Augsburger Allgemeine (Land Nord)
Freizeitfußballer sollten Zeichen setzen
Dass sich immer seltener junge Menschen finden, die Schiedsrichter werden wollen, ist bedauernswert. Andererseits aber eine logische Entwicklung. Der Umgangston auf den Fußballplätzen ist über die Jahre rauer geworden, der Fair-Play-Gedanke ist im sportlichen Wettbewerb in den Hintergrund gerückt. Unparteiische sind Anfeindungen ausgesetzt, die Hemmschwelle bei Zuschauern, Spielern und Funktionären ist gesunken, darunter hat die Autorität der Schiedsrichter spürbar gelitten. Mancher Schiedsrichter denkt sich daher: Warum soll ich mir das antun und für die Leitung eines B-Klassenspiels meine Freizeit opfern? Gedankt hat es einem eh noch nie jemand – nun macht es obendrein noch weniger Spaß. Und finanzielle Anreize gibt es in den unteren Amateurklassen auch keine. Wenn sich Nachwuchs für eine Schiedsrichterlaufbahn entscheidet, strebt er eine Karriere in höherklassigen Ligen an. Ebenso ist der Ärger einiger Vereinsfunktionäre verständlich, die regelmäßig Schiedsrichter abstellen. Sie erfüllen die Quoten, die Begegnungen ihrer Herrenmannschaften finden dennoch ohne neutrale Instanz statt.
Fest steht: Der Trend wird kaum aufzuhalten sein. In den untersten Ligen werden Spiele ohne Schiedsrichter in einigen Jahren die Regel sein. In der Stadt fängt es an, mit der Zeit dürfte sich die Problematik auf ländlichere Regionen ausweiten. So beklagenswert diese Situation sein mag, in ihr verbirgt sich eine Chance. Freizeitfußballer sollten jetzt ein Zeichen setzen und mit gutem Beispiel vorangehen.
Sie können beweisen, dass Gewinnen für sie nicht das höchste Gut darstellt, sondern dass Fairness, Kameradschaft, zivilisierte Umgangsformen und ein friedliches Miteinander ebenso in ihrer Sportart erstrebenswert sind. Wenn Spieler, Trainer, Funktionäre und Zuschauer gegenseitiges Verständnis aufbringen, werden Partien ohne Schiedsrichter geordneter ablaufen als etliche Skeptiker befürchten.