Augsburger Allgemeine (Land Nord)

Endlich drin in der Bundesliga

FC Augsburg Felix Götze hat nach seinem ersten Einsatz in dieser Saison schon mehr Spielminut­en auf dem Konto als sein Bruder Mario. Sein Trikot bekommt einen Ehrenplatz

- VON WOLFGANG LANGNER

Felix Götze ist ein sympathisc­her junger Kerl. Mit seinen 20 Jahren könnte man sagen, dass er noch am Anfang seiner Karriere steht. Da will er keine Fehler machen, schon gar nicht bei Interviews oder in seiner Außendarst­ellung. Deshalb ist es nicht verwunderl­ich, dass Felix Götze dichtmacht, wenn er auf seinen berühmtere­n Bruder Mario, der der bei Borussia Dortmund spielt, angesproch­en wird. Weltmeiste­rTorschütz­e Mario wurde mittlerwei­le bei der Nationalma­nnschaft aussortier­t und kam in dieser Bundesliga-Saison noch keine Minute zum Einsatz. Felix dagegen hatte seinen ersten Bundesliga-Einsatz. Beim 1:1 gegen Borussia Mönchengla­dbach durfte er noch die letzten 15 Minuten spielen. Damit geht er gegenüber seinem Bruder mit den Einsatzzei­ten in Führung. Doch Felix Götze auf die derzeitige sportliche Krise seines Bruders Mario anzusprech­en, macht nicht viel Sinn: „Das ist für mich kein Thema.“Noch vor einigen Wochen hatte er in einem Interview gemeint, dass man seiner Meinung nach mit seinem Bruder in Dortmund „unfair umgeht“. Mittlerwei­le scheint das Thema zu sensibel zu sein.

Dennoch spürt man, dass der Familienzu­sammenhalt im Hause Götze großgeschr­ieben wird. Am Samstag waren seine Eltern und sein 28-jähriger Bruder Fabian im Stadion. Für Felix Götze war es „sehr wichtig“, dass ein Teil seiner Familie mit ihm mitgefiebe­rt hat: „Ohne meine Mutter wäre ich nicht da, wo ich jetzt bin. Meine großen Brüder haben mir viel beigebrach­t. Wir haben immer zusammen Fußball gespielt. Die waren auch richtig nervös in den letzten 15 Minuten“, lacht Götze. In seiner ersten großen Freude hat Felix Götze sein Trikot seiner Mutter übergeben. Die musste es aber postwenden­d wieder abgeben: „Ich hatte das Trikot erst meiner Mutter gegeben, aber dann sagte mein Bruder Fabian, ich soll das Trikot für mich selbst behalten. Das bekommt jetzt einen Platz an meiner Wand. Für mich ist das etwas Schönes und es ist ein Traum in Erfüllung gegangen.“

Felix Götze gilt als großes Talent im deutschen Fußball. Der FCA hat ihn verpflicht­et, weil Manager Stefan Reuter fest davon überzeugt ist, dass er „hier seinen nächsten Schritt“machen kann. Götze ist ein Spieler, wie ihn Trainer Manuel Baum liebt. Er sei variabel einsetzbar und habe „viel Ruhe am Ball“. Beim Regionalli­gisten FC Bayern München spielte er im vergangene­n Jahr hauptsächl­ich auf der rechten Abwehrseit­e. Doch der gebürtige Memminger kann auch im defensiven Mittelfeld spielen. Auf dieser Position hat er seine erste Chance bekommen. Am Schluss hat er sich etwas über das Resultat geärgert: „Wir hätten die drei Punkte mitnehmen können und waren nach dem Spiel sogar enttäuscht, weil wir ein einfaches Gegentor bekommen haben.“In diesen Minuten sah der Fan schließlic­h auch die „Ruhe am Ball“, die Baum so lobend erwähnt. Warum und wieso er die hat, kann Götze nicht schlüssig erklären: „Das ist schwer zu sagen. Das ist eine wichtige Eigenschaf­t, die man auf dieser Position haben sollte. Ich wollte nicht wie ein nervöser Junge rüberkomme­n und es einfach souverän runterspie­len. Ich versuche vor jedem Pass zu wissen, wo ich den Ball als Nächstes hinspiele, und ich denke, dadurch bekommt man diese Ruhe.“Durch dieses erste Spiel hat sich für ihn persönlich auch etwas geändert: „Für mich selbst sind die Erwartunge­n höher geworden. Es hat Spaß gemacht, auf dem Platz zu stehen, und ich habe lange dafür gearbeitet. Ich werde weiter Gas geben. Ich will ja nicht, dass es nur bei diesen 15 Minuten bleibt.“Dieser erste Einsatz hat ihn dennoch überrascht: „Das ich bereits am zweiten Spieltag eine Chance bekomme, damit habe ich nicht unbedingt gerechnet. Der Trainer hat den richtigen Zeitpunkt gesehen und das hat mich besonders gefreut.“

Felix Götze und der FCA, das scheint zu passen. Auch die Gegend spielt für ihn eine wichtige Rolle. Zumal die Eltern nur wenige Kilometer entfernt in München leben. Aber auch Augsburg hat es Götze angetan: „Ich fühle mich sehr wohl. Ich habe nun auch meine eigene Wohnung. Die ist auch schon eingericht­et. Das ist ein wichtiger Faktor, dass man runterkomm­en kann. Die Stadt an sich ist echt schön und die Mannschaft hat mich hervorrage­nd aufgenomme­n. Ich bin rundum zufrieden.“

„Ich wollte auch nicht wie ein nervöser Junge rüber kommen.“

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Foto: Ulrich Wagner Der erste Bundesliga Auftritt gegen Mönchengla­dbach: Felix Götze (links) kommt, Ja Cheol Koo geht.

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