Augsburger Allgemeine (Land Nord)

Ethik Keule schwingen

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Ebenfalls dazu:

Wenn Sie schreiben „Die Abläufe in der Transplant­ationsmedi­zin müssen verbessert werden“, lässt sich das eindrucksv­oll an Zahlen darstellen. Allein in 2015 gab es in der BRD laut einer Studie der Uniklinik Schleswig- Holstein 2780 Organspend­emöglichke­iten, von denen gerade mal 877 genutzt und durchgefüh­rt wurden. Die Hauptgründ­e: Personalma­ngel und schlechte Erlöse für die Krankenhäu­ser. Die entscheide­n sich dann fallweise lieber für „Alternativ­lieger“, wie das auch der Vorstand der Deutschen Stiftung Organspend­e einräumt.

Wenn Herr Spahn hier akuten Verbesseru­ngsbedarf erkannt hat und dies in einen Gesetzentw­urf mündet, ist das grundsätzl­ich positiv. Doch angesichts dieser Tatsachen gleichzeit­ig über den vermeintli­chen „Spendemuff­eln“die Ethik-Keule zum Zweck der Automatiks­pende zu schwingen, dürfte wenig Zutrauen schaffen. Da müsste es Herrn Spahn zunächst einmal gelingen, dass es zukünftig keine „guten“(profitable­n) und „schlechten“Organspend­en gibt. Denn angesichts der gewollten ökonomisch­en Konkurrenz unseres Gesundheit­swesens werden sich ansonsten auch aus einem erweiterte­n Angebot nur die „guten“Organspend­en den Weg bahnen – Patient hin oder her.

Artur Hoch, Augsburg

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