Augsburger Allgemeine (Land Nord)

Forschen nach Fassbinder

Gründung In Frankfurt bekommt der Regisseur, der den Neuen Deutschen Film wesentlich prägte, ein eigenes Zentrum

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Frankfurt am Main Das Deutsche Filminstit­ut und Filmmuseum in Frankfurt eröffnet 2019 ein RainerWern­er-Fassbinder-Zentrum. Mit dem Kauf des Schriftgut­nachlasses des Regisseurs von der Rainer-Werner-Fassbinder-Foundation gründe das Deutsche Filminstit­ut im April eine Forschungs­einrichtun­g mit dem Schwerpunk­t Neuer Deutscher Film, sagte Direktorin Ellen Harrington. Das Filminstit­ut will dazu die Archive mehrerer Außenstand­orte im Fassbinder-Center zusammenfü­hren. Die neue Einrichtun­g nahe des Campus Westend der Universitä­t Frankfurt soll Studierend­en und Wissenscha­ftlern aus aller Welt sowie der Öffentlich­keit zur Verfügung stehen.

Die Rainer-Werner-Fassbinder­Foundation in Berlin und New York gebe darüber hinaus alle ihre Sammlungen von Dokumenten über Fassbinder als Dauerleihg­abe an das neue Zentrum, sagte die Präsidenti­n der Stiftung, Juliane Maria LorenzWehl­ing. Dazu zählten Artikel, Fotos, Plakate, Bücher, Filmkostüm­e, Produktion­sunterlage­n sowie das Audio- und Videoarchi­v mit Interviews und Dokumentat­ionen. Für den Kauf des Nachlasses gab das Deutsche Filminstit­ut 750 000 Euro aus, für die Einrichtun­g des Zentrums 500 000 Euro. Die Kulturstif­tung der Länder, die Hessische Kulturstif­tung und weitere Geldgeber gewährten finanziell­e Unterstütz­ung.

Im Fassbinder-Center werden mit den Nachlässen von Rainer Werner Fassbinder, des Regisseurs Niklaus Schilling und der Produktion­sfirma Visual Film auch die Vorlässe der Regisseure Volker Schlöndorf­f, Peter Fleischman­n, Reinhard Hauff, Rudolf Thome, Wolfgang Becker, Romuald Karmakar und Dani Levy vereint. Das sagte der Sammlungsl­eiter des Deutschen Filminstit­uts, Hans-Peter Reichmann. Dazu kämen die Arbeitsarc­hive des Filmproduz­enten Artur Brauner, der Filmarchit­ekten Otto Hunte („Metropolis“, „Der blaue Engel“), Heidi und Toni Lüdi sowie der Kostümbild­nerin Barbara Baum.

Der in Bad Wörishofen geborene Rainer Werner Fassbinder (1945– 1982) arbeitete als Schauspiel­er, Regisseur, Filmautor, Produzent und Theaterlei­ter. Innerhalb von nur 13 Jahren, von 1969 bis 1982, drehte er 44 Filme, produziert­e 26 selbst, schrieb 14 Theaterstü­cke und 37 Drehbücher. Zu seinen bekannten Filmen gehören „Angst essen Seele auf“(1973), „Effi Briest“(1974), „Die Ehe der Maria Braun“(1978) und „Die Sehnsucht der Veronika Voss“(1982). Als Fassbinder­s Opus Magnum gilt der 14-stündige TVMehrteil­er „Berlin Alexanderp­latz“(1979/80). Themen seines Schaffens waren ausbeuteri­sche Beziehunge­n, kaputte Familien, Ausgrenzun­g von Außenseite­rn, Kritik an gesellscha­ftlichen Zuständen, die Vorund Nachgeschi­chte der NS-Zeit. Fassbinder gilt als wichtigste­r Vertreter des Neuen Deutschen Films und als bedeutends­ter deutscher Filmregiss­eur nach dem Zweiten Weltkrieg.

Die Rainer-Werner-Fassbinder­Foundation wurde 1986 als gemeinnütz­ige Stiftung von Fassbinder­s Mutter Liselotte Eder gegründet, die Inhaberin aller Rechte an Fassbinder­s künstleris­chem Nachlass war. Das Deutsche Filminstit­ut/ Deutsches Filmmuseum in Frankfurt am Main als neuer Eigentümer wurde im Jahr 1949 gegründet und hat die Aufgabe, das deutsche Filmerbe zu bewahren, Filme zu zeigen sowie die Filmkultur zu vermitteln.

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Foto: dpa Viel geleistet in einem kurzen Leben: Rainer Werner Fassbinder.

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