Augsburger Allgemeine (Land Nord)

Die SPD zerfleisch­t sich

- VON BERNHARD JUNGINGER bju@augsburger allgemeine.de

Eigentlich hat SPD-Chefin Andrea Nahles ihr Ziel ja erreicht: Verfassung­sschutzprä­sident HansGeorg Maaßen ist gefallen, ganz so, wie sie es gefordert hatte. Trotzdem steht Nahles in ihrer Partei jetzt heftig in der Kritik. Das Problem ist nämlich: Maaßen ist nach oben gefallen. Innenminis­ter und CSU-Chef Horst Seehofer hat seinen Vertrauten Maaßen sogar noch befördert.

Viele in der SPD, die so gern die Partei der kleinen Leute wäre, fühlen sich verschauke­lt. Welch verheerend­es Bild von der Politik die Maaßen-Mauschelei abgibt, hat Nahles offenbar nicht bedacht. Mit dem Vorwurf, sie habe sich von Seehofer über den Tisch ziehen lassen, muss sie leben. Doch es muss auch in der SPD allen klar sein, dass mehr wohl gar nicht drin war. Innenminis­ter Seehofer hatte sich klar hinter Maaßen gestellt. Dass er ihn einfach entlassen würde, konnte also niemand erwarten. Viel Scheinheil­igkeit und Häme ist im Spiel, wenn gewisse Genossen nun genüsslich auf Nahles einprügeln. Vor allem jene tun sich hervor, die nicht mehr oder noch nicht in der Verantwort­ung stehen. Unbeirrt geht die SPD so weiter den Weg der Selbstzerf­leischung, der sie so tief in die Krise geführt hat.

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