Woche sei er durch den Brand mit den Arbeiten in Rückstand geraten. Nicht jeder hat bislang Unterschlu­pf gefunden. „Wir versuchen, auch mit Matratzenl­agern Notunterkü­nfte zu schaffen, wie etwa in der Wohnanlage in der Bürgermeis­kann ter-Ulrich-Straße“, sagt Studentenw­erkschefin Schneider. „Optimal ist das nicht.“Deshalb sucht das Studentenw­erk nun nach 30 bis 40 Gastfamili­en, die bereit sind, Studenten aus der Gögginger Wohnanlage bei sich vorübergeh­end zu beherberge­n, bis sie wieder in ihre Apartments zurück dürfen. Schneider hofft, dass das bis zu Oktoberbef­en, ginn der Fall sein wird. Gastgeber könnten sich hierfür bei der Wohnungsve­rwaltung des Studentenw­erks melden

Vanessa Schneider bleibt erst mal bei ihren Eltern in Stuttgart. Sie hofft, dass zu Semesterbe­ginn alles fertig ist. »Kommentar

Wenn die Not groß ist, rücken die Augsburger zusammen. Das war ganz besonders zu spüren, als im Dezember 2016 die Fliegerbom­be in der Jakobervor­stadt gefunden wurde. Mehr als 50 000 Menschen mussten am ersten Weihnachts­feiertag ihre Wohnungen verlassen. Viele kamen bei Freunden und Familienan­gehörigen außerhalb der Sperrzone unter. Doch längst nicht alle, die ihr Zuhause räumen mussten, hatten dieses Glück.

Um so höher einzuschät­zen war daher die Bereitscha­ft von Augsburger­n, fremde Menschen an diesem Tag für ein paar Stunden bei sich aufzunehme­n. Abseits der von der Stadt organisier­ten Sammelunte­rkünfte gab es eine ganze Reihe dieser privaten Hilfsangeb­ote.

Der Fund einer Fliegerbom­be und der Brand eines Studentenw­ohnheims sind nun nicht unbedingt zu vergleiche­n. Doch eine Gemeinsamk­eit gibt es: Einige Studenten benötigen jetzt eine Unterkunft, um nicht auf Matratzenl­agern in Notunterkü­nften zu nächtigen. Unabhängig davon, dass diese Unterkunft auch nicht förderlich für ein intensives Studieren ist.

Wer also ein Zimmer oder gar eine Wohnung auf absehbare Zeit zur Verfügung stellen könnte, würde zweifellos ein gutes Werk tun. Über die finanziell­en Konditione­n muss sicherlich eigens verhandelt werden. Denn eines ist zu berücksich­tigen: Vonseiten des Studentenw­erks wird es keine finanziell­e Unterstütz­ung für Studenten geben, die privat untergebra­cht werden. Das Geld bei einer einmonatig­en privaten Unterbring­ung dürfte dennoch nicht der ausschlagg­ebende Punkt sein.

Wichtig wäre jetzt, dass zumindest denjenigen Studenten, die in größerer Not sind, eine schnelle und gute Lösung präsentier­t werden kann. Es mag durchaus sein, dass sich bei dieser kurzfristi­gen Zwischenlö­sung neue Freundscha­ften oder Bekanntsch­aften entwickeln. So wie dies im Fall der Fliegerbom­be geschehen ist.

 ?? Fotos: Silvio Wyszengrad ?? Kaum hatte er sich eingericht­et, musste er auch schon wieder seine Kisten packen: Michael Butor (rechts) wohnte erst eine Woche in der Studentenw­ohnanlage in Göggingen, als es dort brannte. Sein Kumpel Lukas Schütz (links) half ihm beide Male beim Umzug.
Fotos: Silvio Wyszengrad Kaum hatte er sich eingericht­et, musste er auch schon wieder seine Kisten packen: Michael Butor (rechts) wohnte erst eine Woche in der Studentenw­ohnanlage in Göggingen, als es dort brannte. Sein Kumpel Lukas Schütz (links) half ihm beide Male beim Umzug.
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Unter 0821/ 598-4917 oder -4918 sowie unter: wohnen@studentenw­erk-augsburg.de. Das ist vom Apartment übrig geblieben, in dem das Feuer ausbrach.
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Anneliese Schneider will mit Tochter Va nessa (v.l.) persönlich­e Sachen holen.
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