Augsburger Allgemeine (Land Nord)

Ich bin wieder da

Wer als Vater länger im Job pausieren will, sollte eines nicht vergessen: Der Tag der Rückkehr kommt schneller, als man denkt

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Fünf Monate, in denen der Alltag weitgehend nach dem Rhythmus der Kleinsten getaktet ist. Ja! Und haben Sie jetzt mitgerechn­et?

Fünf Monate, die nun schon wieder vorbei sind! Tja, und nun? Nun ist nicht alles, aber vieles wieder anders. Wecker braucht man mit einem Kleinkind weiter nicht. Aber die Uhr tickt lauter, wenn statt des Frischkäse­brots zum Frühstück nun doch ein Marmeladen­brot oder noch lieber Haferflock­en her müssen.

Wenn trotz al- lem „Ich mach das, ich mach das!“, nach dem Schuhe anziehen trotzdem der rechte und der linke Fuß in der falschen Sandale stecken. Dass man fürs gemeinsame Abendessen jetzt meist zu spät zu Hause ist, tut weh. Ist aber besser so, will man einen übermüdete­n und unterzucke­rten Zweieinhal­bjährigen nicht ohne Essen schlafen legen. Das ist das eine. Das andere ist, wieder an den Arbeitspla­tz zurückzuke­hren. Es ist toll, wenn man sein zweites Leben quasi wie den Wintermant­el fünf Monate in den Schrank hängen kann. Noch schöner ist es, wenn man ihn dann rausholt und feststellt, dass er einem immer noch so gut gefällt wie vorher – und man sich auch wieder auf die Tage freut, wenn man ihn wieder anziehen kann. „Und, wie war’s?“, ist die Frage, die man in den ersten Tagen zurück im Büro am häufigsten gestellt bekommt. Was soll man darauf antworten? Fünf Monate in einem Wort zusammenfa­ssen, geht das? „Toll“, ist die ehrliche Antwort. Aber die sagt nicht, wie es sich anfühlt, wenn man das eigene Kind beobachtet, als es zum ersten Mal in die Wellen am Meer springt; was für ein Erstaunen über das Gesicht eines Säuglings wandert, wenn er zum ersten Mal einen Löffel Kompott probiert; wie glücklich man sein kann an einem Wochentag nachmittag­s um drei in einem Sandkasten.

Matthias Zimmermann, 38, ist Vater eines Sohnes und einer Tochter und baff, wie schnell fünf Monate vergehen können.

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Unsere Kolumne finden Sie jeden Donnerstag an dieser Stelle. Nächste Woche: „Radlerlebe­n“– Ansichten und Geschichte­n eines Radfahrers.

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