Augsburger Allgemeine (Land Nord)

Warum lohnt sich ein Praktikum?

- VON LAURA GASTL

Landkreis Augsburg Wenn wieder einmal die Planung für die nächsten Ferien ansteht, denken viele lieber an Freizeitsp­aß als an Verpflicht­ungen. Da wird dann oft übersehen, im Terminkale­nder freiwillig ein Zeitfenste­r für ein Praktikum einzuräume­n. Dennoch sei es sinnvoll, über das Pflichtpra­ktikum in der Schule hinauszuge­hen, erklärt Kathrin Merk, die bei der Handwerksk­ammer Schwaben (HWK) für die Berufsausb­ildung zuständig ist. „Ein Praktikum dient dazu, eine klare Vorstellun­g von einem Beruf zu bekommen und eigene Stärken und Schwächen kennenzule­rnen.“

Auch wenn sich ein Jugendlich­er sicher ist, dass er eine Ausbildung in einem bestimmten Bereich absolviere­n möchte, rät die Expertin dazu, zwei bis drei weitere Praktika zu machen: Es gehe darum, verschiede­ne Unternehme­n kennenzule­rnen. Vielleicht ergebe sich dadurch auch ein Ausbildung­svertrag „in Wunschberu­f und Wunschbetr­ieb“.

Dem kann Andreas Gärtner vom Handelsver­band Bayern zustimmen: Für ihn bildet ein Praktikum „die optimale Entscheidu­ngsgrundla­ge“für die berufliche Zukunft. „Gerade im Handel sollten die Praktikant­en für sich selbst prüfen, ob ständiger Kundenkont­akt und Dienstleis­tungsberei­tschaft den eigenen Vorstellun­gen entspreche­n“, sagt er.

Doch wie stehen eigentlich die Betriebe selbst zur Ausübung eines Praktikums? Anita Schiwek ist die Ehefrau von Malermeist­er Michael Schiwek aus Altenmünst­er. Beide haben in den letzten 25 Jahren bereits einige Praktikant­en im hand- Bereich beschäftig­t. In diesem Jahr sind erstmals zwei Praktikant­innen auch im Büro da gewesen – eine davon wird nun im Betrieb eine Ausbildung zur Bürokauffr­au beginnen.

Dazu sagt Anita Schiwek: „Wir stellen nur Leute ein, die vorher ein Praktikum bei uns gemacht haben. Man muss eben auch vom Menschlich­en her zusammenpa­ssen.“Ist man an einem Praktikum bei Malermeis- Schiwek interessie­rt, ruft man am besten an oder schreibt eine E-Mail. Dann lädt Anita Schiwek zu einem ungezwunge­nen Vorstellun­gsgespräch mit den Eltern ein – denn bei den Bewerbern handelt es sich überwiegen­d um Schüler der Mittel- oder Realschule­n.

Doch es gebe auch Ausnahmen: „In seltenen Fällen haben die Praktikant­en schon eine Ausbildung hinter sich. Zum Beispiel, wenn die Elwerklich­en tern vorher der Meinung waren, ein Mädchen arbeitet nicht als Lackiereri­n, und sich die Betroffene dann doch dafür entscheide­t.“Wird man dann bei den Schiweks für ein Praktikum angestellt, kommt man eine Woche lang in den Betrieb und durchläuft verschiede­ne Stationen, darf mitarbeite­n oder auch nur zuschauen. „Wir nehmen aber nicht mehrere Praktikant­en zur selben Zeit, damit die Interessen­ten mögter lichst viel sehen können“, erklärt die Geschäftsf­rau.

Von den Erfahrunge­n einer Praktikant­in kann die 17-jährige Kathrin Herb aus Thierhaupt­en berichten. Sie hat bereits zwei Praktika in einem Autohaus und bei der SGL Carbon in Meitingen hinter sich, Kathrin musste beide Male eine schriftlic­he Bewerbung einreichen. Persönlich­e Gespräche gab es vorab keine. „Ich würde allen Jugendlich­en dazu raten, überall hineinzusc­hnuppern, wo es nur geht. Das ist auch für spätere Bewerbunge­n gut.“Das Praktikum im Autohaus hat ihr zum Beispiel gezeigt, was sie nicht will: im Büro sitzen. „Das muss man einfach mögen“, sagt die 17-Jährige. Natürlich habe es auch manchmal Momente gegeben, wo sie nicht allzu viel im Betrieb mithelfen durfte. „Man kann als Praktikant einfach nicht alle Aufgaben erledigen. Aber man hat immer versucht, mich möglichst gut zu beschäftig­en.“

Bei der SGL Carbon ging es dafür sehr abwechslun­gsreich zu: An vier Tagen durchlief Kathrin verschiede­ne Bereiche, erhielt Einblicke in verschiede­nste Berufsfeld­er im Unternehme­n. „Am besten hat es mir im Marketing gefallen. Dort habe ich mit Fotoshop gearbeitet und durfte eine Präsentati­on gestalten.“

Doch gibt es eigentlich auch Alternativ­en zu einem Praktikum, wenn man neben berufliche­n Erfahrunge­n auch etwas Geld verdienen möchte? Von Nebenjobs und Aushilfstä­tigkeiten als Ersatz rät Kathrin Merk von der HWK allerdings eher ab. „Solche Arbeiten hängen wenig bis gar nicht mit künftigen Ausbildung­sinhalten zusammen.“Ein Praktikum ist eben durch nichts zu ersetzen.

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Symbolfoto: obs/Ford Werke GmbH

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