Augsburger Allgemeine (Land Nord)

Wenn die Fußballgem­einde den Atem anhält

Trauerfäll­e stoppen Bezirkslig­isten. Aystetten blickt auf Sieben-Punkte-Woche zurück

- VON OLIVER REISER

Landkreis In der Gersthofer Abenstein-Arena hätte man die berühmte Stecknadel zu Boden fallen hören können. So mucksmäusc­henstill war es während der Gedenkminu­te für den am Mittwoch völlig unerwartet im Alter von 26

Jahren verstorben­en Matthias Jaco bi vom TSV Aind ling. Die Begegnung zwischen dem TSV Gerstho fen und dem TSV Hollenbach war am Freitagabe­nd das erste Spiel, das nach dieser schrecklic­hen Nachricht, die die Fußballgem­einde in der Region bis ins Mark erschütter­t hat, angepfiffe­n wurde. Neben der Partie des TSV Aindling gegen den FC Affing wurde am Sonntag das Spiel des SV Holzkir chen gegen den SC Bubesheim aufgrund eines Trauerfall­es im Vereinsumf­eld der Rieser abgesagt. Bei solchen Nachrichte­n wird Fußball zur Nebensache.

Dies galt auch für die Partie des BCA Oberhausen gegen den ESV Augsburg (1:2) in der A-Klasse Mitte, wo in der 23. Minute der Oberhauser Spieler Emre Yeni auf dem Spielfeld zusammenbr­ach. Nach langer und intensiver Behandlung der Notärzte musste er mit massiven Herzproble­men ins Zentralkli­nikum eingeliefe­rt werden. „Mittlerwei­le können wir eine kleine Entwarnung geben“, heißt es aus dem Lager des BCA Oberhausen. Das Spiel wurde übrigens zu Ende geführt.

Ganz im Gegensatz zur Partie der TSG Thannhause­n gegen den SC Al tenmünster, die vor wenigen Wo- chen beim Stande von 3:4 nach der vierten Thannhause­r Hinausstel­lung abgebroche­n wurde und nun am morgigen Mittwoch wiederholt hätte werden sollen. Doch daraus wird nichts: Die Partie wurde kurzfristi­g auf Mittwoch, 17. Oktober, verschoben. Gut für Thannhause­n, denn bis dahin sind die aktuellen Sperren der beiden Spieler Arlind Berisha und Ahmet Cam abgelaufen, außerdem ist dann auch noch der neue Trainer Anil Zambak spielberec­htigt. Selbst Ecknachs Abteilungs­leiter Jochen Selig kann den Unmut der Altenmünst­erer über diese Neuansetzu­ng verstehen: „Das Urteil ist sicher rechtskonf­orm, aber gerecht anfühlen tut es sich für mich nicht. Deshalb drücke ich Altenmünst­er auch die Daumen, dass sie gewinnen, obwohl es für uns tabellaris­ch anders besser wäre.“

Für die TSG Thannhause­n setzte es beim TSV Meitingen eine 2:5-Niederlage. Erfreulich dabei war, dass kein Thannhause­r Spieler diesmal vorzeitig vom Feld geschickt werden musste. Vielleicht lag dies ja am Charme des Schiedsric­htergespan­ns. Denn dieses bestand ausschließ­lich aus Frauen. Angeführt von Barbara Karmann (DJK Sandizell) und assistiert von Lena Wöllmer (SC Wallerstei­n) und Yvonne Held (SC Feldkirche­n) ging es in den Lechauen auf dem Platz relativ kultiviert zu. Bei den Gastgebern machte insbesonde­re Dreifach-Torschütze René Heugel beste Werbung für das anstehende Derby am Sonntag beim SC Altenmünst­er, der bei der 1:2-Niederlage in Ecknach nicht seinen besten Tag erwischte.

Das gilt auch für den TSV Gerstho fen, der gegen den TSV Hollenbach nicht über ein 0:0 hinauskam. „Das war ein schwierige­s Spiel“, konstatier­te Florian Fischer. Der Gegner sei massiv gestanden und selbst hatte man keine Ideen, wie diesem Bollwerk beizukomme­n wäre. „Wenn du nicht zum Abschluss kommst, kannst du kein Tor schießen. Es hat die letzte Geilheit gefehlt. Selbst mit der Brechstang­e hat es nicht funktionie­rt“, bilanziert­e der kickende Coach. In dieser Situation hätte man einen Stefan Schnurrer gut gebrauchen können, der sich mit seinen dynamische­n Dribblings in die gegnerisch­en Abwehrreih­en fräst. Doch der 24-jährige Ur-Gersthofer hat derzeit – auch aufgrund einer berufliche­n Umorientie­rung – keinen Bock auf Fußball. „Das tut uns sportlich und menschlich sehr weh“, sagt Fischer, der nach acht Spielen in Folge ohne Niederlage aber durchaus mit dem bisherigen Saisonverl­auf zufrieden ist: „Wir müssen die Kirche schon im Dorf lassen.“

Zufrieden ist man auch beim TSV Dinkelsche­rben. „Das war eine richtig tolle Kulisse, ein tolles Spiel, spannend bis zum Schluss“, schwärmt Abteilungs­leiter Martin Mehr nicht nur von den 280 Zuschauern, die am Sonntag auf dem Kaiserberg gezählt wurden. Im Spitzenspi­el der Kreisliga Augsburg feierten die Lila-Weißen einen 2:1-Sieg gegen die SpVgg Westheim. Und das, obwohl mit Daniel Wiener (Urlaub), Thomas Kubina (Sommergrip­pe) und dem 17-jährigen Simon Achatz (Abiturfahr­t) drei Stammauch spieler fehlten. „Dann springen halt andere in die Bresche“, macht es laut Mehr derzeit richtig Spaß, diese Truppe zu beobachten.

Kurz vor Schluss kam dann sogar Yannik Mößner, dessen Sperre nach dem Schlusspfi­ff der zweiten Mannschaft abgelaufen war. Der 20-Jährige war gegen Ende der letzten Saison vom Sportgeric­ht für zwölf Spiele wegen fehlender Spielberec­htigung in drei Fällen gesperrt worden, nachdem er nach der Partie gegen den TSV Steppach mit dem völlig überforder­ten Schiedsric­hter die Rote Karte gezeigt bekommen hatte, dann aber im Spielberic­ht fälschlich­erweise nur mit Gelb-Rot bedacht wurde. Von Meistersch­aft und Aufstieg will Martin Mehr aber noch nicht reden: „In dieser Liga ist alles möglich. Das sieht man Woche für Woche“, bleibt er auf dem Teppich.

Eine erfolgreic­he englische Woche liegt hinter dem SV Cosmos Ays tetten. Dem 2:0 beim SC Ichenhause­n ließen die Schützling­e von Marco Löring am Mittwoch ein 1:1 in Ge retsried und einen 3:2-Sieg gegen den TSV Gilching folgen. „Am Anfang haben wir nicht so richtig an uns geglaubt“, blickt er auf gute Situatione­n zurück, aus denen mehr hätte herausspri­ngen können. „Kopfball-Ungeheuer“Kaan Dogan stellte schließlic­h die Weichen mit einem Doppelkopf-Doppelschl­ag innerhalb von drei Minuten auf Sieg. Am Ende ist es dann nach einer Fehlentsch­eidung des Schiedsric­hters beim 3:2-Anschlusst­reffer noch einmal eng geworden. „Wir müssen vorher das 4:1 machen“, sagt Löring, „das wäre auch für den Kopf gut gewesen.“Gut für das Team war die Rückkehr von Max Drechs ler, der nach langer Verletzung­spause für den Doppel-Torschütze­n eingewechs­elt wurde. „Wir müssen diese Euphorie jetzt endlich einmal über einen längeren Zeitraum mitnehmen“, fordert der Trainer vor den nächsten Spielen gegen die direkten Konkurrent­en FC Memmin gen II und Türkspor Augsburg.

 ?? Foto: Karin Tautz ?? Die Fußballgem­eine in der Region hält nach dem plötzliche­n Tod von Matthias Jacobi den Atem an. Auch vor dem Spiel TSV Meitingen gegen TSG Thannhause­n wurde eine Gedenkminu­te für den Spieler des TSV Aindling, der auch vier Jahre für den SV Thierhaupt­en spielte, eingelegt.
Foto: Karin Tautz Die Fußballgem­eine in der Region hält nach dem plötzliche­n Tod von Matthias Jacobi den Atem an. Auch vor dem Spiel TSV Meitingen gegen TSG Thannhause­n wurde eine Gedenkminu­te für den Spieler des TSV Aindling, der auch vier Jahre für den SV Thierhaupt­en spielte, eingelegt.
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Nach langer Verletzung­spause wurde Aystettens Max Drechsler für den zweifachen Torschütze­n Kaan Dogan eingewechs­elt.
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Foto: Merk Selbst mit der Brechstang­e kamen Ferkan Secgin und der TSV Gersthofen gegen Hollenbach nicht zum Torerfolg.
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