Augsburger Allgemeine (Land Nord)
Was das Helio für das Zentrum bedeutet
dann einen „Filmriss“erlitten und vom weiteren Geschehen nichts mehr mitbekommen, so die Erkenntnis der Ermittler.
Das Mädchen wurde nach der mutmaßlichen Tat in hilflosem Zustand in Lechhausen von Passanten angetroffen. Die Passanten meldeten sich beim Notruf. Die 15-Jährige wurde vom Rettungsdienst in die Kinderklinik gefahren. Dort sei dann bei der Untersuchung neben dem Verdacht auf Drogenkonsum auch der Verdacht des sexuellen Missbrauchs bestätigt worden, teilen Polizei und Staatsanwaltschaft mit. Wie sich der Fall genau abgespielt haben soll und wie viele Verdächtige womöglich beteiligt gewe- sen sind, dazu gibt es seitens der Ermittler bisher noch keine Angaben. Die Behörden sprechen in ihrer offiziellen Mitteilung bisher vom dringenden Tatverdacht des Missbrauchs durch „mehr als einen Bewohner“der Unterkunft.
Bei den beiden Verdächtigen, die bereits kurz nach der Tat in Untersuchungshaft gekommen sind, handelt es sich um den 17-jährigen Afghanen und um einen 20-jährigen Landsmann, dem Beihilfe zu der Tat vorgeworfen wird. Von der sogenannten DNA-Reihenuntersuchung am Mittwoch seien zwar etliche, aber nicht alle Bewohner der beiden Heime betroffen gewesen, heißt es bei den Ermittlern. Ausge15-Jährige wählt wurden die Männer nach zuvor festgelegten Kriterien wie Alter, Größe und Herkunftsregion. Ein Richter des Amtsgerichts hatte diese Untersuchung auf Antrag der Staatsanwaltschaft angeordnet.
Das Asylheim an der Proviantbachstraße ist vor einigen Jahren schon einmal wegen Straftaten in die Schlagzeilen geraten. Damals ging es allerdings nicht um eine mutmaßliche Sexualstraftat, sondern um Drogenhandel. Bewohner hatten aus dem Heim heraus vor allem Marihuana verkauft, unter den Kunden waren auch viele Minderjährige. Mehrere Beteiligte der Drogengeschäfte sind später zu teils längeren Haftstrafen verurteilt worden. Das Heim ist eine Gemeinschaftsunterkunft der Regierung von Schwaben und hat rund 130 Plätze.
Im vergangenen Jahr – 2017 – wurden bei der Augsburger Polizei 34 Fälle von Vergewaltigung und sexueller Nötigung angezeigt. Im Jahr 2016 waren es 23 Delikte. Fachleute erklären sich die Steigerung auch damit, dass das Sexualstrafrecht in dieser Zeit verschärft worden ist. In den Jahren 2015 und 2014 waren es jeweils 26 Fälle von Vergewaltigung und sexueller Nötigung. Anfang der 2000er-Jahre lagen die Zahlen noch deutlich höher: 2002 zählte die Polizei im Stadtgebiet 59 solcher Fälle, im Jahr 2003 waren es sogar 71.
Als das Fuggerstadt-Center 2013 in die Insolvenz ging, war es ein Ende mit Schrecken: Der Komplex am Hauptbahnhof dümpelte jahrelang vor sich hin. Es gab zu wenig Kundschaft und einen Grundriss, der für die Nutzung nicht geeignet war. Teils gab es jahrelange Leerstände. Das Konzept des Centers war – wie die Augsburger Innenstadtpassagen – schlicht aus der Zeit gefallen.
All das haben die Augsburger im Kopf, wenn das Helio nun in der kommenden Woche mit neuem Namen und neuem Konzept an den Start geht. Und dass mehrere Mieter nicht von Anfang an mit an Bord sind, macht die Angelegenheit nicht besser. Aber es gibt eine Chance, dass das neue Konzept aufgeht: Die Geschäfte, die im Helio einziehen, sind attraktiv, steigende Pendlerzahlen spielen dem Einkaufszentrum ebenfalls in die Hände. Es wäre gut, wenn das Konzept klappt – so ein großer Leerstand in zentraler Lage direkt am Bahnhof wirkt schlecht, zumal das Gebiet rund um den Hauptbahnhof mit Bahnhofsvorplatz und Ladehöfen städtebaulich zum Schwerpunkt der kommenden Jahre in der Innenstadt wird.
Die nächste Herausforderung wartet aber schon. Es ist trotz jahrelanger Hängepartie absehbar, dass Peek & Cloppenburg ins ehemalige Woolworth-Gebäude in der Annastraße zieht. Dann dürfte der Standort in der Bahnhofstraße wegfallen. Wenn das passiert, droht dort ein großer Leerstand. Das würde die Bahnhofstraße, in der vor 30 Jahren Ein-Euro-Shops und BilligModeketten nicht vorstellbar waren, in Probleme stürzen. Sollte die Stadt eine Sanierung der Straße in Angriff nehmen, wie sie geplant ist, muss sie möglicherweise darüber nachdenken, ob dort überhaupt noch Einzelhandel in der jetzigen Größenordnung gebraucht wird oder ob der Trend zu mehr Gastronomie und Dienstleistung, wie er in der Innenstadt seit Jahren zu beobachten ist, nicht sogar forciert werden sollte.
Auch der Großteil der Fläche im Helio hat mit Einzelhandel nichts zu tun, sondern erstreckt sich auf Kino, Bowling-Bahn und Gastro. Was an Einzelhandel vorhanden ist, hat einen Platzbedarf, der in der relativ kleinteiligen Bahnhofstraße ohnehin nicht zu befriedigen wäre. Im besten Fall bringt das Helio der Bahnhofstraße mehr Laufkundschaft. » Seite 34