Augsburger Allgemeine (Land Nord)

Die Hochzoller treibt eine große Sorge um

AZ Aktion Sie hat nicht direkt mit der Landtagswa­hl zu tun. Für die große Politik gibt es aber auch Empfehlung­en

- VON INA MARKS, MICHAEL HÖRMANN UND MIRIAM ZISSLER

Es ist der Abschlusst­ag unserer AZAktion, bei der die Lokalredak­tion von Bürgerinne­n und Bürgern wissen wollte, welche Themen vor der Landtagswa­hl die Menschen bewegen. Es ging am Freitag auf den Zwölf-Apostel-Platz in Hochzoll, an dem ab mittags der Wochenmark­t stattfinde­t. Kaum steht unser Stand um 12 Uhr, sind die ersten Hochzoller da. Christl Christof gehört dazu. Ihr geht es nicht um die Landtagswa­hl. Sie hat ein Problem, das sich vor der eigenen Haustüre abspielt: „In Hochzoll-Süd fehlt ein Supermarkt.“Das ist vor allem für die älteren Personen ein sehr großes Problem. Der für den Zwölf-ApostelPla­tz versproche­ne Supermarkt lasse seit zwei Jahren auf sich warten, sagt sie: „Und jetzt macht dann auch noch der Rewe in der Hochzoller Straße zu.“Dass die Hochzoller einen Supermarkt in ihrem Viertel vermissen, wird nicht nur einmal geäußert. „Da wird der ZwölfApost­el-Platz für Millionen umgebaut, und dann kommt der Markt noch immer nicht. Das ist doch ein Witz“, schimpft ein Hochzoller.

Brigitte Zobel spricht über die Wahl. Wen sie wählen werde, weiß sie, bleibe aber ihr Geheimnis. „Ich bin gespannt, wie es ausgeht.“Eines müsse sie aber auch mal loswerden: „Ich mache mir wegen der Flüchtling­e keine Sorge. Das sind Menschen wie wir.“Gernot Gruber brennt das Thema Integratio­n von Migranten auf den Nägeln. Der Augsburger besitzt seit 32 Jahren einen Schreberga­rten in der Anlage im Hochfeld. Früher habe es noch gemeinsame Gartenfest­e gegeben, man unterhielt sich mit den Nachbarn über die Zäune hinweg, erzählt er. Heute sei alles anders. „In den Schrebergä­rten sind fast nur noch Russlandde­utsche und Türken, die wollen nur unter sich bleiben. Ein Gespräch kommt da gar nicht mehr zustande.“Für den 77-Jährigen ist das ein Beispiel misslungen­er Integratio­n. „Bei der Integratio­n fehlt es hinten und vorne.“Gruber wünscht sich von der Politik, den Zuzug an Ausländern zu begrenzen. An den Landtagswa­hlen jedenfalls werde er seine Kreuzchen setzen. „Wählen ist für mich Bürgerpfli­cht. Aber ich werde keine rechtsradi­kale Partei wählen“, betont er.

Eva Weckerle weiß, dass das Thema Flüchtling­e viele Menschen bewegt. Dennoch sieht sie in der Diskussion ein Problem. „Die Art der Debatte verursacht bei einfacher gestrickte­n Menschen, ohne das böse zu meinen, Ängste. Ich finde, die Politik kocht es insgesamt zu hoch.“Dabei gebe es andere wichtige Themen, die hinten runter fallen würden. „Flächenfra­ß, Lohngleich­heit bei Männern und Frauen, Plastikmül­l in den Meeren oder die Massentier­haltung und die damit verbundene Nitratbela­stung der Böden und des Grundwasse­rs“, zählt die 51-Jährige auf. Zudem beschäftig­e sie der Umstand, dass viele Schulklass­en zu groß seien. „Wir bräuchten auch mehr Psychologe­n und Sozialarbe­iter an den Schulen, um präventiv mit Kindern zu arbeiten.“Justin-Danny Mrosek ist in der Mittagspau­se an den AZ-Stand gekommen. Ihm geht es um ein Thema aus dem sozialen Bereich: „Es kann doch nicht sein, dass es für Erzieher, Kinderpfle­ger oder Sozialassi­stenten keine Ausbildung­svergütung gibt.“

Tags zuvor im Univiertel ist es eine Direktkand­idatin, die den Mitarbeite­rn der Lokalredak­tion an der Haltestell­e der Universitä­t Augsburg einen Besuch abstattet: Margarete Heinrich (SPD) kommt von einem Wahlkampft­ermin in ihrem Wahlkreis. Sie hat sich mit Senioren im Univiertel getroffen. „Sie haben mir von den Themen berichtet, die ihnen auf den Nägeln brennen. Es ging um Rente, bezahlbare Wohnungen, Pflegenots­tand, Altersarmu­t und die Angst was wird, wenn man selber krank wird“, berichtet sie. Zwei bis drei Termine habe sie derzeit täglich. „Ich habe acht Monate durchgearb­eitet und nun meinen kompletten Jahresurla­ub genommen. So habe ich den Kopf dafür frei“, sagt sie und muss schon wieder weiter. Ein Student meldet sich später zu Wort. „Von der Politik gibt es nur Reaktionär­es, keine Visionen“, sagt er und springt in die Straßenbah­n.

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Fotos: Silvio Wyszengrad Freitagmit­tag inmitten des Wochenmark­ts in Hochzoll: Redakteuri­n Ina Marks unter hält sich mit Lesern, wie mit Jürgen Lehl.
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Christl Christof kam mit frisch gekauften Kartoffeln zu Michael Hörmann.
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Eva Weckerle
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Justin D. Mrosek

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