Augsburger Allgemeine (Land Nord)

Die mit der Goldkante

Die 80er – Blick hinter die Gardine

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Bonner Republik, eine Eigenheims­iedlung Mitte der 80er Jahre. Das kleine Lexchen mit seinen „feuerroten Troll-Haaren“wuselt durch einen Garten. Es ist eine scheinbare Idylle, in die Alexa Hennig von Lange ihren neuen Roman setzt. Und wenn man die Beschreibu­ng des Mädchens mit einem Foto der Autorin vergleicht, liegt der Schluss nahe, dass die Berlinerin mit „Kampfstern­e“gar in der eigenen Kindheit stöbert.

Die in den Anfangsjah­ren der Pop-Literatur gefeierte Hennig von Lange, mittlerwei­le fünffache Mutter, schreibt nach Jahren als Kinder-, Jugend- und Sachbuchau­torin wieder einen Roman für Erwachsene. In „Kampfstern­e“folgt sie mehreren Ich-Erzählern, Eltern und Kindern. Rita zum Beispiel, empathielo­se, garstige Mutter, die jenes Lexchen, den Nachwuchs ihrer Freundin Ulla, nicht ertragen kann. Rita wäre eine fantastisc­he Heldin. Ist sie aber nicht, weil sich Hennig von Lange um alle Personen gleichrang­ig kümmert – und damit um keine so richtig. Frauen wollen das Beste für ihre Sprössling­e, Väter sind Waschlappe­n oder gewalttäti­g, Kinder werden musisch geschult, zerbrechen jedoch an den Ansprüchen. Es werden Stereotype beschriebe­n, die an Ado-Goldkante und PalmoliveH­ände erinnern – als ob Werbespots je die Realität dargestell­t hätten. „Kampfstern­e“hätte eine gute Satire auf frühe Helikopter-Eltern werden können. Dazu müsste man aber den Klischees widerstehe­n.

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Dumont, 224 Seiten, 20 Euro Alexa Henning von Lange: Kampfster ne.

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