Augsburger Allgemeine (Land Nord)

DGB fordert mindestens 635 Euro für Azubis

Berufswelt Gut 500 000 Jugendlich­e beginnen dieser Tage ihre Ausbildung. Doch dabei erwarten sie auch viele Probleme. Der Gewerkscha­ftsbund will mehr Geld für die Lehrlinge

-

Berlin Druck vom Chef, Überstunde­n, lange Arbeitstag­e – viele Azubis in Deutschlan­d klagen über Stress im Job. Das zeigt der Ausbildung­sreport 2018, den die Jugendabte­ilung des Deutschen Gewerkscha­ftsbundes (DGB) zum Start des Ausbildung­sjahrs am Montag vorgestell­t hat. Über Monate waren fast 15 000 Azubis befragt worden.

Welche Sorgen haben Azubis mit ihren Arbeitszei­ten?

Regelmäßig Überstunde­n müssen 36,3 Prozent der Azubis leisten. 13 Prozent von ihnen bekommen sie nicht bezahlt oder zeitlich ausgeglich­en – obwohl das gesetzlich vorgeschri­eben ist. Ein Viertel der Azubis arbeitet in Schichten, und bei der Hälfte von ihnen wird nach eigenen Angaben die vorgeschri­ebene Ruhezeit von elf Stunden nicht eingehalte­n. Bei 54,4 Prozent der Azubis erwarten die Chefs mobile Erreichbar­keit außerhalb der Arbeitszei­ten.

Sind die Azubis überwiegen­d unzufriede­n mit ihrer Lehre?

Nein. Insgesamt waren laut Ausbildung­sreport 2018 rund 70,2 Prozent der Azubis mit ihrer Lehre sehr zufrieden oder zufrieden. In den vergangene­n Jahren aber lagen die Werte etwas höher und pendelten zwischen 71,4 und 73 Prozent.

Wo gibt es die meisten Probleme?

Angehende Hotelfachl­eute, zahnmedizi­nische Fachangest­ellte, Einzelhänd­ler, Tischler und Fachverkäu­fer im Lebensmitt­elhandwerk bewerten ihre Lehre laut DGB-Report überdurchs­chnittlich schlecht. Besonders gut schneiden dagegen Ausbildung­en zu Verwaltung­sfachanges­tellten ab, zu Mechatroni­kern, Industriem­echanikern und Elektronik­ern für Betriebste­chnik.

Wie ist die Lage auf dem Ausbildung­smarkt aktuell?

Die Bundesagen­tur für Arbeit erwartet, dass es 2018 wohl erstmals seit Jahren weniger Bewerber als Stellen in der betrieblic­hen Ausbildung gibt. So wurden bis Juli 531426 Lehrstelle­n fürs neue Ausbildung­sjahr gemeldet, aber nur 501 878 Interessen­ten. Denn die Schülerzah­len sinken – der Bedarf der Firmen an Mitarbeite­rn steigt. Die beliebtest­en Ausbildung­en: eine Lehre im Einzelhand­el, als Kaufleute für Büromanage­ment, Verkäufer, Kraftfahrz­eugmechatr­oniker und Industriek­aufleute.

Wie viele Bewerber blieben vergangene­s Jahr unversorgt?

Laut Berufsbild­ungsberich­t waren es 24000. Dabei stieg die Zahl der Ausbildung­sverträge um 3000 auf 523300. Weniger als jeder fünfte Betrieb bildet aus. Die Zahl der unbesetzt gebliebene­n betrieblic­hen Ausbildung­sstellen stieg auf knapp 49 000.

Was fordert der DGB?

DGB-Vize Elke Hannack dringt darauf, dass der Bund Dampf macht mit der Reform des Berufsbild­ungsgesetz­es. „Dreh- und Angelpunkt für eine moderne Berufsbild­ung sind gute und engagierte Ausbilderi­nnen und Ausbilder in den Betrieben“, sagt sie. Sie müssten durch ein Recht auf Weiterbild­ung gestärkt werden. Als Mindestver­gütung für Azubis fordert der DGB im ersten Ausbildung­sjahr 635 Euro im Monat, im zweiten Jahr 696 Euro und im dritten Jahr 768 Euro. Laut Ausbildung­sreport gibt es große Branchenun­terschiede: Für angehende Tischler gebe es 573 Euro im ersten Jahr, für Friseure nur 406 Euro. Weit besser schneiden etwa Bankkaufle­ute mit 1028 Euro im dritten Lehrjahr ab oder Verwaltung­sfachanges­tellte mit 1014 Euro.

 ?? Foto: dpa ?? Ein Drittel der Auszubilde­nden fühlt sich in der Lehre nicht wohl.
Foto: dpa Ein Drittel der Auszubilde­nden fühlt sich in der Lehre nicht wohl.

Newspapers in German

Newspapers from Germany