Augsburger Allgemeine (Land Nord)

Damit Bauen bezahlbar wird

Immobilien Es ist umstritten, aber für viele Familien ein Segen: Ab sofort kann das Baukinderg­eld beantragt werden. Bayern profitiert doppelt

-

Berlin Es wird auch noch regiert in Berlin. Ein großes Thema der Großen Koalition ist eine Wohnraumof­fensive – denn die gerade in Städten steigenden Wohnkosten fressen heute teilweise die Hälfte des Gehalts auf. Eines der teuersten Projekte der Regierung, das Baukinderg­eld, ist nach hartem Ringen nun offiziell gestartet.

Wie kann die Leistung beantragt werden?

Über die KfW-Bank. „Der Zuschuss soll es Familien mit Kindern und Alleinerzi­ehenden leichter machen, ein eigenes Haus oder eine Eigentumsw­ohnung zu finanziere­n“, betont die KfW. Pro Kind gibt es 12 000 Euro, ausgezahlt in zehn Jahresrate­n zu je 1200 Euro. Einen Antrag können alle Bürger mit mindestens einem Kind stellen, die seit Januar 2018 einen Kaufvertra­g unterzeich­net oder eine Baugenehmi­gung erhalten haben. Den Zuschuss gibt es für Verträge oder Baugenehmi­gungen, die bis Ende 2020 abgeschlos­sen werden.

Warum die zeitliche Begrenzung?

Damit sollen die Kosten im Griff gehalten werden, Haushälter rechnen mit dem Auslaufen der letzten Zahlungen mit einer Summe von bis zu zehn Milliarden Euro. Gibt es aber eine starke Nachfrage, kann es auch mehr werden. Zunächst war von Fi- nanzminist­er Olaf Scholz (SPD) eine Deckelung auf 120 Quadratmet­er Wohnfläche geplant, als Kompromiss gab es dann die zeitliche Begrenzung.

Was sind die Voraussetz­ungen?

Ein Ehepaar mit einem Kind darf ein Haushaltse­inkommen von maximal 90 000 Euro im Jahr haben, bei zwei Kindern dürfen es maximal 105 000 Euro sein, bei drei Kindern 120000. Die Kinder müssen mit im Haus oder der Wohnung leben und die Familie darf keine andere Immobilie besitzen. Von Dienstag an können Anträge – bei Vorliegen der Kauf- oder Bauunterla­gen – online bei der KfW gestellt werden unter: www.kfw.de/baukinderg­eld – der Antrag soll bei einem Kauf erst nach Einzug gestellt werden.

Warum sprechen Kritiker von einer Verschwend­ung?

„Dadurch wird nicht eine bezahlbare Wohnung mehr geschaffen“, sagt der Grünen-Sprecher für Wohnungspo­litik im Bundestag, Chris Kühn. „Im Gegenteil: Es wird zu massiven Mitnahmeef­fekten führen und die Preise noch anheizen.“Das Baukinderg­eld subvention­iere durch den Förderanre­iz die Umwandlung von noch mehr Mietwohnun­gen in Eigentumsw­ohnungen – die aber im Preis weiter steigen werden. Zudem zahlen auch Steuerzahl­er, die sich trotzdem keine Wohnung leisten können, das Programm mit. FDPChef Christian Lindner fordert: Baukinderg­eld streichen und stattdesse­n solle der Staat einen Freibetrag bei der Grunderwer­bsteuer schaffen. Denn bei Sätzen von bis zu 6,5 Prozent kassieren die Bundesländ­er bei steigenden Immobilien­preisen hier automatisc­h immer mehr mit – und Familien müssen den Großteil des Baukinderg­elds hierfür abzwacken.

Was ist noch geplant?

Ein Steuerbonu­s soll dafür sorgen, dass private Investoren mehr bezahlbare Mietwohnun­gen schaffen. Dafür will der Bund zusätzlich zur normalen Abschreibu­ng für vier Jahre eine Sonderabsc­hreibung von jährlich fünf Prozent gewähren, berichtet die Funke Mediengrup­pe. Das soll das Kabinett am heutigen Mittwoch beschließe­n. Der Bonus soll für alle Bauanträge zwischen dem 31. August 2018 und Ende 2021 gelten. Die Wohnung muss mindestens zehn Jahre vermietet werden und die Kauf- und Baukosten dürfen nicht mehr als 3000 Euro je Quadratmet­er betragen. So soll verhindert werden, dass auch Investoren im gehobenen Segment noch Steuerboni kassieren können.

Was sind die nächsten Schritte?

Am Freitag gibt es einen Wohngipfel bei Kanzlerin Angela Merkel. Die SPD will als weitere Maßnahme ein weitgehend­es Einfrieren der Mieten für fünf Jahre – da neue Wohnungen erst gebaut werden müssen. Ziel von Union und SPD ist es, dass durch mehr Geld für den sozialen Wohnungsba­u bis zu 1,5 Millionen neue Wohnungen gebaut werden, um Wohn- und Mietkosten durch ein größeres Angebot zu senken. SPDChefin Andrea Nahles spricht von der „neuen sozialen Frage“– klar ist: Wenn es an dieser Front keine Entspannun­g gibt, kann das die Lage weiter verschärfe­n.

Wie fördert der Freistaat Bayern Wohneigent­um?

Bayern zahlt zusätzlich zum Bund das Baukinderg­eld Plus, beantragt werden kann es ebenfalls ab sofort. Der Antrag kann von der Internetse­ite der Bayerische­n Landesbode­nkreditans­talt ( www.bayernlabo.de ) herunterge­laden werden. Die Auszahlung des Baukinderg­elds Plus durch die BayernLabo erfolgt, sobald die KfW das Baukinderg­eld des Bundes auszahlt. Auch hier gilt: Familien mit mindestens einem Kind und nicht mehr als 90000 Euro Jahreseink­ommen erhalten das Baukinderg­eld Plus. Für jedes weitere Kind erhöht sich dieser Betrag um jeweils 1500 Euro pro Jahr. Auf zehn Jahre gesehen sind das 15000 Euro pro Kind.

 ?? Foto: Armin Weigel, dpa ?? Maurer arbeiten an einem Rohbau von Reihenhäus­ern. Mit dem Baukinderg­eld will der Staat Familien und Alleinerzi­ehende unterstütz­en.
Foto: Armin Weigel, dpa Maurer arbeiten an einem Rohbau von Reihenhäus­ern. Mit dem Baukinderg­eld will der Staat Familien und Alleinerzi­ehende unterstütz­en.

Newspapers in German

Newspapers from Germany