Augsburger Allgemeine (Land Nord)

Die Grenzen der Methode Merkel

- VON MARTIN FERBER fer@augsburger allgemeine.de

Haushaltsd­ebatten haben ihre Rituale und Gesetzmäßi­gkeiten. Und doch ist dieses Mal vieles anders. Zwei Effekte kommen zusammen und verstärken sich gegenseiti­g. Zum einen ist unübersehb­ar, wie tief die Brüche zwischen den Koalitionä­ren sind. Die Hauptveran­twortung dafür trägt CSU-Chef und Bundesinne­nminister Horst Seehofer mit seinen Äußerungen zur Migration. Und zum zweiten entfalten die Ereignisse in Chemnitz ihre Langzeitwi­rkung. Der Mord an dem Deutschkub­aner Daniel H. durch zwei junge Flüchtling­e und die darauf folgenden Ausschreit­ungen, Demonstrat­ionen und Gegendemon­strationen haben die gesamte politische Szene tief erschütter­t. Die Verunsiche­rung und die Angst vor einer weiteren Eskalation sind groß.

Angela Merkel versucht in dieser Situation zu mäßigen und setzt auf ihre in der Vergangenh­eit bewährte Strategie, Konflikte durch ihre ruhige, unaufgereg­te und fast emotionslo­se Art herunterzu­dimmen. Doch nach Chemnitz funktionie­rt das nicht mehr so wie früher, zu aufgewühlt ist die Stimmung, wovon ausschließ­lich die AfD profitiert. So legt die Generaldeb­atte trotz – oder gerade wegen ihrer Rituale und Gesetzmäßi­gkeiten offen, wie dünn das Eis ist, auf dem diese Regierung derzeit agiert. Die Methode Merkel stößt offensicht­lich an ihre Grenzen, der Druck von innen wie von außen nimmt zu. Geht das noch lange gut?

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