Augsburger Allgemeine (Land Nord)
Was machen die Bademeister im Winter?
Nachgefragt Nach dem heißen Dienst im Sommer ist in den kalten Monaten auch Schneeschaufeln beim Bauhof angesagt. Zunächst wird das Freibad winterfest gemacht und so mancher geht selbst einmal in Ruhe baden
Meitingen Es ist die Ruhe, die sofort auffällt. Kein Geschrei, Lachen oder Patschen. In den menschenleeren Becken spiegelt sich die Sonne, und es riecht nach frisch geschnittenem Gras. Im Meitinger Freibad ist es still geworden. Seit 9. September ist das Sun Splash geschlossen. Da es jedoch noch immer warm ist, kommt so mancher Zaungast vorbei und würde liebend gern ins Wasser springen. Doch die Becken werden langsam, aber sicher auf den Winterschlaf vorbereitet.
Die Einzigen, die jetzt noch in Gummistiefeln über die Wiese laufen, sind die Mitarbeiter des Bades. Eine davon ist Sandra Kiebler. Die 26-Jährige ist Fachangestellte für Bäderbetriebe. Gemeinsam mit einer Kollegin reinigt sie gerade die Überlaufgitter, die sich am Rand der Becken befinden.
Bis Ende Oktober werden die Bademeister mit diesen Arbeiten beschäftigt sein. In diesen Wochen werden alle Anlagen gewartet und überprüft, das weitläufige Grün mit Hecken und Bäumen in Ordnung gebracht.
Das Wasser wird übrigens nicht im Herbst abgelassen, sondern bleibt den Winter über in den Becken – versehen mit einem speziellen Überwinterungsmittel, das vor allem den Algenwuchs bremst. Abgelassen wird es erst im Frühjahr, bevor das Bad wieder für die nächste Saison fit gemacht wird.
Ab Ende Oktober beginnt für die meisten Bademeister die freie Zeit. Dann werden die Überstunden abgefeiert und Urlaub genommen. Sandra Kiebler nutzt die Wochen, um selbst einmal in aller Ruhe zum Baden zu gehen. Sie reist dazu gerne in die Karibik oder nach Amerika. „Somit ist der Winter kürzer“, erklärt sie. Ihren Kollegen, den Bademeister Michael Spring, zieht es mehr nach Südostasien.
Wenn die Überstunden und der Urlaub nicht reichen, um die Winterzeit zu überbrücken, arbeiten die Bademeister beim Bauhof mit. „Da schippen wir im Winter schon auch mal Schnee“, berichtet Kiebler. Al- lerdings nur mit der Schaufel, denn den Führerschein für die großen Räumfahrzeuge besitzt sie nicht. Ihre Kollegin Vanessa Witzenberger, die derzeit die Ausbildung zur Fachangestellten macht, berichtet von Bekannten in der Berufsschule, die im Winter als Skilehrer tätig sind oder am Skilift mithelfen.
Bademeister werden übrigens teilweise händeringend gesucht. „Wir können uns aussuchen, wo wir arbeiten wollen“, erklärt Kiebler. Denn angesichts der Arbeitszeiten im Sommer und den nötigen Anforderungen schrecken letztlich viele doch vor dem Job zurück. Auch die Ausbildung zum Fachangestellten für Bäderbetriebe wird nicht von allen durchgezogen. Witzenberger berichtet, dass an ihrer Schule pro Jahrgang meist ein bis drei Leute aufgeben. In Meitingen gefällt es dem Team sehr gut. „Hier ist es noch ländlich, und es findet sich ein anderes Publikum als in der Stadt“, sagt Spring. Immerhin finden sich in der Region schon Bäder, die Security-Kräfte einschalten müssen, weil es immer wieder Ärger gab.