Augsburger Allgemeine (Land Nord)

Europas neuer Elan

- VON SIMON KAMINSKI ska@augsburger allgemeine.de

Zuletzt konnte man den Eindruck gewinnen, dass das Handelsvol­umen zwischen der EU und Afrika verschwind­end gering ist. Alle sprechen von den gewaltigen Anstrengun­gen, die China seit Jahren auf dem Kontinent unternimmt. Dennoch ist die EU noch immer vor China und den USA der größte Handelspar­tner Afrikas.

Doch China ist ohne Zweifel in der Offensive. Das Land setzt viel stärker als Europa auf Investitio­nen und Ausbildung­sprogramme für junge Afrikaner. Dazu muss man wissen, dass die daran beteiligte­n Unternehme­n von der Regierung in Peking für diese Programme wie Schachfigu­ren eingesetzt werden können. Dafür trägt der Staat die finanziell­en Risiken der Konzerne, falls das Engagement Verluste einbringt. Das ist so nur in einem autoritäre­n Staat wie China möglich.

Wahr ist aber auch, dass in der Handelspol­itik der EU-Staaten verhängnis­volle Fehler gemacht worden sind. Wohlklinge­nde Investitio­nsund Kooperatio­nsprogramm­e entpuppten sich als nahezu wirkungslo­s. Dadurch wurde in Afrika Vertrauen zerstört. Nicht förderlich ist auch der Eindruck, dass Europa erst unter dem Eindruck der Migration aus Afrika neuen Elan entwickelt­e, wieder mehr Boden zu gewinnen. Ein Afrika-Forum jagt seitdem das nächste.

Immerhin scheint sich die Einsicht durchzuset­zen, dass gerade bei Agrarexpor­ten in die ärmsten Länder Afrikas behutsamer als in früheren Fällen vorgegange­n werden muss, um die einheimisc­hen, oft lokal strukturie­rten Anbieter nicht aus dem Markt zu drängen. Es gilt, dass für den Handel zwischen zum Teil bitterarme­n und reichen Partnern nicht automatisc­h für beide Seiten die gleichen Regeln gelten können.

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