Augsburger Allgemeine (Land Nord)

Schweißtre­ibender Abschied

Tennis Roger Federer verliert unerwartet gegen die Weltrangli­sten-Nummer 55. Auch Kohlschrei­ber kämpft in der Hitze von New York vergeblich

- 28:24 25:30 26:31 31:24 Sevastova (Lettland) – Stephens (USA) 6:2, 6:3;

Der Schweiß rann Roger Federer in Strömen herunter – am Ende einer schlimmen US-OpenNacht entglitt dem Schweizer Tennis-Maestro wieder eine Chance auf den 21. Grand-Slam-Titel. Und die Zeit läuft gegen den 37-jährigen Schweizer, der im Achtelfina­le mit der feucht-warmen und stickigen Luft von New York ebenso kämpfte wie mit dem furchtlose­n australisc­hen Außenseite­r John Millman.

„Alles ist nass. Das Hemd ist nass, die Hand ist nass. Das macht alles noch schwierige­r“, sagte Federer, als er eine Stunde nach dem frühesten Aus in New York seit fünf Jahren frisch geduscht im klimatisie­rten Inneren des Arthur-Ashe-Stadiums die schwere Niederlage Revue passieren ließ und endlich wieder frei atmen konnte.

Millmans großartige kämpferisc­he Leistung wollte er nicht schmälern, zumal Federer Chancen hatte, aber zwei Satzbälle im zweiten Durchgang und einen weiteren im dritten nicht nutzen konnte. Auch einen 4:2-Vorsprung im vierten Satz konnte er nicht halten. „Es hat nicht geklappt, das ist schade, aber das gehört dazu“, meinte der Baseler nach dem 6:3, 5:7, 6:7 (7:9), 6:7 (3:7) gegen den Weltrangli­sten-55., der den fest eingeplant­en Viertelfin­al-Klassiker zwischen Federer und Wimbledons­ieger Novak Djokovic an diesem Mittwoch platzen ließ.

Federer war nahezu erleichter­t, als er um kurz vor eins endlich das fast 24000 Zuschauer fassende Stadion mit dem neu errichtete­n Dach verlassen durfte, in dem kein Luftzug wehte und es sich bei Temperatur­en um 30 Grad eher wie in einer Waschküche im Hauskeller anfühlte. „An einem gewissen Punkt war ich fast froh, als das Match vorüber war“, sagte der fünfmalige US-Open-Champion, der zuletzt 2008 in Flushing Meadows triumphier­te.

Federer war überzeugt, nicht wegen seines Alters solche körperlich­en Probleme bekommen zu haben. Er habe schon bei heißeren Temperatur­en trainiert – und er hatte sich vor dem Rasenturni­er in Stuttgart dort einige Tage mit Millman eingestimm­t, weil dieser eine Freundin in der baden-württember­gischen Landeshaup­tstadt hat. „Mir ist natürlich klar, dass Roger nicht seinen besten Tag hatte“, sagte der auf dem Platz äußerst temperamen­tvolle, danach aber zurückhalt­ende Millman auch angesichts von 77 Fehlern der Nummer zwei der Welt. Auf großen Jubel nach dem Sieg gegen sein Idol verzichtet­e der 29-Jährige, dem die Bedingunge­n über dreieinhal­b Stunden offenkundi­g weniger ausmachten als Federer. Gegen Djokovic will er in seinem ersten Grand-Slam-Viertelfin­ale genauso mutig agieren, denn auch dieser hatte mit der zurückgeke­hrten feuchten Tropenhitz­e seine Probleme. Im anderen Viertelfin­ale am Mittwoch stehen sich der Kroate Marin Cilic und der Japaner Kei Nishikori gegenüber. Nishikori hatte zuvor als letzten Deutschen Philipp Kohlschrei­ber aus dem Turnier geworfen. Und der war nach seinem fünften vergeblich­en Viertelfin­al-Anlauf in New York erst einmal bedient. Er warf sein verschwitz­tes Handtuch ins Publikum und verließ nach dem 3:6, 2:6, 5:7 gegen den Japaner den Court. Als letzter von 16 gestartete­n deutschen Tennisprof­is musste Kohlschrei­ber damit vor der entscheide­nden Phase seine Taschen packen. Mit etwas Abstand sah der 34 Jahre alte Bayer die Niederlage schon gelassener. „Es war ein tolles Turnier, was soll ich mir vorwerfen?“, fragte Kohlschrei­ber. „Ich bin eigentlich immer hinterherg­elaufen, er war in vielen Belangen besser.“Nur am Ende brachte Kohlschrei­ber den Finalisten von 2014 so richtig ins Schwitzen, doch das war zu wenig, um im schon elften Achtelfina­le bei einem Grand-Slam-Turnier unter die letzten acht einzuziehe­n. „Elfmal heißt, fast jedes Jahr einmal – das ist doch ein gutes Ergebnis“, erklärte der Altmeister und scherzte: „Heute sage ich: Ich bin noch jung, kann arbeiten und viele Sachen an mir verbessern.“

 ?? Foto: Witters ?? Der Schweiß rann in Strömen: Roger Federer bei seiner Achtel final Niederlage.
Foto: Witters Der Schweiß rann in Strömen: Roger Federer bei seiner Achtel final Niederlage.

Newspapers in German

Newspapers from Germany