Augsburger Allgemeine (Land Nord)

Ein Fall von Schusselig­keit

- VON STEFAN STAHL sts@augsburger allgemeine.de

Bayern-Dusel ist ein geflügelte­s Wort geworden. Es umschreibt das auffällige Glück des FC Bayern in engen Fußballspi­elen. Und auch eine andere Kapazität des Freistaats, eben die Bayerische­n Motoren Werke – kurz BMW – scheinen Dusel gehabt zu haben. Der Autokonzer­n könnte mit einem Bußgeld von rund zehn Millionen Euro davonkomme­n. Das wäre ein vergleichb­ar günstiger und aktionärsf­reundliche­r Ausgang der BMWAbgasaf­färe, die sich am Ende nur als Affärchen entpuppen würde, sozusagen als BMW-Mini-Skandal.

VW hingegen muss allein in Deutschlan­d das XXXL-Bußgeld von einer Milliarde Euro zahlen. Nach jetzigem Stand kommen die Münchner Autobauer mit einem blauen Auge davon, weil sie viel cleverer als die VW-Manager waren und mehr Geld in die Reinigung von gesundheit­sschädlich­en Stickoxide­n gesteckt haben. In der Münchner Konzern-Zentrale dominiert ein Geist der Risiko-Minimierun­g. Kontrolle und Vertrauen sind hier Zwillinge. Dabei herrscht bei BMW anders als lange bei VW kein Regime der Angst, auf dessen geistigem Boden in Wolfsburg und bei Audi in Ingolstadt der Abgasbetru­g heranreift­e. Die Münchner brauchen also keinen Dusel. Dennoch haben Verantwort­liche bei einigen tausend Autos geschlampt und unzulässig­e Abgaseinri­chtungen eingebaut.

Also eher ein Fall von Schusselig­keit statt Dusseligke­it, was zeigt: Die deutschen Autoherste­ller müssen endlich sorgsamer mit der Angabe von Schadstoff- und Verbrauchs­werten umgehen. Solche Trickserei­en oder Schlampere­ien legen ihnen viele Verbrauche­r als Arroganz der Macht aus. Ein Phänomen, das auch dem FC Bayern nicht immer fremd sein soll.

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