Augsburger Allgemeine (Land Nord)
Christa Albrecht sagt der Kinderbrücke Lebewohl
Abschied Die Leiterin und Mitbegründerin der Diedorfer Einrichtung geht in den Ruhestand
Diedorf Am Abend vor ihrem letzten Tag im integrativen Kindergarten Kinderbrücke räumt Christa Albrecht noch etwas in ihrem Büro auf. „Es gibt noch einiges zu tun“, sagt die Kindergartenleiterin, die mit dem Ende des Kindergartenjahres nach 20 Jahren in den Ruhestand geht. „Das ist schon ein komisches Gefühl, ich habe es noch nicht ganz realisiert“, sagt sie. Vor einigen Wochen feierte die Kinderbrücke ihr 20. Jubiläum. Das schien Christa Albrecht ein guter Zeitpunkt, um in den Ruhestand zu gehen. Es sei eine bewusste Entscheidung gewesen, und sie habe es so schnell wie möglich allen erzählt, „vielleicht auch, damit ich selbst daran glaube“. Dass ihr die Entscheidung nicht leichtgefallen ist, ist ihr anzumerken.
Christa Albrecht hat den Kindergarten in Diedorf mit aufgebaut und von Anfang an geleitet. Nach einigen Jahren der Ausbildung und Arbeit im Diakonissenhaus in Augsburg kam der Umzug nach Diedorf. Hier arbeitete sie in der Spielstube Herz Mariä und leitete eine Maxigruppe für Kinder, die keinen Kindergartenplatz bekommen hatten. In Zusammenarbeit mit der evangelischen Kirchengemeinde organisierte sie außerdem Kindergottesdienste.
Die Idee für den neuen integrativen Kindergarten kam vor 20 Jahren auf, als drei Mütter aus Diedorf keinen Kindergartenplatz für ihre Kinder mit Behinderung finden konnten. Sie wollten nicht nach Königsbrunn fahren, ihre Kinder sollten in Diedorf bleiben. Mit ihren Anliegen gingen sie zu Bürgermeister Otto Völk. Er entschied, den Spielplatz unterhalb des Feuerwehrhauses in Diedorf zur Verfügung zu stellen. Die evangelische Kirche übernahm die Trägerschaft, und Christa Albrecht wurde gefragt, ob sie beim Aufbau des Kindergartens helfen könnte. Ihre Antwort war ganz klar: „Gerne! Aber dann will ich ihn auch haben.“
Der Kindergarten sei eine Art Kleinod mitten in Diedorf. „Nach 20 Jahren wissen immer noch nicht alle, dass es uns hier gibt“, vermutet Christa Albrecht. Sie hat den Kindergarten geprägt. Es gibt zum Beispiel keine zweite Spielebene, da körperbehinderte Kinder hier Probleme haben könnten. Alles ist behindertengerecht gebaut. Außerdem machte Christa Albrecht die Montessori-Ausbildung.
Als die Kinderbrücke gegründet wurde, war Integration noch „eine Seltenheit“, sagt Christa Albrecht. Sie habe sich aber sofort mit dem Gedanken angefreundet, auch Kinder mit besonderem Förderbedarf aufzunehmen. Seit seiner Gründung sei das Leitbild des Kindergartens von dem christlichen Gedanken „jeder ist wertvoll, jeder gehört dazu“geprägt. Kürzlich hat die Leiterin zusammen mit ihrem Team das Leitbild reformiert: „Trau dich, besonders zu sein.“
Für Christa Albrecht war die Arbeit mit Förderkindern nie ein Problem. „Gut“, sei immer ihre Antwort gewesen. „Man muss es erleben, das kann man nicht erzählen“, sagt sie. Albrecht hat in ihrer Laufbahn viele sehr positive Momente erlebt: „Es war immer toll zu beobachten, wie selbstverständlich Förderkinder Teil der Gruppe werden.“Besonders gefreut habe sie sich, „wenn schwierige Kinder ihren Weg finden“.
Im Ruhestand werde sie die Arbeit mit den Kindern und dem tollen Team vermissen. Der Gedanke, dass ihre Nachfolgerin Gudrun Kraus schon lange im Kindergarten arbeitet und sich auskennt, beruhigt sie. Natürlich freut sich Christa Albrecht auch auf den Ruhestand. Sie will länger schlafen, viel lesen und verreisen. Außerdem mehr in ihrem eigenen Garten arbeiten. Und: „Wenn mir zu Hause die Decke auf den Kopf fällt, dann kann ich in Diedorf sicher anderweitig aktiv werden.“