Augsburger Allgemeine (Land Nord)
Zimmer Service
Im Herbst geht’s in die Berge, das ist ein Gesetzt in meinem Freundeskreis. Wandern, kraxeln, klettern, mit eigener Muskelkraft Gipfel erklimmen – alle tun das irgendwie. Als Nordlicht finde ich allerdings die Erfindung der Seilbahn ganz praktisch, erklimme gerne mit dem Auto Alpenpässe und weiß auch die Vorzüge des Tals zu schätzen. Deshalb mag ich Meran – aber wem erzähl ich das? Das mondän-lässige Städtchen in Südtirol kennt hier ja vermutlich fast jeder. Aber kennen Sie auch das Castel Pienzenau?
Das hübsche Bed and Breakfast am Rande Merans ist ein echter Geheimtipp – und vermutlich werden mich einige Stammgäste lynchen, dass ich den hier verrate. Aber über schöne und preiswerte Unterkünfte muss man einfach schreiben – und diese hier ist für Familien ein Volltreffer. Das Castel Pienzenauist über 600
Jahre alt und war lange in Kirchenbesitz.
1969 kaufte die Familie Schölzhorn das heruntergekommene
Schloss und steckte viel Geld und Liebe in die Renovierung. Ihr
Kleinod öffnet sie nun für Gäste.
Wer eines der sechs individuell eingerichteten Zimmer in dem rosafarbenen Schloss ergattert, darf sich freuen. Besonders schön ist das Verandazimmer, das man entweder über eine kleine Metallaußentreppe oder über die Treppenhäuser des Schlosses erklimmt. Dort angekommen, erwartet einen der umgebaute ehemalige Yogaraum: eine Art Wintergarten mit drei Fensterfronten und zwei Doppelbetten. Hier kann eine vierköpfige Familie absteigen, ohne Platzangst haben zu müssen – das Zimmer ist viermal so groß wie ein Standardhotelzimmer, aber nicht viermal so teuer. Dafür aber herrlich ruhig und mit toller Aussicht auf drei Seiten: auf den wunderbar gepflegt verwilderte Schlossgarten, Weinreben, die Trauttmansdorfer Gärten, ja, Berge natürlich. Es lohnt sich definitiv auch, im Tal zu bleiben und in der Therme von Meran abzutauchen, die ab November noch größer ist. Die Tagesfamilienkarte gibt’s im Herbst und Winter schon ab 29 Euro.