Augsburger Allgemeine (Land Nord)
Wilde Schafkopfrunde im Wirtshaus
Erinnerungen Josef Pfister erinnert sich noch heute gerne an einen Streich im Gasthaus Schuster aus den 1950er-Jahren
Neusäß Das Gasthaus Schuster in Neusäß ist Geschichte. Und so manch alteingesessener Neusässer dürfte beim Abriss des altehrwürdigen Gebäudes sicherlich die ein oder andere Träne im Knopfloch zerdrückt haben. Schließlich hat vor allem die ältere Generation zahlreiche Erinnerungen an das Wirtshaus. Viele feierten dort ihre Hochzeit, andere machten dort eine Ausbildung, im Fasching wurde ausgelassen getanzt und so mancher Stammtisch verbrachte dort fröhliche Stunden.
An einem der vielen Stammtische saß auch in den 1950er-Jahren Josef Pfister. Er erinnert sich noch sehr gut an eine lustige Anekdote. „Es war an einem frühen Freitagnachmittag“, schreibt er. Jung und übermütig seien sie damals gewesen und trafen sich regelmäßig im Schuster zum Schafkopf. Auch einige Senioren wären früher Stammgäste, tranken ihr Bier und gesellten sich als „Kiebitze“zu der Schafkopfrunde. Nicht selten hätten sie dann ihre Kommentare zum Spiel abgegeben und das brachte die jungen Burschen auf eine Idee.
„Wir beschlossen, die älteren Herren einmal so richtig zu veräppeln“, erinnert sich Pfister. So machte die Runde unter sich aus, um richtig hohe Beträge zu spielen, das verlorene oder gewonnene Geld am Ende aber wieder gerecht untereinander aufzuteilen. Um das abgekartete Spiel so richtig auf die Spitze zu treiben, hätte mach auch beim Karten ausgeben „umfassend manipuliert“. So ergaben sich ganz außergewöhnliche Partien.
„Lauthals wurde dann Kontra, Re und Sub-Re gegeben, sodass auch andere Gäste auf uns aufmerksam wurden und sich dazugesellten“, schreibt Pfister. Immer wieder hätten sie die Spielzüge kommentiert und „ihren Senf dazugegeben“. Einige hielten die Burschen für Hasardeure und fragten sich, wie man bloß auf so ein „Kontra“auch noch ein „Kontra“geben könnte. „Mit ungläubigem Raunen staunten sie über die Beträge, die nach jedem Spiel fällig wurden.“Die Burschen aber hätten jeden Spielzug als den einzig richtigen verteidigt und ange- regt mit den Kiebitzen diskutiert und gestikuliert. „Für uns war es eine echte Gaudi – wir haben uns köstlich amüsiert“, erzählt Pfister. Und das Geld sei am Ende natürlich wieder – wie abgesprochen – aufgeteilt worden.
Josef Pfister hat aber noch andere Erinnerungen. So weiß er, dass damals neben dem Sportplatz der Gasthof lag. Nach jedem Heimspiel saßen die Fans beisammen und hatten die Siege gefeiert oder die Niederlagen runtergespült. Im Saalbau fanden samstags Tanzabende mit der French Como sowie Faschingsveranstaltungen und Vereinsversammlungen statt. „Das war damals noch eine richtige Dorfgemeinschaft“, sagt Pfister und schwelgt in seinen Erinnerungen.
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