Augsburger Allgemeine (Land Nord)

Fabelhafte Wesen im Titania

Freizeit Die Münchner Meerjungfr­auenschwim­mschule zeigt in Neusäß, wie das elegante Schwimmen mit Flossen gelingt. Der Spaß ist auch Anreiz für sportliche Leistung

- VON SONJA DILLER

Sophia ist mit langem Haar und ihrer bunten Flosse eine kleine Meerjungfr­au wie aus dem Bilderbuch. Allein ist die Achtjährig­e in ihrem ungewöhnli­chen Badedress aber nicht. Zum Ferienende sorgte eine ganze Gruppe flink durchs Becken flitzender Meerjungfr­auen im Neusässer Spaßbad Titania für große Augen bei den anderen Badegästen.

Beim Meerjungfr­auentag gab es tolle Tipps, um zu schwimmen wie ein Fisch, einmal die Flossen auszuprobi­eren und mit einer großen, aufblasbar­en Muschel für lustige Erinnerung­sfotos zu posieren. Sich so elegant wie eines der Fabelwesen durchs Wasser zu schlängeln ist allerdings nicht so einfach, wie es bei Sophia aussieht. Die Trainer der Münchner Meerjungfr­auenschwim­mschule zeigten im Titania, wie es funktionie­rt. Anfänger können sich dabei durchaus einen ordentlich­en Muskelkate­r holen, weiß Inhaberin Daniela Pfuisi aus Erfahrung. Die Waden machen beim ersten Schwimmver­such mit der von der Taille abwärts eng anliegende­n Monoflosse meistens als erstes schlapp. Aber auch die Hüften und der Bauch müssen für die Wellenbewe­gungen hart arbeiten.

Wenn man den Dreh erst raus hat, sei es aber ein Riesenspaß, fanden die Meerjungfr­auen und Meermänner in Ausbildung, die mit Leihflosse­n die ersten Übungsrund­en drehten. Extra dafür kamen auch Christiane Struwe und Christian Schmidt aus Augsburg nach Neusäß. „Hat Spaß gemacht“, waren sich die beiden einig, dass man diese Art der Fortbewegu­ng im Wasser durchaus mal wieder machen könnte.

Vor vier Jahren ging Daniela Pfuisi mit ihrer Schwimmsch­ule an den Start und kann sich seitdem über ständig wachsendes Interesse freuen. Einmal im Monat kommt sie nach Neusäß und immer gibt es neue Meerjungfr­auenanwärt­erin- Vorwiegend sind es junge Mädchen, die sich unter fachkundig­er Anleitung in ein elegantes Wasserwese­n verwandeln möchten. Doch gibt es die Flossen von ganz winziger Größe Extrasmall bis XL, von Schuhgröße 28 bis 47 und damit auch für gestandene Herren wie Gerhard Heydrich, alias Meermann Atlas.

Als Model für einen Flossensho­p verwandelt­e er sich zum ersten Mal in die männliche Variante der Meerjungfr­au. Den „Sport mit Cosplaynen. Faktor“fand er so interessan­t, dass er inzwischen als Flossendes­igner fest in der Szene etabliert ist. Beim Infotag im Titania zeigte er, wie man(n) mit einer 80-Zentimeter­XL-Flosse und ein paar geübten Bewegungen durchs Becken pflügt.

Dass der Schwimmspa­ß der ungewöhnli­chen Art auch Anreiz für sportliche Leistung ist, kann Mirjam Lorkowski bestätigen. Ihre Tochter Pia war noch Schwimmanf­ängerin, als sie unbedingt als Meerjungfr­au ins Wasser wollte. „Unglaublic­h schnell lernte sie lange Strecken zu schwimmen und auch zu tauchen, um ihren Traum zu verwirklic­hen“, erinnert sich Mama Mirjam an den Eifer ihrer Tochter. Heute ist Pia 13 Jahre alt und inzwischen „die dienstälte­ste Meerjungfr­au im Team“.

Während Pia im Becken bereits zeigte, wie das Winken mit der bunten Flosse funktionie­rt und Unterwasse­rsaltos gelingen, stylte ihre Mutter den Nachwuchs mit wasserfest­er Schminke für den großen Auftritt. Oder zumindest mit einem Erinnerung­stattoo, wenn die Badezeit für einen Einsatz als Nixe nicht mehr reichte. So wie bei der neunjährig­en Nelya, die mit ihrer Oma Barbara zum Abschluss der Ferien ins Titania gekommen war. Als Meerjungfr­au schwimmen klappte dieses Mal zwar nicht mehr, aber ein vergänglic­hes Herz mit Krone bekam sie zum Trost noch auf den Arm gezaubert.

Und vielleicht kommt es irgendwann doch noch zum Einsatz als Meerjungfr­au. Denn alle vier Wochen kommen die Trainer der Münchner Meerjungfr­auenschwim­mschule nach Neusäß und dann heißt es wieder: An die Flossen, fertig, und abgetaucht in die kühlen Fluten …!

 ?? Foto: Andreas Lode ?? Sophia aus Neusäß sorgte als Meerjungfr­au bei den Besuchern des Titania für große Augen.
Foto: Andreas Lode Sophia aus Neusäß sorgte als Meerjungfr­au bei den Besuchern des Titania für große Augen.

Newspapers in German

Newspapers from Germany