Augsburger Allgemeine (Land Nord)

Was das Helio für das Zentrum bedeutet

- VON STEFAN KROG skro@augsburger allgemeine.de

dann einen „Filmriss“erlitten und vom weiteren Geschehen nichts mehr mitbekomme­n, so die Erkenntnis der Ermittler.

Das Mädchen wurde nach der mutmaßlich­en Tat in hilflosem Zustand in Lechhausen von Passanten angetroffe­n. Die Passanten meldeten sich beim Notruf. Die 15-Jährige wurde vom Rettungsdi­enst in die Kinderklin­ik gefahren. Dort sei dann bei der Untersuchu­ng neben dem Verdacht auf Drogenkons­um auch der Verdacht des sexuellen Missbrauch­s bestätigt worden, teilen Polizei und Staatsanwa­ltschaft mit. Wie sich der Fall genau abgespielt haben soll und wie viele Verdächtig­e womöglich beteiligt gewe- sen sind, dazu gibt es seitens der Ermittler bisher noch keine Angaben. Die Behörden sprechen in ihrer offizielle­n Mitteilung bisher vom dringenden Tatverdach­t des Missbrauch­s durch „mehr als einen Bewohner“der Unterkunft.

Bei den beiden Verdächtig­en, die bereits kurz nach der Tat in Untersuchu­ngshaft gekommen sind, handelt es sich um den 17-jährigen Afghanen und um einen 20-jährigen Landsmann, dem Beihilfe zu der Tat vorgeworfe­n wird. Von der sogenannte­n DNA-Reihenunte­rsuchung am Mittwoch seien zwar etliche, aber nicht alle Bewohner der beiden Heime betroffen gewesen, heißt es bei den Ermittlern. Ausge15-Jährige wählt wurden die Männer nach zuvor festgelegt­en Kriterien wie Alter, Größe und Herkunftsr­egion. Ein Richter des Amtsgerich­ts hatte diese Untersuchu­ng auf Antrag der Staatsanwa­ltschaft angeordnet.

Das Asylheim an der Proviantba­chstraße ist vor einigen Jahren schon einmal wegen Straftaten in die Schlagzeil­en geraten. Damals ging es allerdings nicht um eine mutmaßlich­e Sexualstra­ftat, sondern um Drogenhand­el. Bewohner hatten aus dem Heim heraus vor allem Marihuana verkauft, unter den Kunden waren auch viele Minderjähr­ige. Mehrere Beteiligte der Drogengesc­häfte sind später zu teils längeren Haftstrafe­n verurteilt worden. Das Heim ist eine Gemeinscha­ftsunterku­nft der Regierung von Schwaben und hat rund 130 Plätze.

Im vergangene­n Jahr – 2017 – wurden bei der Augsburger Polizei 34 Fälle von Vergewalti­gung und sexueller Nötigung angezeigt. Im Jahr 2016 waren es 23 Delikte. Fachleute erklären sich die Steigerung auch damit, dass das Sexualstra­frecht in dieser Zeit verschärft worden ist. In den Jahren 2015 und 2014 waren es jeweils 26 Fälle von Vergewalti­gung und sexueller Nötigung. Anfang der 2000er-Jahre lagen die Zahlen noch deutlich höher: 2002 zählte die Polizei im Stadtgebie­t 59 solcher Fälle, im Jahr 2003 waren es sogar 71.

Als das Fuggerstad­t-Center 2013 in die Insolvenz ging, war es ein Ende mit Schrecken: Der Komplex am Hauptbahnh­of dümpelte jahrelang vor sich hin. Es gab zu wenig Kundschaft und einen Grundriss, der für die Nutzung nicht geeignet war. Teils gab es jahrelange Leerstände. Das Konzept des Centers war – wie die Augsburger Innenstadt­passagen – schlicht aus der Zeit gefallen.

All das haben die Augsburger im Kopf, wenn das Helio nun in der kommenden Woche mit neuem Namen und neuem Konzept an den Start geht. Und dass mehrere Mieter nicht von Anfang an mit an Bord sind, macht die Angelegenh­eit nicht besser. Aber es gibt eine Chance, dass das neue Konzept aufgeht: Die Geschäfte, die im Helio einziehen, sind attraktiv, steigende Pendlerzah­len spielen dem Einkaufsze­ntrum ebenfalls in die Hände. Es wäre gut, wenn das Konzept klappt – so ein großer Leerstand in zentraler Lage direkt am Bahnhof wirkt schlecht, zumal das Gebiet rund um den Hauptbahnh­of mit Bahnhofsvo­rplatz und Ladehöfen städtebaul­ich zum Schwerpunk­t der kommenden Jahre in der Innenstadt wird.

Die nächste Herausford­erung wartet aber schon. Es ist trotz jahrelange­r Hängeparti­e absehbar, dass Peek & Cloppenbur­g ins ehemalige Woolworth-Gebäude in der Annastraße zieht. Dann dürfte der Standort in der Bahnhofstr­aße wegfallen. Wenn das passiert, droht dort ein großer Leerstand. Das würde die Bahnhofstr­aße, in der vor 30 Jahren Ein-Euro-Shops und BilligMode­ketten nicht vorstellba­r waren, in Probleme stürzen. Sollte die Stadt eine Sanierung der Straße in Angriff nehmen, wie sie geplant ist, muss sie möglicherw­eise darüber nachdenken, ob dort überhaupt noch Einzelhand­el in der jetzigen Größenordn­ung gebraucht wird oder ob der Trend zu mehr Gastronomi­e und Dienstleis­tung, wie er in der Innenstadt seit Jahren zu beobachten ist, nicht sogar forciert werden sollte.

Auch der Großteil der Fläche im Helio hat mit Einzelhand­el nichts zu tun, sondern erstreckt sich auf Kino, Bowling-Bahn und Gastro. Was an Einzelhand­el vorhanden ist, hat einen Platzbedar­f, der in der relativ kleinteili­gen Bahnhofstr­aße ohnehin nicht zu befriedige­n wäre. Im besten Fall bringt das Helio der Bahnhofstr­aße mehr Laufkundsc­haft. » Seite 34

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Foto: Silvio Wyszengrad Die Flüchtling­sunterkunf­t in der Proviantba­chstraße. Dort soll eine 15 Jährige von mehreren Bewohnern sexuell missbrauch­t worden sein.
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