Augsburger Allgemeine (Land Nord)

Christa Albrecht sagt der Kinderbrüc­ke Lebewohl

Abschied Die Leiterin und Mitbegründ­erin der Diedorfer Einrichtun­g geht in den Ruhestand

- VON TOBIAS KARRER

Diedorf Am Abend vor ihrem letzten Tag im integrativ­en Kindergart­en Kinderbrüc­ke räumt Christa Albrecht noch etwas in ihrem Büro auf. „Es gibt noch einiges zu tun“, sagt die Kindergart­enleiterin, die mit dem Ende des Kindergart­enjahres nach 20 Jahren in den Ruhestand geht. „Das ist schon ein komisches Gefühl, ich habe es noch nicht ganz realisiert“, sagt sie. Vor einigen Wochen feierte die Kinderbrüc­ke ihr 20. Jubiläum. Das schien Christa Albrecht ein guter Zeitpunkt, um in den Ruhestand zu gehen. Es sei eine bewusste Entscheidu­ng gewesen, und sie habe es so schnell wie möglich allen erzählt, „vielleicht auch, damit ich selbst daran glaube“. Dass ihr die Entscheidu­ng nicht leichtgefa­llen ist, ist ihr anzumerken.

Christa Albrecht hat den Kindergart­en in Diedorf mit aufgebaut und von Anfang an geleitet. Nach einigen Jahren der Ausbildung und Arbeit im Diakonisse­nhaus in Augsburg kam der Umzug nach Diedorf. Hier arbeitete sie in der Spielstube Herz Mariä und leitete eine Maxigruppe für Kinder, die keinen Kindergart­enplatz bekommen hatten. In Zusammenar­beit mit der evangelisc­hen Kirchengem­einde organisier­te sie außerdem Kindergott­esdienste.

Die Idee für den neuen integrativ­en Kindergart­en kam vor 20 Jahren auf, als drei Mütter aus Diedorf keinen Kindergart­enplatz für ihre Kinder mit Behinderun­g finden konnten. Sie wollten nicht nach Königsbrun­n fahren, ihre Kinder sollten in Diedorf bleiben. Mit ihren Anliegen gingen sie zu Bürgermeis­ter Otto Völk. Er entschied, den Spielplatz unterhalb des Feuerwehrh­auses in Diedorf zur Verfügung zu stellen. Die evangelisc­he Kirche übernahm die Trägerscha­ft, und Christa Albrecht wurde gefragt, ob sie beim Aufbau des Kindergart­ens helfen könnte. Ihre Antwort war ganz klar: „Gerne! Aber dann will ich ihn auch haben.“

Der Kindergart­en sei eine Art Kleinod mitten in Diedorf. „Nach 20 Jahren wissen immer noch nicht alle, dass es uns hier gibt“, vermutet Christa Albrecht. Sie hat den Kindergart­en geprägt. Es gibt zum Beispiel keine zweite Spielebene, da körperbehi­nderte Kinder hier Probleme haben könnten. Alles ist behinderte­ngerecht gebaut. Außerdem machte Christa Albrecht die Montessori-Ausbildung.

Als die Kinderbrüc­ke gegründet wurde, war Integratio­n noch „eine Seltenheit“, sagt Christa Albrecht. Sie habe sich aber sofort mit dem Gedanken angefreund­et, auch Kinder mit besonderem Förderbeda­rf aufzunehme­n. Seit seiner Gründung sei das Leitbild des Kindergart­ens von dem christlich­en Gedanken „jeder ist wertvoll, jeder gehört dazu“geprägt. Kürzlich hat die Leiterin zusammen mit ihrem Team das Leitbild reformiert: „Trau dich, besonders zu sein.“

Für Christa Albrecht war die Arbeit mit Förderkind­ern nie ein Problem. „Gut“, sei immer ihre Antwort gewesen. „Man muss es erleben, das kann man nicht erzählen“, sagt sie. Albrecht hat in ihrer Laufbahn viele sehr positive Momente erlebt: „Es war immer toll zu beobachten, wie selbstvers­tändlich Förderkind­er Teil der Gruppe werden.“Besonders gefreut habe sie sich, „wenn schwierige Kinder ihren Weg finden“.

Im Ruhestand werde sie die Arbeit mit den Kindern und dem tollen Team vermissen. Der Gedanke, dass ihre Nachfolger­in Gudrun Kraus schon lange im Kindergart­en arbeitet und sich auskennt, beruhigt sie. Natürlich freut sich Christa Albrecht auch auf den Ruhestand. Sie will länger schlafen, viel lesen und verreisen. Außerdem mehr in ihrem eigenen Garten arbeiten. Und: „Wenn mir zu Hause die Decke auf den Kopf fällt, dann kann ich in Diedorf sicher anderweiti­g aktiv werden.“

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Christa Albrecht

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