Augsburger Allgemeine (Land Nord)
Ein deutsches Kartell?
Es ist nicht nötig, den neuen Verdacht der EU-Kommission zu überhöhen. Die Wettbewerbsbehörde der Union arbeitet höchst professionell und wagt sich erst aus der Deckung, wenn sie ihre Vermutung auch gerichtsfest belegen kann. Aber es braucht keine Vorverurteilung, um den deutschen Automobilherstellern zu bescheinigen, dass sie ihr wichtigstes Kapital aufs Spiel gesetzt haben: das Vertrauen der Kunden. Schließlich waren die dank millionenschwerer Image-Kampagnen stets stolz darauf, das von ihnen gewählte Fabrikat zu fahren. Besser, effizienter, sauberer als die Konkurrenz.
Doch der Ruf vom harten Wettbewerb scheint ein Märchen zu sein. Tatsächlich tagte hinter den Kulissen ein geschlossener Klub, der zwar keine Preis- oder Modellabsprachen, wohl aber technische Innovationen abstimmte. Und der irgendwann beschloss, dass unabhängig von der Frage, ob am Heck „AdBlue“oder „Bluetec“prangte, auf keinen Fall die bestmögliche Abgasreinigung eingebaut wurde. Ob damit der strafrechtliche Tatbestand des „Betruges“erfüllt ist, müssen Juristen beantworten. Dass die Hersteller aber ihre Käufer getäuscht haben, wiegt schwer genug. Und es markiert einen Tiefpunkt im Umgang der Konzerne mit Verbrauchern und Gesetzgeber.