Augsburger Allgemeine (Land Nord)
Wenn die Fußballgemeinde den Atem anhält
Trauerfälle stoppen Bezirksligisten. Aystetten blickt auf Sieben-Punkte-Woche zurück
Landkreis In der Gersthofer Abenstein-Arena hätte man die berühmte Stecknadel zu Boden fallen hören können. So mucksmäuschenstill war es während der Gedenkminute für den am Mittwoch völlig unerwartet im Alter von 26
Jahren verstorbenen Matthias Jaco bi vom TSV Aind ling. Die Begegnung zwischen dem TSV Gerstho fen und dem TSV Hollenbach war am Freitagabend das erste Spiel, das nach dieser schrecklichen Nachricht, die die Fußballgemeinde in der Region bis ins Mark erschüttert hat, angepfiffen wurde. Neben der Partie des TSV Aindling gegen den FC Affing wurde am Sonntag das Spiel des SV Holzkir chen gegen den SC Bubesheim aufgrund eines Trauerfalles im Vereinsumfeld der Rieser abgesagt. Bei solchen Nachrichten wird Fußball zur Nebensache.
Dies galt auch für die Partie des BCA Oberhausen gegen den ESV Augsburg (1:2) in der A-Klasse Mitte, wo in der 23. Minute der Oberhauser Spieler Emre Yeni auf dem Spielfeld zusammenbrach. Nach langer und intensiver Behandlung der Notärzte musste er mit massiven Herzproblemen ins Zentralklinikum eingeliefert werden. „Mittlerweile können wir eine kleine Entwarnung geben“, heißt es aus dem Lager des BCA Oberhausen. Das Spiel wurde übrigens zu Ende geführt.
Ganz im Gegensatz zur Partie der TSG Thannhausen gegen den SC Al tenmünster, die vor wenigen Wo- chen beim Stande von 3:4 nach der vierten Thannhauser Hinausstellung abgebrochen wurde und nun am morgigen Mittwoch wiederholt hätte werden sollen. Doch daraus wird nichts: Die Partie wurde kurzfristig auf Mittwoch, 17. Oktober, verschoben. Gut für Thannhausen, denn bis dahin sind die aktuellen Sperren der beiden Spieler Arlind Berisha und Ahmet Cam abgelaufen, außerdem ist dann auch noch der neue Trainer Anil Zambak spielberechtigt. Selbst Ecknachs Abteilungsleiter Jochen Selig kann den Unmut der Altenmünsterer über diese Neuansetzung verstehen: „Das Urteil ist sicher rechtskonform, aber gerecht anfühlen tut es sich für mich nicht. Deshalb drücke ich Altenmünster auch die Daumen, dass sie gewinnen, obwohl es für uns tabellarisch anders besser wäre.“
Für die TSG Thannhausen setzte es beim TSV Meitingen eine 2:5-Niederlage. Erfreulich dabei war, dass kein Thannhauser Spieler diesmal vorzeitig vom Feld geschickt werden musste. Vielleicht lag dies ja am Charme des Schiedsrichtergespanns. Denn dieses bestand ausschließlich aus Frauen. Angeführt von Barbara Karmann (DJK Sandizell) und assistiert von Lena Wöllmer (SC Wallerstein) und Yvonne Held (SC Feldkirchen) ging es in den Lechauen auf dem Platz relativ kultiviert zu. Bei den Gastgebern machte insbesondere Dreifach-Torschütze René Heugel beste Werbung für das anstehende Derby am Sonntag beim SC Altenmünster, der bei der 1:2-Niederlage in Ecknach nicht seinen besten Tag erwischte.
Das gilt auch für den TSV Gerstho fen, der gegen den TSV Hollenbach nicht über ein 0:0 hinauskam. „Das war ein schwieriges Spiel“, konstatierte Florian Fischer. Der Gegner sei massiv gestanden und selbst hatte man keine Ideen, wie diesem Bollwerk beizukommen wäre. „Wenn du nicht zum Abschluss kommst, kannst du kein Tor schießen. Es hat die letzte Geilheit gefehlt. Selbst mit der Brechstange hat es nicht funktioniert“, bilanzierte der kickende Coach. In dieser Situation hätte man einen Stefan Schnurrer gut gebrauchen können, der sich mit seinen dynamischen Dribblings in die gegnerischen Abwehrreihen fräst. Doch der 24-jährige Ur-Gersthofer hat derzeit – auch aufgrund einer beruflichen Umorientierung – keinen Bock auf Fußball. „Das tut uns sportlich und menschlich sehr weh“, sagt Fischer, der nach acht Spielen in Folge ohne Niederlage aber durchaus mit dem bisherigen Saisonverlauf zufrieden ist: „Wir müssen die Kirche schon im Dorf lassen.“
Zufrieden ist man auch beim TSV Dinkelscherben. „Das war eine richtig tolle Kulisse, ein tolles Spiel, spannend bis zum Schluss“, schwärmt Abteilungsleiter Martin Mehr nicht nur von den 280 Zuschauern, die am Sonntag auf dem Kaiserberg gezählt wurden. Im Spitzenspiel der Kreisliga Augsburg feierten die Lila-Weißen einen 2:1-Sieg gegen die SpVgg Westheim. Und das, obwohl mit Daniel Wiener (Urlaub), Thomas Kubina (Sommergrippe) und dem 17-jährigen Simon Achatz (Abiturfahrt) drei Stammauch spieler fehlten. „Dann springen halt andere in die Bresche“, macht es laut Mehr derzeit richtig Spaß, diese Truppe zu beobachten.
Kurz vor Schluss kam dann sogar Yannik Mößner, dessen Sperre nach dem Schlusspfiff der zweiten Mannschaft abgelaufen war. Der 20-Jährige war gegen Ende der letzten Saison vom Sportgericht für zwölf Spiele wegen fehlender Spielberechtigung in drei Fällen gesperrt worden, nachdem er nach der Partie gegen den TSV Steppach mit dem völlig überforderten Schiedsrichter die Rote Karte gezeigt bekommen hatte, dann aber im Spielbericht fälschlicherweise nur mit Gelb-Rot bedacht wurde. Von Meisterschaft und Aufstieg will Martin Mehr aber noch nicht reden: „In dieser Liga ist alles möglich. Das sieht man Woche für Woche“, bleibt er auf dem Teppich.
Eine erfolgreiche englische Woche liegt hinter dem SV Cosmos Ays tetten. Dem 2:0 beim SC Ichenhausen ließen die Schützlinge von Marco Löring am Mittwoch ein 1:1 in Ge retsried und einen 3:2-Sieg gegen den TSV Gilching folgen. „Am Anfang haben wir nicht so richtig an uns geglaubt“, blickt er auf gute Situationen zurück, aus denen mehr hätte herausspringen können. „Kopfball-Ungeheuer“Kaan Dogan stellte schließlich die Weichen mit einem Doppelkopf-Doppelschlag innerhalb von drei Minuten auf Sieg. Am Ende ist es dann nach einer Fehlentscheidung des Schiedsrichters beim 3:2-Anschlusstreffer noch einmal eng geworden. „Wir müssen vorher das 4:1 machen“, sagt Löring, „das wäre auch für den Kopf gut gewesen.“Gut für das Team war die Rückkehr von Max Drechs ler, der nach langer Verletzungspause für den Doppel-Torschützen eingewechselt wurde. „Wir müssen diese Euphorie jetzt endlich einmal über einen längeren Zeitraum mitnehmen“, fordert der Trainer vor den nächsten Spielen gegen die direkten Konkurrenten FC Memmin gen II und Türkspor Augsburg.