Augsburger Allgemeine (Land Nord)
Jazz und neue Volksmusik
Konzerte Das Auwald-Trio und Opas Diandl lösen bei Zuhörern im Kapitelsaal in Thierhaupten Begeisterungssturm aus
Thierhaupten Schon sehr lange werden in Thierhauptens ehemaligem Kloster hochkarätige Konzerte veranstaltet. Vor Kurzem konnten die Musikliebhaber im Kapitelsaal gleich zwei Konzerte genießen – und waren begeistert sowohl vom Auwald-Trio als auch vom Quintett Opas Diandl.
Das Auwald-Trio stammt aus dem allgäuerischen Oberdorf-Martinszell, hat aber eine Verbindung nach Thierhaupten. Denn vor über 20 Jahren zog es Bandleader Christian Ludwig Mayer der Liebe wegen nach Thierhaupten, wo er vom historischen Kloster fasziniert war. „Heute geht für mich ein kleiner Traum in Erfüllung, da ich hier in diesem faszinierenden Ambiente endlich spielen darf“, so Mayer. Er hat alle Titel selbst geschrieben. Am Klavier spielt er in einer fantastischen schnellen Form und reißt so Ludwig Leininger am Bass und Lorenz Rutigliano am Schlagzeug mit. Das Trio begeistert mit viel Abwechslung: Viel Jazz, Swing, Walzer, Landler und – selbst zugegeben – auch einigen „Schrullen“. Die drei Musiker stecken das Publikum im Saal mit ihrer Fröhlichkeit, Lockerheit und Coolness einfach an und spielen sämtlich ohne Noten. „Wer tanzt mit wem und warum“fragen sie etwa musikalisch oder lassen, orientalisch angehaucht, die „Flaschengeister“tanzen. Beim „Jodler in düsteren Tagen“darf das Publikum die Augen schließen und sich einen Viehscheid vorstellen. Es hört förmlich das leise Scheppern der kleinen Glocken und wie die Tiere den Berg herunter aus einer herbstlichen Nebelsuppe dem Tal zusteuern.
Das Quintett Opas Diandl, zu dem die Vollblutmusiker Markus Prieth, Daniel Faranna, Jan Langer, Thomas Lamprecht und Veronika Egger (Geige) gehören, kam auf Einladung des Bezirks Schwaben in den Kapitelsaal. Die Formation heizte dem Publikum richtig ein und zeigte, wie traditionelle Volksmusik aus Südtirol klingen kann. Diese möchte das Quintett nämlich neu erfinden; es versteht Musik als das schönste aller Kommunikationsmittel überhaupt. Power und Dynamik von Opas Diandl nahmen bis zum Schluss nicht ab; jede einzelne Körperzelle der Darsteller auf der „Spielwiese Volksmusik“bringt Höchstleistungen, spürte das überwältigte Publikum. Bei der „SauPolka“gab Jan Langer mit zwei Holzkochlöffeln den Takt an, wird immer schneller und schneller – einfach unschlagbar. Aber natürlich zeigte Opas Diandl auch Herz bei „Blattl im Wind“oder „Neue Welt“, wo sich die Musiker eine bessere Zukunft mit viel Geborgenheit und Sicherheit vorstellen und hoffen, dass alle Menschen Hilfe bekommen, es keinen Hunger mehr gibt und keine Bettler mehr Straßenzüge zieren.
Bei der Zugabe sind die Südtiroler wieder in ihrem Element. Geschultert mit ihren Instrumenten ziehen sie durch das Publikum und spornen dabei ihre Geigerin Veronika Egger derart an, dass diese auf die vier Teile des historischen Rundtisches aus der Klosterzeit springt und darüber Geige spielend entlang hüpft. Die klatschenden Zuhörer sind völlig aus dem Häuschen, und auch die vielen alten Äbte, deren Porträts in verzierten Gemälderahmen den Kapitelsaal schmücken, scheinen begeistert.