Augsburger Allgemeine (Land Nord)

Hochschuls­tudenten: Wann antwortet Söder?

Bildung Studentenv­ertretung und Hochschulr­at protestier­ten beim Ministerpr­äsidenten, weil Augsburg bei einem großen Ausbauprog­ramm des Freistaats leer ausgeht. Seit vier Wochen warten sie auf eine Reaktion. Was die Staatskanz­lei sagt

- VON EVA MARIA KNAB

Rund einen Monat ist es her, dass Augsburgs Hochschuls­tudenten einen Protestbri­ef an Ministerpr­äsident Markus Söder schickten. Hintergrun­d: Die Hochschule geht beim millionens­chweren Ausbauprog­ramm für die bayerische Hochschull­andschaft komplett leer aus – trotz hohen Förderbeda­rfs. Nun warten die Studentenv­ertreter immer noch auf eine Antwort aus München. „Wir finden es sehr schade, dass wir gar keine Rückmeldun­g bekommen“, sagt Tamara Kartheinig­er vom Sprecherra­t. Sie habe viele Rückfragen von Studenten, was denn nun Sache sei.

Konkret geht es um das Ausbauprog­ramm, das Söder in seiner Regierungs­erklärung vom 18. April angesproch­en hatte. Danach will der Freistaat mit einem Finanzvolu­men von 590 Millionen Euro fast flächendec­kend Hochschulp­rojekte in den Regionen fördern. Für die Hochschule Augsburg gab es aus diesem gewaltigen Fördertopf aber keinen Cent, und das, obwohl schon länger ein dringender Ausbaubeda­rf beim neuen Studiengan­g „Soziale Arbeit“angemeldet worden war.

An der Hochschule Augsburg geht es um wichtige Weichenste­llungen für die Zukunft. Auch für die 6200 Studenten sei das eine wichtige Sache, sagt Kartheinin­ger. Der Protestbri­ef an Söder sei über Rundmail verschickt worden, die Rückmeldun­gen darauf seien ungewöhnli­ch zahlreich. „Alle fanden unsere Aktion gut und einige haben sich schon mehrfach nach dem aktuellen Stand erkundigt.“

Auch der Augsburger Hochschulr­atsvorsitz­ende Roland Kreitmeier sandte ein Protestsch­reiben an den Ministerpr­äsidenten und forderte eine Erklärung der Staatsregi­erung. Auch er habe von der Staatskanz­lei bislang nicht einmal eine Eingangsbe­stätigung für sein Schreiben bekommen, geschweige denn eine Antwort, bedauert Kreitmeier. Aus Sicht des Hochschulr­ates gibt es viele Argumente, warum ein weiterer Ausbau in Augsburg dringend nötig Kreitmeier verweist darauf, dass an vielen bayerische­n Hochschule­n für angewandte Wissenscha­ften, die nun massiv gefördert werden, die Zahl der Studienbew­erber tendenziel­l zurückgehe. Insgesamt sollen nun 10000 neue Studienplä­tze aufgebaut werden. Anders in Augsburg: Die Hochschule habe das zweitbeste Verhältnis zwischen Bewerbern und Studenten nach der TH Ingolstadt, gehe in der großen bayerische­n Förderrund­e aber leer aus, so Kreitmeier. „Möchte die Hochschule Augsburg allen Bewerbern aktuell einen Studienpla­tz anbieten, müsste ihre Gesamtstud­ierendenza­hl von heute 6200 Studierend­en auf fast 8500 steigen.“

Ohne einen weiteren Ausbau sieht der Hochschulr­atsvorsitz­ende ein großes Problem auf den Wirtschaft­sraum zukommen. Die aktuelle Situation führe dazu, dass Studierwil­lige aus Augsburg abwandern. Diese würden später den Unwäre. ternehmen in der Region als qualifizie­rte Arbeitskrä­fte fehlen. „Das ist eine Entwicklun­g, die sich Schwaben als zweitstärk­ster Industries­tandort in Bayern nicht leisten darf“, sagt Kreitmeier.

Nach seinen Berechnung­en bräuchte die Hochschule Augsburg rund 1200 weitere Stellen, um den aktuellen Zuwachs an Studienint­eressenten zu bewältigen. Allein die Hälfte dieser Stellen sei für den Ausbau des Studiengan­gs „Soziale Arbeit“nötig. Dort gibt es über 1300 Bewerbunge­n für 30 Plätze. Die andere Hälfte hält er für den Bereich der Digitalisi­erung, Künstliche Intelligen­z und Automatisi­erung erforderli­ch. Und was ist nun Söders Antwort auf diese Argumente? Eine Sprecherin der Staatskanz­lei teilte auf Anfrage unserer Zeitung mit, es werde „selbstvers­tändlich eine Antwort geben“. Diese sei aber noch in der Abstimmung. Sie verweist auch auf die hohen Investitio­nen des Freistaate­s in den Wissenscha­ftsstandor­t Augsburg. Für die Generalsan­ierung des Klinikums und den Aufbau der neuen medizinisc­hen Fakultät an der Universitä­t gebe es 650 Millionen Euro. Die Hochschule habe in den vergangene­n Jahren 54 Millionen Euro für den Ausbau erhalten, etwa für Bauten der Wirtschaft­sund Ingenieurw­issenschaf­ten, auch am neuen MRM-Bau für die Ressourcen-Forscher sei die Hochschule zusammen mit der Universitä­t beteiligt.

1200 Stellen mehr wären nötig

 ?? Archivfoto: Silvio Wyszengrad ?? „Hier studieren und gefragte Persönlich­keit werden“steht auf einem Plakat an der Fassade der Hochschule. Beim millionens­chwe ren Ausbauprog­ramm für die bayerische Hochschull­andschaft geht sie jedoch komplett leer aus.
Archivfoto: Silvio Wyszengrad „Hier studieren und gefragte Persönlich­keit werden“steht auf einem Plakat an der Fassade der Hochschule. Beim millionens­chwe ren Ausbauprog­ramm für die bayerische Hochschull­andschaft geht sie jedoch komplett leer aus.

Newspapers in German

Newspapers from Germany