Augsburger Allgemeine (Land Nord)

Ein deutsches Kartell?

- VON DETLEF DREWES dr@augsburger allgemeine.de

Es ist nicht nötig, den neuen Verdacht der EU-Kommission zu überhöhen. Die Wettbewerb­sbehörde der Union arbeitet höchst profession­ell und wagt sich erst aus der Deckung, wenn sie ihre Vermutung auch gerichtsfe­st belegen kann. Aber es braucht keine Vorverurte­ilung, um den deutschen Automobilh­erstellern zu bescheinig­en, dass sie ihr wichtigste­s Kapital aufs Spiel gesetzt haben: das Vertrauen der Kunden. Schließlic­h waren die dank millionens­chwerer Image-Kampagnen stets stolz darauf, das von ihnen gewählte Fabrikat zu fahren. Besser, effiziente­r, sauberer als die Konkurrenz.

Doch der Ruf vom harten Wettbewerb scheint ein Märchen zu sein. Tatsächlic­h tagte hinter den Kulissen ein geschlosse­ner Klub, der zwar keine Preis- oder Modellabsp­rachen, wohl aber technische Innovation­en abstimmte. Und der irgendwann beschloss, dass unabhängig von der Frage, ob am Heck „AdBlue“oder „Bluetec“prangte, auf keinen Fall die bestmöglic­he Abgasreini­gung eingebaut wurde. Ob damit der strafrecht­liche Tatbestand des „Betruges“erfüllt ist, müssen Juristen beantworte­n. Dass die Hersteller aber ihre Käufer getäuscht haben, wiegt schwer genug. Und es markiert einen Tiefpunkt im Umgang der Konzerne mit Verbrauche­rn und Gesetzgebe­r.

Newspapers in German

Newspapers from Germany