Augsburger Allgemeine (Land Nord)
Ein Herbst ohne Schwammerl?
Natur Nicht nur das Klima macht den Pilzen zunehmend zu schaffen
Augsburg An den Anblick eines leeren Körbchens müssen sich Pilzsammler in diesem Herbst gewöhnen: Die Schwammerl-Prognosen fallen schlecht aus. Selbst in Schweden, wo in weitläufigen Wäldern sonst allerlei leckere Pilze aus dem Boden sprießen, gibt es kaum etwas zu holen. Schuld an der Misere ist der heiße und trockene Sommer.
Gehören lange Spaziergänge, bewaffnet mit Pilzmesser und Bestimmungsbuch, dank des Klimawandels bald endgültig der Vergangenheit an? Wissenschaftler wollen sich da nicht festlegen. Marco Thines ist der Präsident der Deutschen Gesellschaft für Mykologie, also für Pilzkunde. Er hat beobachtet, dass manche Arten früher reifen und wärmeliebende Pilze häufiger vorkommen als früher. Studien, die diese Trends belegen, gibt es allerdings noch nicht. Denn die Datenbasis ist mager. Die Forscher sind auf die Hilfe ehrenamtlicher Pilzsucher angewiesen, die melden, wo welche Pilze wachsen.
Und es ist nicht nur das Klima, das den Pilzen zu schaffen macht. Die intensive Landwirtschaft lässt beispiels- weise dem Wiesenchampignon kaum eine Chance. Dünger und Abgase reichern den Boden außerdem mit Stickstoff an, was viele Pilzarten gar nicht mögen. Ganz abschreiben sollten Schwammerl-Sucher diese Saison trotzdem noch nicht. Kommt im Herbst doch noch der ein oder andere kräftige Regenschauer, könnte sich der Gang in den Wald durchaus lohnen, sagt Pilzforscher Thines. Übrigens: Von den rund 9000 Großpilzen, die es in Deutschland gibt, sind nur etwa 100 zum Verzehr geeignet.