Augsburger Allgemeine (Land Nord)
Sausefahrt mit Pferdestärke
Wettkampf 45 Kutschen und Gespanne messen sich beim Turnier in Mickhausen in rasantem Tempo gegen die Stoppuhr
Mickhausen Zumindest für die vierbeinigen Hauptakteure – Pferde und Ponys aller Größen und Rassen – herrschten bei der Neuauflage des Kutschenturniers in Mickhausen ideale Bedingungen. Obwohl es bis in den Sonntagvormittag hinein die ganze Nacht geregnet hatte, präsentierte sich der Turnierplatz im Schatten der über 330 Jahre alten Herrgottsruhkapelle in erstaunlich gutem Zustand. Die Hitzeperiode der vergangenen Wochen hatte den Platz so ausgetrocknet, dass er den Regen problemlos aufnehmen konnte. Und auch die herbstlichnasskalten Temperaturen waren so recht nach dem Geschmack der Turnierpferde. Die Zuschauer ließen sich vom unfreundlichen Wetter nicht abhalten und erlebten packende Wettfahrten.
45 Kutschen und Gespanne unterschiedlichster Bauweisen nahmen in vier Wertungsklassen den mit 18 kniffligen Hindernissen gespickten Parcours unter Hufe und Räder. Die spektakulärsten Hindernisse waren drei aufeinanderfolgende Strohballen-Tore, die rutschige Holzbrücke und die Passage durch eine kleine Birkenallee.
Organisator Harald Forster und sein Team hatten eine mustergültige Fahrsportveranstaltung auf die Beine gestellt. Für jedes Gespann mussten die fleißigen Helfer des Parcoursdienstes den Abstand zwischen den roten Plastikhütchen individuell nach der Spurbreite einstellen. 40 Zentimeter wurden zur Achsbreite addiert. Für so machen Kutscher war das zu eng – und die gelben Schaumstoff-Bälle purzelten ins Gras. Denn: Ging der auf der Spitze der Pylonen aufgesetzte Ball zu Boden, gab es dafür fünf Strafsekunden. Turnierrichter und Moderator Josef Schrallhammer (Buttenwiesen) versorgte die Zuschauer den ganzen Tag über mit vielerlei weiteren Informationen zum Fahrsport im Allgemeinen und zu den Kutschen im Parcours im Einzelnen.
Die Wertung erstreckte sich auf vier Klassen: Großpferde und Ponys – jeweils ein- und zweispännig gefahren. Keine Probleme mit den Platzverhältnissen und den Abmessungen der Hindernisse hatten Cindy Weiß und ihre Mutter Jasmin aus Amendingen (Landkreis Unterallgäu). Sie jagten nacheinander ihr blütenweißes Shetlandpony-Gespann über den Platz, dass den Zuschauern schier der Atem stockte. Mit einer Minute und 50 Sekunden fuhr Tochter Cindy die schnellste Zeit und sicherte sich damit den Wanderpokal für die Tagesbestzeit.
Schon ab dem Vormittag herrschte auf der Herrgottsruh ein emsiges Treiben. Im Minutentakt trafen Anhänger mit Pferden und Kutschen im Fahrerlager ein. Viele Hände waren nötig, um Pferde und Kutschen auszuladen, anzuspannen und vor dem Start noch letzte Hand an Zaumzeug und Kutsche zu legen.
Die Freunde rassiger und imposanter Vierbeiner kamen voll auf ihre Kosten. Vom niedlichen MiniShetland-Pony über blondmähnige Haflinger bis zu den schwergewichtigen Shirehorses – die Kaltblüter sind die größte Pferderasse der Welt – war in der Naturarena alles vertreten. Fesche Kutscherinnen und Kutscher auf dem Bock, blitzendes Zaumzeug und schmuck heraus geputzte Kutschen aller Stilrichtungen und Größen sorgten für ein buntes, abwechslungsreiches Bild und die Zuschauer gingen begeistert mit.
Mit einem Großaufgebot an ehrenamtlichen Helferinnen und Helfern war der Förderverein der Herrgottsruhkapelle mit seiner Vorsitzenden Margit Vogel an der Spitze den ganzen Turniertag über bei der Verpflegung der Zuschauer im Einsatz. Den Ansturm auf die Parkplätze regelte die Feuerwehr Münster. Der komplette Reinerlös des Kutschenturniers fließt in den Unterhalt der Herrgottsruhkapelle.