Augsburger Allgemeine (Land Nord)
Ein Fall von Schusseligkeit
Bayern-Dusel ist ein geflügeltes Wort geworden. Es umschreibt das auffällige Glück des FC Bayern in engen Fußballspielen. Und auch eine andere Kapazität des Freistaats, eben die Bayerischen Motoren Werke – kurz BMW – scheinen Dusel gehabt zu haben. Der Autokonzern könnte mit einem Bußgeld von rund zehn Millionen Euro davonkommen. Das wäre ein vergleichbar günstiger und aktionärsfreundlicher Ausgang der BMWAbgasaffäre, die sich am Ende nur als Affärchen entpuppen würde, sozusagen als BMW-Mini-Skandal.
VW hingegen muss allein in Deutschland das XXXL-Bußgeld von einer Milliarde Euro zahlen. Nach jetzigem Stand kommen die Münchner Autobauer mit einem blauen Auge davon, weil sie viel cleverer als die VW-Manager waren und mehr Geld in die Reinigung von gesundheitsschädlichen Stickoxiden gesteckt haben. In der Münchner Konzern-Zentrale dominiert ein Geist der Risiko-Minimierung. Kontrolle und Vertrauen sind hier Zwillinge. Dabei herrscht bei BMW anders als lange bei VW kein Regime der Angst, auf dessen geistigem Boden in Wolfsburg und bei Audi in Ingolstadt der Abgasbetrug heranreifte. Die Münchner brauchen also keinen Dusel. Dennoch haben Verantwortliche bei einigen tausend Autos geschlampt und unzulässige Abgaseinrichtungen eingebaut.
Also eher ein Fall von Schusseligkeit statt Dusseligkeit, was zeigt: Die deutschen Autohersteller müssen endlich sorgsamer mit der Angabe von Schadstoff- und Verbrauchswerten umgehen. Solche Tricksereien oder Schlampereien legen ihnen viele Verbraucher als Arroganz der Macht aus. Ein Phänomen, das auch dem FC Bayern nicht immer fremd sein soll.