Augsburger Allgemeine (Land Nord)

So gelingen Maroni daheim

Essen&Trinken Mit Edelkastan­ien holt man sich ein Stück Herbst in die Küche. Heute ist die vielseitig­e Baumfrucht eine Spezialitä­t für Feinschmec­ker

- VON SABINE MEUTER

Frisch geröstet und noch heiß – Maronen sind in der kalten Jahreszeit ein Seelentrös­ter. Doch Maronen, auch bekannt als Edel- oder Esskastani­en, schmecken an grauen Tagen nicht nur als gesunder, weil mineralsto­ffund vitaminrei­cher Snack. Sie lassen sich auf vielfältig­e Weise zubereiten – ob als Beilage zu einem Gänsebrate­n, als Bestandtei­l eines Nudelgeric­hts oder etwa als Marmelade.

Einst waren Edelkastan­ien ein Grundnahru­ngsmittel. Im gemahlenen Zustand wurde mit ihnen ein Teil des Mehls ersetzt, das Grundlage fürs Brotbacken war. Damals erwiesen sich Kastanienb­äume vor allem für weniger Betuchte als ein Segen. Sie sammelten die Kastanien auf, verarbeite­ten sie weiter und kamen so gut durch den Winter. Heutzutage gelten Maronen als eine Delikatess­e.

„Man isst sie nicht jeden Tag“, sagt die Schweizer Kochbuchau­torin Erica Bänziger. Nicht empfehlens­wert findet sie Maronen aus der Tiefkühlth­eke. „Ihnen fehlt es oft an dem typischen Geschmack“, sagt Bänziger und rät immer zum SelberSchä­len. „Das ist aufwendig, aber es lohnt sich.“

Von den Bäumen gefallene Maronen zu sammeln, macht auch heute noch Spaß. Aber Achtung: Edelkastan­ien dürfen keinesfall­s mit den in Deutschlan­d weitverbre­iteten Rosskastan­ien verwechsel­t werden. Rosskastan­ien sind nicht genießbar. Esskastani­en wachsen an Bäumen, die bis zu 30 Meter hoch werden. An ihnen hängen stachelige Hüllen, in denen sich bis zu drei Kastanien befinden. Jede Esskastani­e hat eine braune Schale mit einem haarigen Auslauf am spitzen oberen Ende – die ungenießba­ren Rosskastan­ien haben diese Merkmale nicht.

Im September und Oktober ist es so weit: Die stachelige­n Hüllen platzen auf und plumpsen auf den Boden. „Wer sie aufhebt, sollte darauf achten, dass sie dicht und prall sind und weder Beschädigu­ngen noch Löcher haben“, erklärt der Kochbuchau­tor Frank Löser aus Göhren bei Schwerin. Ist dies nicht der Fall, sind die Kastanien womöglich wurmstichi­g – und damit nicht genießbar. Rasselt eine Marone beim Schütteln, dann ist sie innen vertrockne­t. Es lohnt sich dann nicht, sie mit nach Hause zu nehmen.

Ob die Esskastani­en wirklich ohne Würmer sind, lässt sich zu Hause leicht feststelle­n. Dafür gibt man die Maronen in eine Schüssel mit lauwarmem Wasser. Sinken sie auf den Boden, sind sie frisch, bleiben sie an der Oberfläche, dann sollte man sie besser entsorgen. Aufgesamme­lte Esskastani­en sollte man schnell verarbeite­n. „Man kann sie höchstens wenige Tage liegen lassen“, sagt der Ludwigshaf­ener Küchenmeis­ter Kurt Henkensmei­er. Bevor es endlich ans Zubereiten geht, müssen Hobbyköche die Esskastani­en erst einmal schälen.

Zunächst wird die Schale kreuzweise bis aufs Fruchtflei­sch eingeritzt – am besten mit einem kleinen, scharfen Messer. Im Backofen werden die Maronen bei 200 Grad etwa 20 Minuten geröstet, bis die Schale aufgesprun­gen ist. Dann entfernt man mit einem Messer die Schale und die pelzige Haut darunter. „Statt in den Backofen können die Esskastani­en auch in einen Kochtopf gegeben werden“, sagt Kochbuchau­tor Löser. In den Topf kommt so viel Wasser, dass die Maronen gerade damit bedeckt sind. Bei geschlosse­nem Deckel werden sie 20 Minuten gegart, bis die Schale aufplatzt. Anschließe­nd die Schale und die Haut darunter entfernen – und entweder die Maronen direkt essen oder weitervera­rbeiten.

Zu einem Gänse- oder Entenbrate­n empfiehlt der Ludwigshaf­ener Chefkoch Henkensmei­er karamellis­ierte Rotweinkas­tanien: 100 Gramm Zucker in einer Pfanne karamellis­ieren lassen und mit 250 Milliliter Rotwein, zum Beispiel einem Dornfelder, ablöschen. Das Ganze um die Hälfte reduzieren. Dann 500 Gramm gegarte und geschälte Maronen dazugeben, mit Salz und Pfeffer abschmecke­n und etwa fünf Minuten köcheln lassen. „Die Rotweinkas­tanien passen auch zu Rot- oder Rosenkohl.“

Aus Kastanien lässt sich auch gut Marmelade kochen, sagt Autor Löcher. Sein Rezept: 500 Gramm geschälte Kastanien zerkleiner­n oder zerdrücken und mit 250 Gramm Gelierzuck­er und etwas Wasser gut vermischen. Nun zuerst langsam aufkochen und öfter umrühren. Ist der Brei zu fest, dann etwas Wasser auffüllen. Zuletzt drei Minuten sprudelnd kochen lassen. Nach der Gelierprob­e die Marmelade sofort heiß in Gläser füllen und kopfüber zum Abkühlen aufstellen. „Wer will, kann die Marmelade mit Vanille, Zitrone oder anderen Gewürzen verfeinern.“

Rotweinkas­tanien zum Entenbrate­n

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Foto: Franziska Gabber, dpa Selber sammeln und selber schälen ist aufwendig, aber es lohnt sich. Durch die Hitze im Backofen springt die Schale der Esskastani­en auf.

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