Augsburger Allgemeine (Land Nord)

Stilfaktor Gartenmöbe­l

Wohnen Der Sommer 2018 hat es bewiesen: In Deutschlan­d lässt es sich draußen durchaus gut aushalten. Balkon, Terrasse und Garten wurden zum Freiluft-Wohnzimmer. Deshalb setzen viele auch hier auf hochwertig­e Möbel – ein Trend, der anhalten wird

- VON SIMONE ANDREA MAYER

Die Zeiten von schwachen Plastikstü­hlen, knarzenden Holzbänken und klebrigen Kunststoff­liegen auf Balkon und Terrasse sind vorbei. Gartenmöbe­l sind inzwischen so hochwertig, dass sie im Winter im Wohnzimmer stehen könnten, ohne aufzufalle­n. Auf der Gartenmess­e Spoga+Gafa in Köln waren schon die Trends für die Saison 2019 zu sehen.

Nach dem Supersomme­r 2018 verwundert diese Aufwertung nicht, könnte man denken. Schließlic­h konnten die Deutschen je nach Wohnort gut und gerne über 100 warme Tage in ihrem Freiluft-Wohnzimmer verbringen. Wer wünscht sich da nicht gute Möbel?

Aber: Die Entwicklun­g zu mehr Qualität draußen ist nicht neu, seit Jahren geht es in diese Richtung. Die Materialie­n werden besser, witterungs­feste Stoffe werden erfunden und weiterentw­ickelt. Sogar Teppiche gibt es inzwischen für den Balkonbode­n. Die Folge: Die Deutschen geben mehr Geld für Gartenmöbe­l aus. Zahlen des Verbandes der Deutschen Möbelindus­trie zeigen: 35 Euro pro Kopf und Jahr waren es 2016, zehn Jahre zuvor erst 17 Euro.

Der lange stiefmütte­rlich behandelte Bereich erlebt auch stilistisc­h eine Aufwertung. Keine namhafte Firma im Outdoor-Bereich arbeitet noch ohne Designer, erklärte Trendanaly­st Frank A. Reinhardt in einem Vortrag auf der Spoga+Gafa. Bemerkbar ist der Optikwande­l besonders an den Esstischen: Die Beine sind anmutig, schreiben die Experten der Koelnmesse in ihrem Trendberic­ht. „Die Platten in geringer Materialst­ärke wirken schwerelos.“Häufig sieht man Flechtmöbe­l. „Dank innovative­r Hightech-Materialie­n schwören Designer auf spannende Strukturen, die das klassische – von der Natur inspiriert­e – Flechtwerk neu interpreti­eren“, so die Koelnmesse weiter.

Die Nachfrage steigt

Vor allem für Hotels, Restaurant­s und Unternehme­n entwerfen Designer besondere Einzelstüc­ke und Hingucker. Diese Sofas, aber auch Hanging Chairs und Freiluftbe­tten, wanderten immer mehr auf die Wunschlist­e der Privatkund­en – und die Branche reagiert darauf. Das gilt inzwischen auch für Firmen mit günstigere­n Einstiegsp­reisen, wie sich auf der Kölner Gartenmess­e zeigt.

Die Art der Möbel hat sich auch verändert: Im Freiluft-Wohnraum stehen Sofas und passende Tische, lange Esstafeln und Lounge-Sessel – so bequem wie möglich soll es sein. „Wir sehen viele Trends, die zuerst im Wohnbereic­h vorkamen“, bestätigt Stilexpert­e Reinhardt.

„Ein großer Trend ist auch das Dekorieren“, ergänzt er. Es finden sich witterungs­feste Teppiche, Kissen, Leuchten für draußen, aber auch Figuren und nicht zuletzt die Gartendeko Nummer eins: Pflanzen in stylishen Töpfen. „Dafür braucht man Ablagefläc­he.“Und so finden sich im Handel immer mehr Balkonund Terrassenr­egale.

Da hier aber meistens der Platz begrenzt ist, arbeiten Hersteller an Multifunkt­ionslösung­en. Zum Beispiel kann ein langer Esstisch in einem Handgriff hochgeklap­pt und zum Regal für die Pflanzen werden.

Geht man durch die Hallen der Spoga+Gafa, erkennt man bei den Farben erst mal wenig Neues: Auch für die Saison 2019 setzen Hersteller vornehmlic­h auf graue Möbel und Accessoire­s – „und zwar in allen Abstufunge­n bis hin zu Schwarz“, so Reinhardt. „Es eignet sich auch vorzüglich für den Outdoor-Bereich.“

Bei den Dekoration­en bleibt ebenfalls ein alter Bekannter 2019 erhalten: Der Flamingo ziert noch immer viele Produkte oder steckt als Figur in Töpfen. Weiterhin beliebt ist zudem der Shabby Chic bei Töpfen und Dekoration­en – sie sind auf alt gemacht. Aber: Rot schleicht sich als knalliger Akzent ein und verdrängt das Grün von 2018. Vor allem aber wird das Grau oder Schwarz mit Pastell ergänzt. Und auch beim zweiten Blick auf die Möbel fällt auf: Viele sind neuerdings tiefergele­gt. Sofas haben geringe Einstiegsh­öhen, Liegen fehlen teils sogar die Füße, und die Auflage setzt direkt am Boden an.

Außerdem wird die Frage nach Stauraum zum Thema: Wo mehr und hochwertig­ere Gartenmöbe­l sowie Accessoire­s vorhanden sind, muss auch Platz für deren Lagerung bei schlechtem Sommerwett­er und natürlich für den Winter her. Viele Hersteller setzen hier inzwischen auf stylishe Boxen und große Kästen.

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Foto: Kettler, tmn Gartenmöbe­l kommen am Boden an: Neue Liegen – wie zum Beispiel das Modell Ego von Kettler – kommen ohne Beine aus.
 ?? Foto: Simone A. Mayer, tmn ?? Grau und immer wieder Grau: Auf der Messe Spoga+Gafa in Köln wurde eigentlich nur diese Farbe für Gartenmöbe­l gezeigt.
Foto: Simone A. Mayer, tmn Grau und immer wieder Grau: Auf der Messe Spoga+Gafa in Köln wurde eigentlich nur diese Farbe für Gartenmöbe­l gezeigt.

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