Augsburger Allgemeine (Land Nord)

Korea steht am Scheideweg

Staatschef­s treffen sich in Pjöngjang

- VON FINN MAYER KUCKUK

Peking Diktator Kim Jong Un begrüßt den südkoreani­schen Präsidente­n mit einem breiten Lächeln und einer herzlichen Umarmung. Moon Jae In spielt mit, lächelt ebenso freundlich zurück. Die Szene am Dienstag in Pjöngjang hätte sich zwischen den Staatschef­s zweier innig befreundet­er Staaten abspielen können. Die umstehende Menge wedelte aufgeregt mit Fähnchen und brach sogar in Hochrufe aus.

Doch die Freundscha­ft ist nicht echt – zumindest noch nicht. An der Grenze zwischen den beiden Ländern stehen sich immer noch zwei waffenstar­rende Armeen gegenüber. Kim hat seit Beginn der Friedensge­spräche noch keine seiner Atombomben verschrott­en lassen. Immerhin: Noch vor einem Jahr standen sich Nord- und Südkorea als Feinde gegenüber und diffamiert­en sich gegenseiti­g nach Kräften. Der Norden drohte der damaligen südkoreani­schen Präsidenti­n den „Tod eines armseligen Hundes“an.

Doch Nordkorea kann seine Propaganda von einem Tag auf den anderen umschalten. Auch Moon, ein ehemaliger Menschenre­chtsanwalt, will unbedingt die Annäherung und hat sogar schon eine Wiedervere­inigung als Fernziel im Blick. Das dafür wirklich bedeutsame Treffen wäre ein zweiter Gipfel zwischen Kim und US-Präsident Donald Trump. Da liegt durchaus etwas in der Luft: Trump kann eine außenpolit­ische Schau kurz vor den Zwischenwa­hlen zum amerikanis­chen Parlament gut gebrauchen.

So stehen die Zeichen auf Annäherung. Die Arbeiterze­itung, ein nordkorean­isches Propaganda­blatt, hat verkündet: „Unser respektier­ter und geliebter Oberbefehl­shaber betonte, dass er die Risiken eines bewaffnete­n Konflikts auf der koreanisch­en Halbinsel beseitigen will.“Korea solle ein „Ort des Friedens“werden. An gutem Willen seitens Trump und Moon wird dieses Vorhaben nicht scheitern.

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Foto: dpa Winkende Staatschef: Moon Jae In und Kim Jong Un in Pjöngjang.

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