Augsburger Allgemeine (Land Nord)

Was man braucht, um ein Elektroaut­o zu Hause zu laden

Kolumne Strombetri­ebene Fahrzeuge gelten als die Zukunft. Ihr Betrieb ist aber an Voraussetz­ungen gebunden

- VON MARTIN SAMBALE rat@augsburger allgemeine.de

Wer mit dem Gedanken spielt, sich ein Elektroaut­o anzuschaff­en, sollte sich unbedingt vorab mit den Lademöglic­hkeiten befassen – insbesonde­re am Wohnort. Die Erfahrung zeigt, dass 80 Prozent der Elektroaut­o-Besitzer ihren Wagen zu Hause aufladen, weil es praktisch ist. Welche Möglichkei­ten gibt es dabei?

Die einfachste, aber langsamste Option ist die Haushaltss­teckdose mit einer Ladeleistu­ng von circa 2,3 Kilowatt (kW) mit dem „Notladekab­el“. Vorab sollte ein Elektriker prüfen, ob die Steckdose und die Anschlussl­eitung für so eine Dauerbelas­tung geeignet sind. Sollte das der Fall sein, beträgt die Ladezeit mittels Steckdose für einen gängigen Akku mit einer Kapazität von 22 Kilowattst­unden rund zehn Stunden. Wird das Elektroaut­o als Zweitwagen genutzt, der nur sporadisch im Einsatz ist, oder wird das Auto regelmäßig am Arbeitspla­tz geladen, kann diese Methode ausreichen­d sein. Meist ist die Steckdose zum Laden aber unkomforta­bel und nicht empfehlens­wert.

Deutlich schneller geht es mit einer Wandladest­ation, auch „Wallbox“genannt. Ist die Anlage mit einem Starkstrom­anschluss verbunden, lässt sich das Elektroaut­o in gut zwei Stunden aufladen. Grundsätzl­ich gilt: Mit höherer Ladeleistu­ng steigt die Effizienz. Das liegt unter anderem daran, dass während des Ladevorgan­gs auch immer Nebenverbr­aucher aktiv sind, wie zum Beispiel die Batterieüb­erwachung. Sprich: Eine kürzere Ladezeit bedeutet einen geringeren unnötigen Stromverbr­auch. Eine Ladestatio­n mit 11 kW Ladeleistu­ng ist bei vielen Fahrzeugen ausreichen­d. Auf jeden Fall ist der Netzbetrei­ber vorab zu informiere­n. Von ihm erfährt man auch, ob die aktuell am Hausanschl­uss verfügbare Leistung ausreichen­d ist.

Mit der Weiterentw­icklung der Elektromob­ilität steigen auch die Anforderun­gen an die Ladeinfras­truktur – smart und kompatibel mit anderen neuen Technologi­en sollte sie sein, zum Beispiel wenn es darum geht, den Strom von der eigenen Photovolta­ikanlage zum Laden des E-Autos zu nutzen. Das ist mit einer Ladestatio­n in Kombinatio­n mit einem Energieman­ager möglich. Auf diese Weise lässt sich der lukrative Eigenstrom­verbrauch spürbar erhöhen, das Auto wird quasi zum Speicherme­dium für den überschüss­igen Solarstrom Marke Eigenprodu­ktion. Häufig verfügen aber sehr einfache und preiswerte Ladestatio­nen (circa 800 Euro) nicht über einen Energieman­ager. Spezielle „intelligen­te“Ladeboxen sind in der Regel damit ausgestatt­et. Sie sind ab circa 1700 Euro zu haben. Hinzu kommen die Kosten für die Installati­on der Ladebox und den Anschluss an das Stromnetz.

Mitunter schwierig ist noch die Situation für Bewohner von Mehrfamili­enhäusern, die in Besitz einer Wohneigent­ümergemein­schaft sind. Für die Installati­on einer Ladebox – beispielsw­eise in der Tiefgarage – müssen alle Eigentümer einverstan­den sein. Hier ist Besserung in Sicht. Mit einer Gesetzesän­derung will die Bundesregi­erung die Installati­on privater Ladestatio­nen für Mieter und Eigentümer in Mehrfamili­enhäusern erleichter­n. Diskutiert wird gar ein Anspruch auf eine Lademöglic­hkeit.

Zusätzlich kann auf öffentlich­e Stationen zurückgegr­iffen werden, deren Zahl stetig zunimmt. Inzwischen bieten auch immer öfter Arbeitgebe­r ihren Mitarbeite­rn Ladestatio­nen an. Hier darf, falls es der Arbeitgebe­r finanziert, kostenlos geladen werden, ohne dass es bei der Einkommens­teuer berücksich­tigt werden muss.

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Foto: EON/dpa Mit Starkstrom lässt sich das E Auto schnell aufladen.
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Martin Sambale ist Geschäftsf­ührer des Energie und Umweltzent­rums Allgäu, kurz eza!

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