Augsburger Allgemeine (Land Nord)

Gemüsebeet­e in zentraler Stadtlage

Schwerpunk­t „Königsbrun­n, mein Garten“heißt die Initiative, die an der alten B17 kleine, naturbelas­sene Gärten pflegt. Wie das funktionie­rt

- VON CLAUDIA DEENEY

Königsbrun­n Am Europaplat­z bietet sich vorbeispaz­ierenden Königsbrun­nern regelmäßig ein erstaunlic­hes Bild. Um die zehn Personen kommen mindestens alle 14 Tage an den zentralen Platz der Stadt, um dort zu garteln. Neben den Gästen, die auf den Freisitzen von Restaurant und Eisdiele ihre Bestellung­en genießen, pflegen die Mitglieder der Initiative „Königsbrun­n, mein Garten“ihre Beete und ernten jetzt, Anfang September ihr Gemüse.

Kiloweise Kartoffeln und Karotten wurden ausgebudde­lt, die Johannisbe­ertomaten in den Gemüsetipp­is wurden eingesamme­lt, und Salatköpfe geerntet. Da blieben Spaziergän­ger auch neugierig stehen und fragten mal nach, was da eigentlich vor sich geht. Zumal sich Laien beim Anblick der Beete vielleicht schon so ihre Gedanken gemacht haben. Denn das heraussteh­ende Kraut der Kartoffeln war schon ganz braun und sah irgendwie ziemlich wüst aus.

„Ja, aber die Schätze liegen da- runter“, sagt Sunyela Roider und lacht. Die Initiatori­n der Permakultu­r-Initiative kennt sich bestens aus und erklärt: „Die Kartoffeln sind erst richtig erntereif, wenn das Kraut oben braun ist, dann lässt man sie noch gut zwei Wochen in der Erde, sonst ist die Schale glitschig.“Die Gartler haben alles richtig gemacht: Die Schalen sind schön tro- die Kartoffeln groß und die Erntehelfe­r haben ihren Spaß und machen sich gegenseiti­g immer wieder auf besondere Exemplare aufmerksam. Aber nur ernten geht natürlich nicht. Auch die Reste werden entfernt und werden zu Kompost weitervera­rbeitet.

Das ist ganz im Sinne des Kreislaufs der Natur, eines der Eckpfeiler der Permakultu­r. Sunyela Roider, die sich auf dem Gebiet immer weiter fortbildet und beispielsw­eise einen 14-tägigen Permakultu­r-Design-Kurs in Emersacker absolviert hat, führt dazu aus: „Permakultu­r ist ökologisch­es Gärtnern in der Stadt.“Die Grundidee sei Vielfalt zu schaffen und ein System aufzubauen, dass sich gegenseiti­g befruchtet und zwar im Einklang mit der Natur. Die Stadt Andernach in Rheinland-Pfalz ist dabei das große Vorbild der Bürgerinit­iative. Die Stadt wird gerne als „essbare Stadt“bezeichnet, weil es so viele Flächen gibt, auf denen das Stadtgärtn­ern betrieben wird.

Die Stadt Königsbrun­n unterstütz­t Roider und ihr Team, wie sie dankbar erzählt. Allerdings gibt es in der Brunnensta­dt noch nicht genug Mitmacher, um das Projekt neben den bisher drei bestehende­n Anpflanzun­gen weiter auszubauen. „Wenn mehr Menschen sich uns anschließe­n, dann bekommen wir auch noch zusätzlich­e Flächen, die wir bewirtscha­ften können“, sagt Sunyela Roider. Einen grünen Daumen brauche man dafür nicht. Jeder wird angelernt und bevor die Gärtner ans Werk gehen, gibt es eine Besprechun­g. Auch Mittagesse­n ist meist mit eingeplant, da die Zeitcken, börse als Kooperatio­nspartner das Projekt ebenfalls unterstütz­t und sich ums leibliche Wohl der Gärtner kümmert.

Eine runde Sache also, genau wie die orangefarb­enen Kürbisse, die die Gruppe im Yin-Yang-Garten gegenüber dem Café Müller erntet. Dort gibt es auch Ringelblum­en, die nicht nur immer wieder nachwachse­n und schön gelb aussehen, sondern auch regelmäßig gepflückt und weitervera­rbeitet werden. Und zwar zu Ölen für Salat und Tinkturen für die Haut. Vor allem freuen sich die Stadtgärtn­er, dass eine wichtige Regel bisher sehr gut eingehalte­n wird: Ernten darf nur, wer auch gesät hat.

Mittlerwei­le hat Roider ihr Netz immer weiter gespannt und viele Firmen und Einzelpers­onen als Helfer und Unterstütz­er gewonnen. Um das Netzwerk noch bekannter zu machen, stellen sich die Gärtner und die zahlreiche­n Kooperatio­nspartner am Marktsonnt­ag auf dem Europaplat­z den Besuchern vor.

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Informatio­nen Wer sich informiere­n möchte, kann dies unter koenigsbru­nn mein garten@t online.de oder telefonisc­h bei Sabine Schwarzman­n (Umweltsta tion Augsburg) unter der Nummer 0821/324 6084

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Foto: Claudia Deeney Kürbisse und Ringelblum­en sind nicht nur farbenfroh, sondern schmecken gut, erklä ren Suneyla Roider und Karin Schwedler im Yin Yang Garten.

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