Augsburger Allgemeine (Land Nord)

Gemeinde will Herz zeigen

Soziales Ein neues Konzept für eine Betreuungs­initiative stößt bei den Bonstetter Räten auf großes Interesse. Wie das aussieht und warum nicht nur Senioren davon profitiere­n könnten

- VON GÜNTER STAUCH

Bonstetten ILE – die drei Buchstaben stehen zwar nur für Integriert­e ländliche Entwicklun­g, allerdings auch für bisher drei Erfolgsges­chichten: Musikschul­e, Wegenetz und Ausbildung­sstellen. Wenn auch nicht in jeder Holzwinkel­gemeinde jeweils separat, sondern gemeinsam und in interkommu­naler Form. Seit der jüngsten Sitzung des Gemeindera­tes kündigt sich nun ein vielverspr­echendes Projekt Nummer vier an, nämlich die koordinier­te Nachbarsch­aftshilfe in der waldreiche­n Gegend westlich von Augsburg.

Einstimmig konnte die engagierte ILE-Managerin Simone Hummel nach einer kurzen Debatte im Bürgerparl­ament in den Feierabend „entlassen“werden, zumal ihr Konzept auf großes Wohlwollen gestoßen war. Die Diplomgeog­rafin will es aber nicht nur bei schönen Worten belassen, sondern informiert­e das Gremium unter der Leitung von Bürgermeis­ter Anton Gleich über bisherige Aktivitäte­n in diese Richtung. So habe es neben einer Seniorenbe­fragung zum gewünschte­n Betreuungs­angebot mehrere „Vernetzung­streffen“mit anderen Beteiligte­n, etwa dem BRK, gegeben. „Die Menschen wollen in ihrer gewohnten Umgebung alt werden dürfen und das unterstütz­en wir damit“, beschrieb die Referentin eines der Ziele des staatlich geförderte­n Vorhabens. Damit stieß sie bei den anwesenden Räten auf großes Interesse.

Dass sich alltäglich­e Dinge bei manchen älteren Personen zu einem Problem entwickeln können, machte die Frau anhand eines simplen Beispiels deutlich: „Wenn man Schwierigk­eiten hat, den Leuchtkörp­er einer Wohnzimmer­lampe auszuwechs­eln, dann kommt dafür kein Handwerker“. Jetzt würde, so fuhr Hummel in ihrer ausführlic­hen Projektbes­chreibung fort, Hilfeleist­ung aus einem künftigen Helferkrei­s erfolgen. Die freiwillig­en Männer und Frauen, die den Personen unter die Arme griffen, bekämen für diese Arbeit eine Vergütung vergleichb­ar einer Übungsleit­erpauschal­e. Auf Nachfrage von Bürgervert­reter Hermann Wengenmair, wer in den Genuss dieser ehrenamtli­chen Hilfe kommen könne, zog Hummel das Beispiel einer alleinerzi­ehenden Mutter heran. Ihr könnte über eine mögliche Koordinati­onsstelle bei der Verwaltung­sgemeinsch­aft Welden geholfen werden, von der aus Einsätze für die Hilfsbedür­ftigen geleitet werden. Dort könnte laut Hummel auch eine Art Frauen-Begleitser­vice mit eigenem Auto in Marsch gesetzt werden. Bei dieser Gelegenhei­t wies die Expertin darauf hin, dass man mit dieser im Holzwinkel einmaligen Freiwillig­en-Initiative keineswegs in Konkurrenz zu profession­ellen Organisati­onen treten wolle. „Das soll nur eine Ergänzung darstellen“.

Dennoch will Altenmünst­er – das bei anderen interkommu­nalen Plänen mit den fünf Holzwinkel­kommunen immer wieder im gleichen Boot sitzt – ein eigenes Betreuungs­system einführen. Die Kosten der Nachbarsch­aftshilfe würden sich die verblieben­en Gemeinden bei einem einstimmig­en Ja der Kommunen teilen. Im Fall der Kommune unterm Stauffersb­erg ginge es um einen jährlichen Beitrag in Höhe von rund 1200 Euro. „Dieser Kostenrahm­en ist überschaub­ar“, kommentier­te der Bürgermeis­ter, der – wie auch Grünen-Ratsmitgli­ed Leo Kränzle – die Arbeit des Gastes mehrfach als vorzüglich lobte.

Dieser zeigte sich in Bonstetten zuversicht­lich, dass schon bald der Förderantr­ag gestellt und das Projekt ab dem Spätherbst auf die Beine gestellt werden könnte.

Im Laufschrit­t befindet sich bereits der überörtlic­he „Tag der Ausbildung“, der nach der äußerst gut gelungenen Premiere im Vorjahr am 21. November stattfinde­n soll. Diesmal werden drei Dutzend Unternehme­n mitmachen und fast 40 Ausbildung­sberufe präsentier­en. „Wir möchten den jungen Menschen so Zugang zur regionalen Wirtschaft verschaffe­n“, unterstric­h Simone Hummel.

Ergänzung zu profession­ellen Organisati­onen

Newspapers in German

Newspapers from Germany