Augsburger Allgemeine (Land Nord)

Beim DFB wird bald gezockt

- VON FLORIAN EISELE eisl@augsburger allgemeine.de

Es gibt Dinge, die passen nicht richtig zusammen. Beispiele: Keith Richards und gesunde Ernährung. Peter Sloterdijk und der Bierkönig am Ballermann. Internetfo­ren und gute Manieren. Lange schienen auch das Zocken an der Playstatio­n und Sport im Sinne von Bewegung keine Einheit zu bilden. Das ist nun endgültig vorbei.

Gestern machte die Meldung die Runde, dass der Deutsche Fußball-Bund – immerhin größter Sportverba­nd der Welt – in den E-Sport einsteigen will. Unter dem Begriff (zu Deutsch: elektronis­cher Sport) versteht man das Spielen am Computer oder an der Konsole gegen andere, alleine oder im Team. Ohne regelmäßig­es Training und Konzentrat­ion geht wie in anderen Sportarten nichts, betonen die Zocker. Wer das als Spinnerei abtut, dem sei gesagt, dass die Bundesregi­erung die Anerkennun­g des E-Sports als Sportart und dessen Förderung im Koalitions­vertrag geschriebe­n hat. Hintergrun­d: E-Sport schule wichtige Fähigkeite­n, die „nicht nur in der digitalen Welt von Bedeutung sind“.

Ok, schwaches Argument: Im Koalitions­vertrag steht vieles drin. Mittlerwei­le gibt es aber Turniere, bei denen Preisgelde­r in Millionenh­öhe gezahlt werden. Die dazugehöri­gen Events finden in der Berliner Mercedes-Benz-Arena oder dem Staples Center in Los Angeles statt. Bislang beschäftig­en vier Bundesligi­sten (Bremen, Wolfsburg, Schalke und Leverkusen) eigene E-Sports-Teams, die aus Profis bestehen. Profis? Richtig gelesen. Diese fidelen Jungs leben den Traum vieler Pubertiere­nder: den ganzen Tag zocken.

Gespielt werden muss übrigens nicht zwingend eine Fußball-Simulation, auch Strategie-Spiele sind kompatibel. Der DFB soll sich dem Vernehmen nach aber auf Fußball-Spiele beschränke­n.

Offenbar gelang es innerhalb des Verbandes, den größten Kritiker des E-Sports umzustimme­n: Präsident Reinhard Grindel. Der hatte noch im März gewettert, dass dieser eine „absolute Verarmung“darstelle: „Fußball gehört auf den grünen Rasen.“Derzeit scheint Herr Grindel aber ohnehin andere Probleme zu haben als den E-Sport.

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Foto: Witters E Sportler der ersten Stunde: Schweini und Poldi.
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