Augsburger Allgemeine (Land Nord)
Initiative wehrt sich gegen Umfahrung
Verkehr Seit Langem wird in Dinkelscherben über eine Umfahrung diskutiert. Seit ein paar Monaten gibt es Bewegung in der Debatte. Eine Bürgerinitiative hat nun Unterschriften gegen das Riesenprojekt gesammelt. Wie es nun weitergeht
Dinkelscherben Noch stehen die Pläne zu einer möglichen Umfahrung in Dinkelscherben am Anfang. Doch schon jetzt regt sich Widerstand. Über 400 Unterschriften sammelte ein Aktionsbündnis gegen das Verkehrsprojekt. Sie sehen die Natur in Gefahr. Doch ist eine Umfahrung überhaupt realisierbar? Und wenn ja, wann?
Seit vielen Jahren wird in Dinkelscherben über eine mögliche Umgehungsstraße diskutiert. Passiert ist in all der Zeit wenig. Doch seit einigen Monaten kommt Bewegung in die Debatte. Noch in diesem Jahr möchte die Marktgemeinde prüfen, inwiefern eine Umgehung zur Entlastung des Verkehrs beitragen könnte. Eine Verkehrszählung soll Aufschluss bringen, erklärt Bürgermeister Edgar Kalb. Vor allem aber, geht es bei der Zählung ums Geld. Denn nur, wenn über die Hälfte des Verkehrs potenziell auf eine Umgehungsstraße ausweichen würde, könnte die Gemeinde die notwendigen Zuschüsse vom Freistaat zum Bau bekommen, sagt Kalb. Autofahrer werden bei der Zählung nach ihrem Zielort gefragt. Schließlich würden all diejenigen, die nach Dinkelscherben wollen, keine Umfahrung nutzen. Kalb geht davon aus, dass „so viele Lastwagen wie noch nie“derzeit durch die Marktgemeinde fahren. Das liege zum einen am Ansteigen der Verkehrszahlen insgesamt. Zum anderen aber auch am anhaltenden Bauboom. Ein großer Teil der Lastwagen fahre nämlich zu einem ansässigen Baustahlbetrieb in Dinkelscherben.
Bereits in den 90er-Jahren wurde im Marktgemeinderat über eine mögliche Umfahrung im Bereich dieses Betriebs diskutiert. Damals gab es Pläne für einen Umgehungsabschnitt im Westen. Die Gemeinde habe zu diesem Zweck bereits einige Grundstücke erworben, erklärt Kalb. Letztlich scheiterte das Projekt aber. Der aktuelle Gemeinderat wolle nun eine „vollumfängliche“Umfahrung prüfen. Die Pläne sehen daher nicht nur den Teilabschnitt im Westen aus den 90er-Jahren vor, sondern auch den im Osten über die Zusam bis zur Augsburger Straße in Richtung Häder (siehe Foto). Derzeit geht die Gemeinde dazu von Kosten in Höhe von rund 13 Millionen Euro aus. Die Option sei allerdings nur eine von mehreren, welche im weiteren Verlauf der Planung zur Debatte stehen sollen. Auch eine Umfahrung im Norden sei denkbar, sagt der Bürgermeister. Nach der Verkehrszählung werde man weiter darüber diskutieren.
Einer, der diese Diskussion schon jetzt gerne beenden möchte, ist Werner Schmidt. Er ist – zusammen mit Joachim Aumann – Initiator der Bürgerinitiative gegen die geplante Umfahrung. In den letzten Monaten sammelte die Initiative 421 Unterschriften gegen das Projekt. Aus ihrer Sicht hätte die Umgehung nicht nur eine deutlich spürbare Zerstörung wertvoller Natur zur Folge. Auch die betroffenen Anwohner hätten darunter erheblich zu leiden. Schmidt betont, dass es der Initiative nicht darum gehe, eine destruktive Haltung einzunehmen. Man wolle sich konstruktiv einbringen und Alternativen vorschlagen. Ein Vorschlag sei es zum Beispiel, in mehr Fahrradwege zu investieren, um den Verkehr aus der Gemeinde zu bringen. Auch eine neue Vorfahrtsregelung an der Kreuzung am Marktplatz sowie zusätzliche Brücken über die Zusam könnten Entlastung bringen, meint Schmidt.
Vorschläge, von denen Bürgermeister Edgar Kalb nicht überzeugt ist. Zwar sei es wünschenswert, dass mehr Menschen das Fahrrad als Alternative zum Auto sehen, die Statistik zeige aber, dass der Trend in eine andere Richtung gehe. „Sollten die Verkehrszahlen weiter steigen, brauchen wir andere Lösungen“, sagt Kalb. Auf lange Sicht führe an der Umgehung kein Weg vorbei.
Bis es tatsächlich so weit ist, könne es aber noch einige Zeit dauern. Vergleichbare Projekte, wie die Umgehung bei Burtenbach, hätten schließlich auch Jahrzehnte gebraucht. Kalb wolle die Pläne weiter vorantreiben, auch wenn er die Umfahrung erst in etwa 20 Jahren realisiert sieht. „In meiner Zeit als Bürgermeister werde ich das wohl nicht mehr erleben.“