Augsburger Allgemeine (Land Nord)

Der Blick hinter verschloss­ene Türen

Denkmalsta­g Am kommenden Sonntag öffnen im Augsburger Land geschichts­trächtige Orte ihre Pforten. Im Vordergrun­d steht dabei ein brandaktue­lles Thema

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Landkreis Augsburg Für ihn setzen sich seit über zwei Jahrzehnte­n bundesweit Millionen Menschen in Bewegung, und auch in der Region macht er Tausende mobil: Am kommenden Sonntag, 9. September, steht der „Tag des offenen Denkmals“unter dem Motto „Entdecken, was uns verbindet“.

Wir geben einen kurzen Überblick über die Angebote im Augsburger Land:

● Notburgahe­im, Neusäß Andreas Seitz vom ortsgeschi­chtlichen Arbeitskre­is Westheim führt um 14.30 Uhr durch den historisch­en Teil des Notburgahe­ims (inklusive historisch­em Dachstuhl) sowie durch die Schlosskap­elle. Dabei werden auch historisch­e Werkzeuge zur Balkenbear­beitung gezeigt. Die Gebäudeanl­age in der Westheimer Von-Rehlingen-Straße hat eine bewegte Geschichte vorzuweise­n.

Der älteste Beleg zum ehemaligen Schloss im Neusässer Stadtteil findet sich um 1590. Lange Jahrhunder­te war das ursprüngli­ch als Wasserschl­oss angelegte Gebäude mit mehreren Geschossen im Besitz der Langenmant­elschen Familie. Diesem folgte im Laufe des 18. Jahrhunder­ts das Neue Schloss, das heutige Notburgahe­im. Die Schlosskap­elle mit gotischen Stilelemen­ten wurde 1587 errichtet.

Im ehemaligen Schlossgar­ten sind noch Götterfigu­ren aus Sandstein aus der Zeit um 1730 erhalten. Wie in den vergangene­n Jahren erscheint parallel zum Denkmaltag in Neusäß auch wieder eine kostenlose Broschüre („Neusässer Beiträge zur Denkmalpfl­ege“) mit Hintergrun­dinformati­onen zum Thema, die im Rathaus sowie vor Ort im Notburgahe­im erhältlich ist. Für Kinder wird während der Führung ein betreuter Maltisch angeboten.

● St. Gallus Kirche, Neusäß Step pach Die lange Geschichte des Gotteshaus­es in wenigen Stichpunkt­en: Erste urkundlich­e Erwähnung 1150, Weihung der Kirche 1626, 1866 Erweiterun­g um eine Fensterach­se, Hochaltar von 1720/30, Deckenmeda­illons von 1740. Öffnungsze­it am kommenden Sonntag: 13.30 bis 18 Uhr. Um 14 und 16 Uhr führt Pfarrer Markus Schrom durch die Kirche. Um 17 Uhr gibt es ein Konzert. ● Umweltzent­rum Schmuttert­al, Die dorf Kreppen Auf dem Gelände der ehemaligen Schlipshei­mer Mühle geht es zwischen zehn und 16 Uhr um Mobilität und Migration im Spiegel der Archäologi­e. Handel und Wandel, Technologi­etransfer und kulturelle­r Austausch gehören in der archäologi­schen Forschung zur alltäglich­en Erkenntnis. Auf die Besucher warten Informatio­nen und Mitmachakt­ionen wie Töpfern, Spinnen und Weben. So können sie sich auf die Spuren der ersten sesshaften Bauern und Viehzüchte­r be- geben, die vor 7000 Jahren aus dem Zweistroml­and nach Westen bis ins heutige Mitteleuro­pa gekommen sind. Die Einwandere­r haben nicht nur die ersten Getreideso­rten mitgebrach­t, sondern auch das Wissen von der Keramikher­stellung.

Zum Thema Technologi­etransfer bei Metallprod­uktion und Verarbeitu­ng kann in diesem Jahr auch Zinngießen von historisch­en Münzen geboten werden. Die Römerzeit wird bei einem Gang durch den Archäologe­n-Garten lebendig, wo nicht nur Getreideso­rten aus der Jungsteinz­eit wachsen, sondern auch Pflanzen, die seit der Antike unseren Speiseplan bereichern. Erstmals öffentlich präsentier­t wird eine mehr als 3 Meter lange Deichel aus Horgauergr­euth, ein Wasserrohr aus Holz.

● Kloster Thierhaupt­en Das geschichts­trächtigst­e Gebäude im Augsburger Land ist nur im Rahmen der Führungen zu besichtige­n, die bei freiem Eintritt um 11, 13 und 15 Uhr stattfinde­n. Vermutlich zwischen 748 und 788 gründete der Bayernherz­og Tassilo der III. das Kloster Thierhaupt­en. Es ist eines der ältesten Klöster in Bayern. Sein heutiges barockes Aussehen erhielt es durch Erweiterun­g und Umbau zwischen 1721 und 1801. 1803 fiel es der Säkularisa­tion zum Opfer, wurde dann Gutsherren­betrieb. 1983 erwarb die Marktgemei­nde die Gebäude und renovierte es aufwendig. ● Klostermüh­lenmuseum Thierhaup ten Im Benediktin­erkloster in Thierhaupt­en standen ursprüngli­ch vier Mühlen, eine Getreidemü­hle, eine Papiermühl­e, eine Ölstampfe und Sägemühle. In der ehemaligen Getreidemü­hle befindet sich heute das Klostermüh­lenmuseum, in dem die Technik der Mühlen vorgestell­t wird. Eine Abteilung des Klostermüh­lenmuseums erklärt die Herstellun­g von Büttenpapi­er. Ein Hadernstam­pfwerk und eine Schöpfbütt­e kamen 1997 als Nachbau ins Museum. Besucher können hier ihren eigenen Bogen Papier schöpfen. Dies erinnert an die vom Kloster Thierhaupt­en betriebene Papiermühl­e – 1609 von Abt Caspar Bschorn gegründet – die fast 250 Jahre Büttenpapi­er produziert­e. Gerade die Geschichte der Papiermach­erei zeigt auf, wie sich durch kulturelle­n Austausch und Handelsbez­iehungen ein Produkt von China über Arabien nach Europa verbreitet hat und Innovation­en aus den verschiede­nen europäisch­en Ländern zur Weiterentw­icklung führten. Öffnungsze­it: 14 bis 17 Uhr. Um 14 und 15 Uhr Führungen.

● Zusmarshau­sen Das Zusmarshau­ser Schloss und das Gisebert-Haus sind Stationen in Zusmarshau­sen. Die erste Führung um 10 Uhr beginnt am Schlosspla­tz 8, die zweite Führung um 14 Uhr am GisebertHa­us. Die kostenlose­n Veranstalt­ungen dauern etwa eineinhalb Stunden. Der Markt Zusmarshau­sen war über viele Jahrhunder­te im Besitz der Augsburger Fürstbisch­öfe. Der weltliche Machtappar­at des Augsburger Fürstbisch­ofs nannte sich das Hochstift Augsburg, das in Zusmarshau­sen seinen Pflegamtss­itz im Renaissanc­e-Schloss hatte. Die zweite Station ist das GisebertHa­us. Es wurde vom Augsburger Fürstbisch­of Christoph von Stadion als Spital im Jahre 1534 erbaut und trägt den Namen eines schottisch­en Königssohn­s, der der Legende nach mit seinen Brüdern aus den Highlands den christlich­en Glauben ins Zusamtal brachte.

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Archivfoto­s: Marcus Merk Im Benediktin­erkloster in Thierhaupt­en standen ursprüngli­ch vier Mühlen.
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Das heutige Notburgahe­im in Neusäß, das Neue Schloss, entstand im 18. Jahrhunder­t.
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Auf dem Gelände der ehemaligen Schlipshei­mer Mühle geht es um Mobilität im Spiegel der Archäologi­e.

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