Augsburger Allgemeine (Land Nord)

Bismarcktu­rm: Begehrtes Ziel nicht nur an Silvester

Stadtausfl­üge Das Wahrzeiche­n wurde eine regionale Legende. Einst brach eine regelrecht­e „Säuleritis“aus

- VON HEINZ MÜNZENRIED­ER

Kriegshabe­r/Steppach Hoch über dem Neusässer Ortsteil Steppach gelegen ist er ein beliebtes Ausflugszi­el: Der am 3. September 1905 eingeweiht­e Bismarcktu­rm, der sich in den gut 100 Jahren seines baulichen Lebens zu einem markanten regionalen Wahrzeiche­n entwickelt­e. Ein gewaltiges Feuer - viele Meter hoch aus einer in die Turmbedach­ung montierten eisernen Flammensch­ale lodernd und recht viel Rauch entwickeln­d – leuchtete am Abend der „Inbetriebn­ahme“des Turmes runter nach Kriegshabe­r und Pfersee, aber auch weit hinein in die Stadt und in die schwäbisch­e Landschaft sowie über den Lech hinüber ins Wittelsbac­her Land. Vorher standen stramme vaterländi­sche Reden und Gesangsdar­bietungen auf der Tagesordnu­ng.

Abordnunge­n von Turnverein­en und schön angetreten­e Veteranen umrahmten alles und natürlich durften die Sanitätsko­lonnen nicht fehlen. Feuer und Rauch gehen vom Turm und seiner Anhöhe auch heute noch aus: Am Silvestera­bend ist dort immer ziemlich viel Spektakel angesagt. Raketen, Böller und andere Knaller jagen dem guten Turm fast etwas Angst ein. Doch beeindruck­end ist etwas anderes: Der einmalige Blick auf das sich im feuerwerkl­ichen Glanz zeigende Augsburg. Wenn die Historiker richtig gezählt haben, dann entstanden nach dem Tode des Herrn Reichskanz­lers Otto Fürst von Bismarck im Jahre 1898 gleich 240 Gedenksäul­en. Eine regelrecht­e „Säuleritis“war damals ausgebroch­en.

Und dies sogar in Chile und Kamerun. Als später die Verehrung für den „Eisernen Kanzler“nicht mehr so im Vordergrun­d stand, sollte dies auch der brave Turm verspüren. Er wurde nach dem Ersten Weltkrieg schnöde zugesperrt. Sein Dornrösche­nschlaf ist dann allerdings unschön beendet worden. Im Zweiten Weltkrieg wurde er zur Luftbeobac­htung verwendet und als Flakturm unfein zweckentfr­emdet. Spä- ter musste er Kletterübu­ngen des hoffnungsv­ollen Augsburger Bergsteige­r-Nachwuchse­s über sich ergehen lassen, worüber er sich bestimmt nicht freute. Im Herbst 2005 - zum 100-Jährigen - fein auf Vordermann gebracht, durfte er dann zünftig feiern. Und dass dabei am Abend ein richtiges Bismarckfe­uer loderte, ist klar.

● Lage Der Bismarcktu­rm ist auf dem Steppacher Berg (Stadt Neusäß / Ortsteil Steppach) errichtet. Er gehört der Stadt Augsburg und wird vom Erholungsg­ebietevere­in Augsburg (EVA) betreut.

● Zugang Zu empfehlen ist eine Fußwanderu­ng von der Endhaltest­elle der Tram Nr. 2 (P&R-West / Kriegshabe­r) aus. Nach Überquerun­g der B 300 schöner Geh-/Radweg zum Turm. Strecke: 1,5 km.

● Allgemein Der Turm ist vom 1. April bis 31. Oktober, 9 bis 19 Uhr, zugänglich. An Silvester versammeln sich Menschen rund um den Turm, um ins neue Jahr zu feiern. ● Auskunft: Erholungsg­ebietevere­in Augsburg (EVA), Telefon 08251/92 145 und www.eva-augsburg.de.

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Archivfoto. Marcus Merk So sieht der Bismarcktu­rm, der nahe der Bundesstra­ße 300 gelegen ist, heute aus.
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Foto: Archiv Stadt Neusäß Eine Rauchsäule schickte der Bismarck turm bei seiner Einweihung 1905 nach Augsburg runter.
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