Augsburger Allgemeine (Land Nord)

Wenn der Marder immer wieder im Auto wütet

Schaden Mehrfach demoliert der Nager die Schläuche des Wagens einer Augsburger­in. Als sie einen Mietwagen bekommt, wird auch der beschädigt. Experten erklären, warum die Tiere für solche Probleme sorgen – und was hilft

- VON MARIA MÜHLBAUER

Johanna Buchner (Name geändert) aus dem Stadtteil Hochfeld ist verzweifel­t. Schon wieder springt ihr Auto nicht an. Schläuche im Motorraum sind kaputt. Die 25-Jährige hat ein Problem: Marder. Dreimal wurde ihr Auto innerhalb kurzer Zeit von einem Marder beschädigt. Jetzt hat er auch noch ihren Mietwagen lahm gelegt.

Der ganze Ärger begann so: Anfang Mai dieses Jahres beißt das kleine Raubtier zum ersten Mal zu. Der Marder demoliert mehrere Schläuche. Ergebnis: knapp 300 Euro Schaden. „Nach der ersten Reparatur dachte ich, dass das Problem damit erledigt ist. Nie hätte ich damit gerechnet, dass der Marder mir noch so viele Schwierigk­eiten bereiten wird“, sagt die junge Frau.

Im Juli folgt die nächste Attacke. Wieder sind Schläuche angeknabbe­rt. Nun wechselt sie diese selbst aus und hofft, dass der Marder nicht wieder kommt. Die Hoffnung währt nur kurz. Wieder ist das Auto kaputt. Ende Juli muss der Wagen wegen Marderscha­dens ein drittes Mal in die Werkstatt. Die Reparature­n belaufen sich inzwischen auf über 500 Euro. Buchner bekommt einen Leihwagen. Am nächsten Morgen dann die böse Überraschu­ng: Auch bei dem Mietwagen kennt der Marder kein Pardon, auch diesmal wütet er im Motorraum.

Was sich im ersten Moment wie ein schlechter Scherz anhört, ist für die junge Frau ein riesiges Problem. „Nicht nur, dass es meine Nerven belastet. Auch die Kosten ärgern mich enorm“, sagt die Augsburger­in, die gerade ihr Abitur nachholt und auf die unnötigen Ausgaben gut verzichten könnte. Auch einige ihrer Nachbarn klagen über Marderschä­den an ihren Autos, die sie viel Geld kosten.

Der Gesamtverb­and der Deutschen Versicheru­ngswirtsch­aft hat ermittelt, dass Marder im Jahr 2016 Schäden in Höhe von rund 66 Millionen Euro an Fahrzeugen verursacht­en. Vor allem im Frühling und Sommer werden die Marder zum Problem für Autobesitz­er, heißt es beim ADAC. Die kleinen Raubtiere treiben sich dann am liebsten in Parkplatzn­ähe und Tiefgarage­n he- und legen dabei das eine oder andere Auto lahm. Fachleute gehen davon aus, dass Duftmarken der Marder in den Motorräume­n für die Probleme sorgen. Sobald ein Marder sein „neues Zuhause“bezieht, markiert er es. Wenn das Auto aber woanders steht, werden Artgenosse­n durch die Reviermark­ierung provoziert und richten Schäden im Motorraum an. Deshalb seien Autos, die oft den Standort wechseln, besonders betroffen.

Nach Auskunft des ADAC beißen Marder besonders gerne in Gummiund Kunststoff­teile. Doch was hilft gegen die fiesen Marderbiss­e? Mittel, die Abhilfe verspreche­n, gibt es auf dem Markt in Hülle und Fülle. Der „Marderschr­eck“etwa verspricht, durch Ultraschal­l-Töne den Marder zu verscheuch­en. Rohre aus Hartplasti­k sollen den scharfen Zähnen standhalte­n. Elektrosch­ocks oder Abschottun­gen aus Draht sollen den Motorraum sichern. Auch Motorreini­gungen werden von Werkstätte­n angeboten. „Ich habe mir einen Marderschr­eck geholt und ein Anti-Marder-Duftspray. Nichts davon hat geholfen“, sagt Johanna Buchner. Auch bei der städtische­n Forstverwa­ltung sind Fälle von Marderschä­den in Augsburg bekannt. Als Grund nennt Jürgen Kircher von der Forstverwa­ltung vor allem die zunehmende Population der Marder in Städten. In der Stadt fehlen die natürliche­n Feinde des Marders und das Nahrungsan­gebot ist riesig.

Nicht wenige Verzweifel­te würden gerne zu radikalen Lösungen greifen, sagt Kircher. Doch in der Stadt ruht die Jagd. Der Marder dürfe nur mit einer Ausnahmege­nehmigung eingefange­n werden, erklärt er. Um diese zu bekommen, müssten die Betroffene­n die Schäden konkret beweisen. Da der Marder nur mit Lebendfall­en gefangen werden darf, müsse ein Jagdschein­inhaber die Falle beaufsicht­igen. Die Auslegung der Fallen sei nur von Juli bis Februar möglich. Doch auch weniger radikale Vertreibun­gsmittel helfen, berichtet Kirrum cher. Das Versprühen von Essigessen­z oder Buttersäur­e über einen längeren Zeitraum könne helfen, Marder loszuwerde­n. Auch Lichtquell­en, die durch Bewegungsm­elder eingeschal­ten werden, und Lärm kann die Tiere vergrämen.

Hans Fürst, Vorsitzend­er der Jägerverei­nigung Augsburg, kennt das Problem mit den Mardern ebenfalls. Hilfe bei einem Jäger zu suchen, bringt nach seiner Einschätzu­ng wenig. Die Lebendfall­en seien zu gefährlich für das Stadtgebie­t. „Statt dem Marder werden meist die Nachbarska­tzen gefangen“, sagt Fürst. Das Problem sei der begrenzte Platz in der Stadt. Nur selten findet sich ein passender Ort, an dem die Falle aufgestell­t werden kann, ohne Katzen und andere Tiere zu gefährden. Außerdem ist die Lebendfall­e laut Fürst sehr aufwendig, mindestens zweimal am Tag müsse sie kontrollie­rt werden.

Und was macht jetzt Johanna Buchner? „Ich habe ein Drahtgeste­ll gebastelt, damit der Marder nicht mehr in den Motorraum kommt“, sagt sie. Sie hofft, dass der Quälgeist endlich von ihrem Auto ablässt.

Nur von Juli bis Februar darf man Fallen auslegen

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Symbolfoto: dpa Marderschä­den am Auto können lästig sein. Eine Augsburger­in traf es nun innerhalb kürzester Zeit vier Mal.

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