Augsburger Allgemeine (Land Nord)

Heirat statt Schule

Afrika In vielen armen Ländern müssen Mädchen sehr jung heiraten. Das passiert häufig gegen ihren Willen. In Mali kämpfen Helfer deswegen gegen diese Kinderehen

- VON JÜRGEN BÄTZ

Sanamba war 14 Jahre alt, als ihre Eltern ihr plötzlich sagten, dass sie heiraten müsse. „Ab heute gehst du nicht mehr in die Schule“, erklärten sie ihr. Sanamba kommt aus dem Land Mali in Afrika. Es ist eines der ärmsten Länder der Welt. So wie Sanamba geht es jedes Jahr vielen Mädchen in Afrika. Die Eltern zwingen ihre Töchter, schon früh zu heiraten.

Sanamba ist inzwischen knapp 17 Jahre alt und hat eine etwa zwei Jahre alte Tochter. Ihr Ehemann Balaké ist Landwirt und etwa zehn Jahre älter. „Ich habe alles versucht, um trotz Heirat weiter zur Schule zu gehen“, sagt Sanamba. „Aber mein Mann und seine Eltern haben sich geweigert.“In Sanambas Heimatregi­on werden die meisten Mädchen schon vor ihrem 18. Geburtstag verheirate­t. Das liegt unter anderem daran, dass Mali ein sehr armes Land ist. Viele Eltern sehen keine andere Möglichkei­t. Sie haben viele Kinder, aber nicht genug Geld, um gut für alle sorgen zu können.

Wenn eine Tochter verheirate­t wird, bekommen die Eltern von der Familie des Mannes Geld. Aber für die Mädchen hat eine so frühe Heirat oft große Nachteile. Statt zur Schule zu gehen, müssen sie meist zu Hause bleiben und Hausarbeit machen. Doch ohne Schulunter­richt können die Frauen später kaum Geld verdienen. Damit bleibt die Familie oft arm.

Deswegen kämpfen die Mitarbeite­r von Hilfsorgan­isationen dafür, dass junge Mädchen in es daher schwere Probleme ge ben. Und in armen Ländern wie Mali gibt es oft kein Kranken haus in der Nähe. Deswegen gibt es jedes Jahr viele Mädchen, die bei der Geburt ihres ersten Kindes sterben. In Deutschlan­d gibt es dieses Problem in der Regel nicht. Hier sind Frauen bei der Geburt ihres ersten Kindes fast immer älter. Außerdem gibt es in Deutschlan­d für Ausnahmefä­lle auch sehr gute Krankenhäu­ser, die jungen Müttern und Babys helfen können. (dpa) der Schule bleiben können und nicht heiraten müssen. Dafür müssen sie viel Überzeugun­gsarbeit leisten.

In Ländern wie Mali oder den Nachbarsta­aten Senegal und Niger halten viele Menschen Kinderheir­aten für normal. Mitarbeite­r etwa des Kinderhilf­swerks Unicef fahren deshalb oft in abgelegene Dörfer wie das von Sanamba. Sie erklären den Menschen, warum eine frühe Heirat große Nachteile haben kann. Überzeugt sind die Bewohner häufig, wenn Helfer erklären, dass mehr Schuljahre der Tochter für die ganze Familie ein großer Vorteil sind. So kann sie dann später für die Familie mehr Geld verdienen. Außerdem bekommt sie meist weniger und gesündere Kinder.

Bintou will sich auch für andere Mädchen einsetzen

Bei dem Mädchen Bintou hat das die Eltern überzeugt. „Ich wollte unter keinen Umständen für eine Heirat die Schule aufgeben“, erinnert sich die 17-Jährige. Sie ist schon seit ihrem 15. Lebensjahr verlobt. Die Eltern haben aber zur Bedingung gemacht, dass sie vor der Heirat ihre Schule abschließe­n darf.

Sehr langsam verbessert sich die Lage: In Westafrika und Zentralafr­ika ist der Anteil der Kinderehen zurückgega­ngen. Bintou will sich nun in ihrem Dorf dafür einsetzen, dass auch andere Mädchen eine gute Bildung bekommen. „Ich will die Gemeinscha­ft aufklären, wie wichtig es ist, Kinder in die Schule zu schicken.“Sie hat für die Zukunft große Pläne: „Ich will Ärztin werden.“

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 ?? Fotos: Jürgen Bätz ?? Sanamba (oben links) und Bintou sind beide 17 Jahre alt und leben in dem kleinen Dorf M’Pentièrébo­ugou in dem afrikanisc­hen Land Mali. Sanamba musste mit 14 hei raten, ist Mutter und darf nicht mehr zur Schule gehen. Bintous Eltern hingegen ver standen, dass ein Schulabsch­luss wichtig ist. Daher darf ihre Tochter erst die Schule abschließe­n, ehe sie heiraten muss.
Fotos: Jürgen Bätz Sanamba (oben links) und Bintou sind beide 17 Jahre alt und leben in dem kleinen Dorf M’Pentièrébo­ugou in dem afrikanisc­hen Land Mali. Sanamba musste mit 14 hei raten, ist Mutter und darf nicht mehr zur Schule gehen. Bintous Eltern hingegen ver standen, dass ein Schulabsch­luss wichtig ist. Daher darf ihre Tochter erst die Schule abschließe­n, ehe sie heiraten muss.
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