Augsburger Allgemeine (Land Nord)
Lehrer nehmen die Schüler an die Hand
Zu unserem Artikel „So läuft die Umstel lung aufs G9“erreichte uns folgende Zuschrift:
„Gruppenarbeit“und „selbstentdeckendes Lernen“sind überaus wertvolle Unterrichtsmethoden, stärken die „Sozial- und Selbstkompetenz“. Sie machen aber den Frontalunterricht durch einen vor der Klasse stehenden Lehrer nicht überflüssig. Es gibt nun einmal in allen Fächern komplizierte Sachverhalte, komplexe Zusammenhänge, zunächst unverständliche Erscheinungen, die der einführenden Erklärung bedürfen.
Diese Erklärung kann nur erfolgen in kleinen, streng logisch aufeinanderfolgenden und zum Ziel des Verstehens führenden Gedankenschritten. Der Lehrer nimmt jeden Schüler an die Hand und führt ihn auf einem Stufenweg zum endgültigen Begreifen des jeweiligen Sachverhalts. Jeder Schüler muss jeden Schritt des Gedankenwegs mitvollziehen und kann sofort fragen, wenn er etwas nicht versteht.
Diese Art von Frontalunterricht ist alles andere als ein Vortrag, den man passiv über sich ergehen lässt, er ist „geführtes Denken“, das höchste Aufmerksamkeit abverlangt. Die Gruppenarbeit, so wertvoll sie ist, kann die Erklärung des neuen Stoffs in der Regel nicht so gut, schnell und effizient leisten wie der Lehrer selber. Wollte man den Stoff eines jeden Schulfachs samt Erklärung aller Schwierigkeiten und Zusammenhänge die Schüler selber entdecken und erarbeiten lassen, dann reichte das G9 nicht aus, dann wäre vielleicht ein G20 oder G30 erforderlich.
Wolfgang Illauer, Neusäß